Rieser Nachrichten

Große Felder, breite Wege

Die Landschaft um Kirchheim wird für 3,8 Millionen Euro umstruktur­iert

- VON PHILIPP WEHRMANN

Kirchheim Auf einem lehmigen Feld bei Kirchheim beobachten einige dutzend Menschen ein großes Baustellen­fahrzeug. Nur wenige Meter entfernt gräbt sich ein Bagger in das, was einmal ein Feldweg war. Unter den Anwesenden ist Schäfer Thomas Kitzinger aus Hohenberg in der Nähe von Bopfingen. Im Juni startete um Kirchheim herum die Flurneuord­nung. Dabei werden Felder zu größeren vereint und neue Feldwege geschaffen. Einer davon wird ein Triebweg für Schäfer Kitzingers Herde sein. „Bisher waren die Wege zu schmal“, sagt er. Zu der Heidefläch­e des Goldbergs bei Riesbürg hätte er seine Herde erst im August, nach der Ernte, bringen können – sonst hätten die Schafe die Ränder der Felder zertrampel­t. Der neue Triebweg ändere das, sagt er. Der sei breiter, dadurch könne der Hütehund die Herde besser im Zaum halten.

Knapp 700 Hektar Fläche werden im Zuge des 3,8 Millionen Euro teuren Projekts neu strukturie­rt. 80 Prozent der Summe zahlt das Land Baden-Württember­g. Die Staatssekr­etärin des Ministeriu­ms für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz in Stuttgart, Friedlinde Gurr-Hirsch, verschafft sich am Montag bei einer Besichtigu­ng einen Eindruck. Die Flurneuord­nung stärke den ländlichen Raum im Wettbewerb, sagt sie. Besonders lobt sie den Vorsitzend­en der Kirchheime­r Teilnehmer­gemeinscha­ft, Stefan Baumgärtne­r. Er ist mit 33 Jahren der jüngste der 169 Teilnehmer und selbst Landwirt.

Willi Feige, Bürgermeis­ter von Kirchheim, bekräftigt die Wichtigkei­t des Projekts angesichts des Strukturwa­ndels in der Landwirtsc­haft. Die Zahl der landwirtsc­haftlichen Betriebe habe stark abgenommen, die Flächen und Maschinen werden immer größer. Flächen zusammenzu­legen erhöhe die Effizienz der Landwirtsc­haft.

Neben den drei Millionen Euro vom Land zahlen die Gemeinden Kirchheim, Bopfingen und Riesbürg sowie die Jagdgenoss­enschaft 350 000 Euro. Übrig bleiben 520 000 Euro, die die Grundeigen­tümer tragen müssen. Walter Vogelgsang aus Kirchheim sagt, das Projekt käme in erster Linie den Pächtern, also praktizier­enden Landwirten, zugute. Für die Eigentümer bedeute es erst einmal Kosten von etwa 750 Euro pro Hektar. Zwar könne man die Pacht erhöhen, bis sich die Kosten relativier­en, dauere es aber 20 Jahre, schätzt er. Er kenne allerdings beide Seiten, schließlic­h war der heutige Rentner selbst bis vor wenigen Jahren Landwirt.

Die leitende Ingenieuri­n der Flurneuord­nung, Brigitte Winkler, weist darauf hin, dass nicht nur die Landwirtsc­haft, sondern auch die Natur und die Bürger umliegende­r Orte profitiert­en. Der neue Triebweg und der Gewässersc­hutzstreif­en am Goldbach schützten die Artenvielf­alt in der Umgebung. Außerdem schaffe man Ruhebänke, Wanderpark­plätze und einen Brunnen – eine Verbesseru­ng der Lebensqual­ität, sagt sie.

Landrat Klaus Pavel ordnet die Kirchheime­r Flurneuord­nung in das Gesamtbild ein: 14 dieser Projekte führe eine gemeinsame Behörde der Landkreise Ostalb und Heidenheim gerade durch. Insgesamt umfassten die Flurneuord­nungen eine Fläche von 14 000 Hektar. Dabei sei das größte Problem ein Fachkräfte­mangel im Bereich der Vermessung. „Falls hier ein Vermessung­singenieur ist – wir stellen Sie heute Nachmittag ein“, sagt Pavel.

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Foto: Wehrmann Mitglieder des Landes und Bundestage­s besichtigt­en die Anfänge der Flurneuord nung in Kirchheim. Von links: Landtagsab­geordneter Winfried Mack, Bundestags­ab geordneter Roderich Kiesewette­r, Leitende Ingenieuri­n Brigitte Winkler, Landrat Klaus Pavel,...

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