Inklusion, die durch den Magen geht
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Nördlinger Cap-Marktes kochen der Fernsehkoch Volker Westermann und Sternekoch Joachim Kaiser für die Kunden
Nördlingen Ein ovales Rindfleischstück wandert für ein paar Minuten in einen 800 Grad heißen kleinen Ofen, genannt Beefer. Danach kurz ziehen lassen und mit Salz und Pfeffer würzen. Über das frischgebratene Fleischstück wird zerlaufene Estragon-Butter geträufelt. Fertig ist das Rib-Eye-Steak, das zusammen mit drei weiteren Gerichten in der Showküche vor dem Nördlinger Cap-Markt angeboten wird. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Supermarktes schnippeln und braten dort der Fernsehkoch Volker Westermann und der Nördlinger Sternekoch Joachim Kaiser.
„Für eine Spende von mindestens fünf Euro können die Kunden zugreifen“, sagt Marktleiter Jürgen Maier. In den vergangenen Tagen seien mehrere Verkostungen angeboten worden. Am Donnerstagabend verschenkte man Lose an die Kunden. Für den Freitagnachmittag war noch ein Kinderschminken geplant. Den Fernsehkoch Volker Westermann, der an der Glaskno- chenkrankheit leidet und im Rollstuhl sitzt, lernte Maier im vergangenen Jahr bei einer Marktleiterversammlung kennen. „Wir haben ihn später gefragt, ob er zu unserem Jubiläum kommen möchte“, erklärt Maier.
„Ich schätze die Cap-Märkte und ihr Konzept“, sagt der Fernsehkoch. Er findet es richtig, dass Menschen mit Behinderung im sichtbaren Geschäftsfeld arbeiten. Seiner Meinung nach nehmen sich Kunden wie Mitarbeiter mehr Zeit beim Einkauf und der Stress falle ab. Westermann glaubt, dass das Konzept der Inklusion auch in anderen Branchen funktionieren würde. „Überall, wo Menschen sich treffen“, sagt der Fernsehkoch, der eigentlich eine journalistische Ausbildung genossen hat. „Die Internatsküche hat mir nicht geschmeckt“, erinnert sich Westermann. Deswegen sei er dazu übergegangen, selbst Gerichte nachzukochen, die ihm gefielen.
Durch seine Freundschaft mit Alfred Biolek, erzählt Westermann, sei er ins Fernsehen gekommen. „Es macht Spaß, für Menschen zu kochen“, sagt er. Bei ihm daheim sei die Küche der Ort der Zusammenkunft, wo alle miteinander das Essen zubereiten.
Das sei für ihn auch Inklusion. „Meistens ist das eine trockene Angelegenheit, aber wenn man Inklusion mit Genuss verbinden kann, hilft das ungemein“, erklärt der Fernsehkoch, der zusammen mit einem Jugendfreund seiner Frau, Alexander Kadach, kocht.
„Ich finde es großartig, was Volker leistet“, sagt Joachim Kaiser. Zum Jubiläum des Cap-Marktes betont der Nördlinger Sternekoch, dass er die familiäre Atmosphäre im Laden schätze. Privat kaufe er oft in der Nördlinger Filiale ein. Am Freitagvormittag hat er zusammen mit Volker Westermann für die geladenen Gäste gekocht. Zahlreiche Vertreter der Politik sind zum Jubiläum gekommen.
Der Geschäftsführer der Roko, Erich Geike, erinnert in seiner Rede an die Entstehung des ersten CapMarktes in Bayerisch-Schwaben im Jahr 2007. Der Nördlinger Markt sei der 44. gewesen, heute gebe es mehr als 100 in ganz Deutschland. Jährlich mache der Supermarkt an der Bößeneckerstraße einen Umsatz von knapp drei Millionen Euro. Die Roko ist ein gemeinschaftliches Unternehmen der Lebenshilfe DonauRies, der Lebenshilfe Dillingen und der Gemeinde Asbach-Bäumenheim.
Oberbürgermeister Hermann Faul erzählt, dass es seinerzeit lange keine Nutzungsidee für den stillgelegten Preisfux-Markt gab. Er bedankt sich für den Mut, den die Cap-Macher an den Tag legten. Faul selbst kaufe gerne hier ein. Ihm sei es wichtig, dass so viele Kunden den Markt so toll angenommen haben. Landrat Stefan Rößle spricht das Thema der „gelebten Inklusion“an. Vor allem die Freundlichkeit und die Hingabe der Mitarbeiter hebt er hervor. Programm Am heutigen Samstag, 23. September, findet am Cap Markt von 11 bis 14 Uhr ein Marktfest im Zelt mit der „Stadtjazzerey“statt. Außer dem gibt es ein Kinderprogramm.