Acht Direktkandidaten und 21 Parteien treten an
Wähler greifen immer häufiger zur Briefwahl. Wen und wann Sie am Sonntag im Donau-Ries-Kreis wählen können
Landkreis Genau 100245 Menschen dürfen im Landkreis Donau-Ries heuer ihre zwei Kreuze für die Bundestagswahl machen. Morgen öffnen die Wahllokale. Immer mehr Menschen geben ihre Stimme aber schon vorher per Briefwahl ab.
Sämtliche Wahllokale haben von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Mathias Böck, Wahlfachbearbeiter des Landratsamts, sagt, das sei gesetzlich so vorgeschrieben. Erneut habe sich der Anteil der Briefwähler erhöht – dieser Trend ist bundesweit zu beobachten, seit die Briefwahl seit 2009 ohne Angabe von Gründen möglich ist. Insgesamt dürfen gut 190000 Bürger im Wahlkreis 254 wählen, für den Kreiswahlleiterin Christine Geiger verantwortlich ist. Zum Wahlkreis zählen nämlich nicht nur der Donau-Ries-Kreis, sondern auch der Landkreis Dillingen und acht Gemeinden des Landkreises Aichach-Friedberg.
Insgesamt 21 Parteien stehen für die Zweitstimme zur Wahl: CSU, SPD, Grüne, FDP, AfD, Die Linke, Freie Wähler, Piraten, ÖDP, Bayernpartei, NPD, Tierschutzpartei, MLPD, BüSo, BGE, DiB, DKP, DM, Die PARTEI, Gesundheitsforschung und die V-Partei³. Die Zweitstimme bestimme über die Zusammensetzung des Bundestags, erklärt Böck. Somit sei sie auch maßgeblich für die Mehrheitsverhältnisse und die Wahl des Kanzlers. Gemeinhin gilt die Zweitstimme als „wichtigere“der beiden Stimmen.
Acht Direktkandidaten konkurrieren im Wahlkreis Donau-Ries um das Bundestagsmandat: Ulrich Lange für die CSU, Christoph Schmid für die SPD, Albert Riedelsheimer für die Grünen, Walter Lohner für die FPD, Rafael Hauptmann für die AfD, Manfred Seel für die Linke, Stephan Stieglauer für die Freien Wähler und Johannes Thum für die ÖDP. Die Erststimme bestimmt, welcher Direktkandidat für den Wahlkreis 254 ins Parlament einzieht. Sie habe den Zweck, dafür zu sorgen, dass jede Region im Bundestag vertreten sei, sagt Mathias Böck. Dazu kommen Überhangund Ausgleichsmandate. Böck erklärt den Sachverhalt wie folgt: Eine Partei kann über die Erststimmen in den jeweiligen Wahlkreisen mehr Direktmandate gewinnen, als ihr anhand der Zweitstimme Sitze im Parlament zustehen. Trotzdem müssen sämtlich Direktkandidaten, die von ihrem Wahlkreis ein
Mandat erhalten, einen Sitz bekommen.
Wenn eine Partei also beispielsweise 200 Direktmandate gewinnt, aber auf der Grundlage der Zweitstimmen nur 150 der insgesamt 598 geplanten Sitze erhalten sollte, erhält sie die vollen 200, also 50 Überhangmandate. Das Verhältnis der Parteien im Parlament, das die Zweitstimmen festlegen, müsse aber erhalten bleiben. Deshalb werden die anderen Parteien mit exakt so vielen Ausgleichsmandaten ausgestattet, dass der Proporz der Zweitstimmen eingehalten wird. Bei dieser Bundestagswahl rechnen manche Experten damit, dass durch die Überhang- und Ausgleichsmandate bis zu 100 Sitze mehr im Bundestag nötig sein werden.
Ein großes Thema vor der Bundestagswahl war die IT-Sicherheit. „In den vergangenen zwei Wochen, der heißen Phase, wurde noch viel in diesem Bereich getan“, sagt Wahlfachbearbeiter Böck. Der Hersteller der Wahlsoftware habe noch ein Update mit Verbesserungen geliefert. Insbesondere die Übermittlung der Daten vom Wahlkreis an den Landeswahlleiter sei sicherer geworden – ins Detail möchte Böck aus Sicherheitsgründen nicht gehen.
Ähnlich der bundesweiten Entwicklung sei die Briefwahl im Wahlkreis populärer geworden, sagt Böck. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 habe die Briefwählerquote noch einmal um 1,5 Prozentpunkte zugelegt. Grundsätzlich lasse sich nicht feststellen, ob die Briefwahl in Städten oder den kleineren Gemeinden verbreiteter sei.
Gestern konnten Bürger noch bis 18 Uhr die Briefwahlunterlagen beantragen. Zuvor haben wir in den zuständigen Behörden einiger Rieser Kommunen gefragt, wie viele Wahlberechtigte bis zu diesem Zeit- punkt auf die Briefwahl zurückgegriffen hätten.
Besonders deutlich wird in der VG Oettingen, dass der Trend zur Briefwahl nicht eindeutig Städten oder Dörfern zugeschrieben werden kann. Für die Wahl zuständig ist dort Günther Schwab. In der Kernstadt beantragte etwa ein Viertel der Wahlberechtigten bis Donnerstag die Briefwahl, sagt er. In der Gemeinde Munningen seien es hingegen 38 Prozent, in Schwörsheim, einem Ortsteil Munningens, sogar 43 Prozent. Die Gründe dafür kenne man nicht, Munningen sei aber schon in der Vergangenheit durch eine hohe Briefwählerquote aufgefallen, sagt Schwab.
Erika Händler, die beim Einwohnermeldeamt Wemding zuständig für die Bundestagswahl ist, sagt, die Briefwahl hätte erneut „stark zugenommen“. 1539 der 4356 Wahlberechtigten, also gut 35 Prozent, nutzten sie mittlerweile.
Der Sachbearbeiter Wahlen der Stadt Donauwörth, Jörg Breu, sagt, 4481 der 14 021 Wahlberechtigten in seinem Zuständigkeitsbereich zögen den Einwurf des Stimmzettels dem Besuch der Wahlurne vor.
In der VG Rain haben 2786 der 10136 Wahlberechtigten bis Donnerstag die Briefwahl beantragt, also gut 27 Prozent, erklärt der zuständige Sachbearbeiter Adalbert Riehl. 6435 Wahlberechtigte entfallen auf das Stadtgebiet von Rain. Dort beträgt die Briefwählerquote knapp 30 Prozent und ist demnach nur unwesentlich höher als in den umliegenden kleineren Gemeinden.
Experten erwarten bis zu 100 Abgeordnete mehr
Großes Thema ist IT Sicherheit
Über 4000 Briefwähler in der Stadt Nördlingen
Daniel Witzinger, beim Ordnungsamt Nördlingen zuständig für die Bundestagswahl, berichtet, dass zu diesem Zeitpunkt etwas über 4000 der 15 020 Wahlberechtigten per Brief wählen.
Mathias Böck vom Landratsamt weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man nicht mehr die Post nutzen solle, um seinen Wahlzettel einzureichen. Schließlich trage jeder Wähler selbst die Verantwortung, dass der Wahlzettel bis Sonntag um 18 Uhr eingeht.
Jede Gemeinde stelle allerdings eine Möglichkeit zur Verfügung, die Briefwahlunterlagen außerhalb der Öffnungszeiten der Wahllokale einzuwerfen.