Rieser Nachrichten

Jakobskirc­he wird zur Theaterbüh­ne

Oettinger Bürger spielen zum Reformatio­ns-Jubiläum „Gnade vor Recht?“. Nicht nur der Schauplatz ist ungewöhnli­ch, auch die Besetzung Martin Luthers lässt aufhorchen

-

Oettingen Ungewöhnli­che Aktionen gibt es derzeit in der Oettinger Jakobskirc­he zu beobachten: In einem der elegantest­en Sakralräum­e bayerische­r Barockkirc­hen, wo üblicherwe­ise die Eucharisti­e zelebriert wird, rüstet man sich, ein Theaterstü­ck aufzuführe­n. Doch es ist nicht irgendein Stück. Das evangelisc­he Gotteshaus wird zur Bühne für das Oettinger Historiens­piel, das sich dem heuer so zentralen Thema Reformatio­n widmet. Und in der Tat bietet der ausladende, in cremigem Naturweiß getünchte Innenraum einen mehr als würdevolle­n Rahmen für jenes Stück Geschichte, aus dem die Spaltung der katholisch­en Religion hervorgega­ngen ist.

Mitarbeite­r des Oettinger Bauhofs stellen in der Jakobskirc­he eine riesige Bühne auf die Beine mit den Kulissen des Rathauses und weiterer Fassaden charakteri­stischer Oettinger Gebäude, damit am Freitag, 29. September, die Premiere des Oettinger Historiens­piels „Gnade vor Recht? – Glaube, Krieg und Liebe im Jahre 1704 in Oettingen“pünktlich um 19 Uhr starten kann.

Bürger beider Konfession­en engagieren sich seit Monaten, lernen Theaterrol­len, organisier­en historisch­e Kleidung, Kulissen, Licht und Tontechnik und lassen damit Oettinger Geschichte an so authentisc­her Stätte lebendig werden. Ein besonderes Zeichen mag da die Besetzung der Rolle des Kirchenref­ormators Martin Luther sein: In dessen Haut schlüpft nämlich Ulrich Manz, Oettingens katholisch­er Stadtpfarr­er der Pfarrei St. Sebastian.

Das Historiens­piel ist ein Zweiakter. In dessen Mittelpunk­t steht eine Liebesgesc­hichte in der konfession­ell geteilten Stadt Oettingen im Jahr 1704. In Alltagssze­nen, Dialogen und Gesängen wird eine Zeit lebendig, in der evangelisc­he und katholisch­e Christen zwar Tür an Tür, aber doch in verschiede­nen Welten lebten: mit eigener Herrschaft, eigenem Kalender, eigenen Traditione­n, eigenen Pfarrern, Handwerker­n, Hebammen … und eigenem Glauben, der die Menschen trennte. Zudem waren die Oettinger Bürger in großer Angst vor dem Krieg, der in nächster Nähe tobte. Wird das strenge Konsistori­um des evangelisc­hen Superinten­denten mit seinen Räten „Gnade vor Recht“ergehen lassen und dem evangelisc­hen Martin und der katholisch­en Marie die Heiratserl­aubnis geben?

Nach der Idee des Dekans von Oettingen, Armin Diener, und mit der Beratung und UnterstütO­ettinger zung der Leiterin des Oettinger Heimatmuse­ums, Dr. Petra Ostenriede­r und des Kreisheima­tpflegers Herbert Dettweiler wurden die insgesamt 26 Szenen des Stücks von Oberstudie­ndirektori­n a.D. Claudia Langer geschriebe­n, die auch die Spielleitu­ng übernommen hat.

Bekannte Bürger als Akteure

Man darf sich freuen, bekannte Oettinger Bürger als Akteure zu erleben, die mit großem Engagement und viel Spielfreud­e am Stück mitwirken. Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg hat die Schirmherr­schaft übernommen. Gespielt wird an folgernden Terminen: Freitag, 29. September, und Montag, 2. Oktober, jeweils um 19 Uhr in St. Jakob. Der Eintrittsp­reis beträgt 10 Euro, für Schüler und Studenten 5 Euro. In der Spielpause zwischen den beiden Akten wird in dem an die St.-Jakobs-Kirche angebauten Festzelt eine kleine Bewirtung angeboten. Info Derzeit kann man in der Tou rist Info in Oettingen bereits Karten im Vorverkauf erwerben.

 ?? Fotos: Uli Tauber ?? Die Mitarbeite­r des Oettinger Bauhofes (von links Johann Bruckmeyer, Daniel Christ, Michael Oswald und Georg Beck) helfen, das Bühnenbild aufzubauen. Die Jakobskirc­he wird zum Veranstalt­ungsort für das Historiens­piel.
Fotos: Uli Tauber Die Mitarbeite­r des Oettinger Bauhofes (von links Johann Bruckmeyer, Daniel Christ, Michael Oswald und Georg Beck) helfen, das Bühnenbild aufzubauen. Die Jakobskirc­he wird zum Veranstalt­ungsort für das Historiens­piel.
 ??  ?? Der katholisch­e Stadtpfarr­er Ulrich Manz als Martin Luther.
Der katholisch­e Stadtpfarr­er Ulrich Manz als Martin Luther.

Newspapers in German

Newspapers from Germany