London stockt der Atem
Die britische Hauptstadt wehrt sich mit Gebühren gegen Stinker auf der Straße
London Doppeldeckerbusse keuchen durch die verstopften Straßen, daneben schieben sich schwarze Taxis an schweren Lastwagen vorbei. Die ikonenhaften Black-Cab-Klassiker prägen Londons Stadtbild genauso wie die roten Busse. Doch sie sind auch mitverantwortlich für eines der größten Probleme der Metropole: die massive Luftverschmutzung.
Regelmäßig bleibt Bewohnern wie Besuchern die Luft weg, insbesondere im Zentrum, wo der Trafalgar Square, die Oxford Street oder die Gegend um Westminster besonders viele Menschen anziehen. Am Mittwoch umnebelte abermals dunkler Smog die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Bürgermeister Sadiq Khan schlug Alarm und löste die höchste Warnstufe aus, die das im August 2016 in der Stadt eingeführte System für Luftverschmutzung bietet.
In der U-Bahn, an Bushaltestellen sowie im Radio und Fernsehen wurde insbesondere Menschen mit Lungenoder Herzproblemen geraten, Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Es war bereits das siebte Mal, dass Khan den Atem-Notfall ausrief. Der Politiker nannte die schmutzige Luft „schockierend und illegal“.
Leider ist der Smog Alltag in London, auch aufgrund der schwarzen Taxis, die noch mit alten Dieselmotoren laufen. So hatte die Metropole bereits am 5. Januar den fürs ganze Jahr angesetzten Luftverschmutzungs-Grenzwert der EU überschritten.
Doch so schlimm wie im Dezember 1952 ist es längst nicht mehr. Der „Great Smog“ging als eine der schlimmsten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen Europas in die Geschichte ein. Damals starben rund 12000 Menschen. Im Anschluss wurden drastische Maßnahmen ergriffen, die die Qualität deutlich verbessert haben. Doch völlig in den Griff bekam die mittlerweile knapp neun Millionen Menschen zählende Stadt die Luftverschmutzung nie.
Sadiq Khan, der selbst unter Asthma leidet, ist mit dem Versprechen als Bürgermeister angetreten, dies zu ändern. Ab Mitte Oktober müssen Fahrzeuge, die mit alten Motoren, vor allem Diesel-Motoren, betrieben werden, eine zusätzliche Toxizitäts-Gebühr bezahlen, um ins Zentrum zu kommen.
Doch bei der Emissionsmaut will er es nicht belassen. Ab April 2019 soll es im Zentrum eine neue Umweltzone geben, in der strenge Standards gelten und in die nur Fahrzeuge mit sauberen Motoren kostenfrei hineindürfen. Zudem schickt die Stadt schadstoffärmere Busse auf die Straßen. Gleichwohl appelliert Khan regelmäßig an die Londoner, aufs Rad umzusteigen. Dafür plant er, das System der sogenannten „Cycle Superhighways“weiter auszubauen. Die reinen Fahrradspuren sollen für Sicherheit sorgen. Tatsächlich sind die klobigen Leihräder, die überall in der Stadt zur Verfügung stehen, beliebt – und auch die Zahl der nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer, die keine Lust mehr aufs Pendeln in der U-Bahn haben und sich stattdessen auf den Sattel schwingen, steigt seit Jahren.