Weiterer Audi Manager festgenommen
Die juristische Aufarbeitung des Diesel-Skandals beschäftigt den Ingolstädter Autobauer. Doch das Unternehmen schaut in die Zukunft und macht seine Werke fit für die Elektromobilität
Ingolstadt Der Diesel-Skandal wirft weiter Schatten auf Audi. Am Mittwoch ist ein weiterer früherer Mitarbeiter der VW-Tochter festgenommen worden. Er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft München II unserer Zeitung. Der Kreis der Beschuldigten bei den Ermittlungen in Sachen „Abgas-Affäre“habe sich erweitert. Allerdings seien nach wie vor keine Vorstände oder früheren Vorstände unter ihnen, sagte Oberstaatsanwältin Andrea Grape.
Die Staatsanwaltschaft München II hatte im März ein Ermittlungsverfahren – zunächst gegen unbekannt – eingeleitet. Es geht um den Verdacht des Betruges und der strafbaren Werbung beim Verkauf von Autos, die mit einem von Audi entwickelten Dieselmotor ausgestattet sind. Am Mittwoch habe es nun zwei weitere Durchsuchungen gegeben. Wo die Ermittler waren, wollte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft nicht sagen. Seit mehreren Monaten sitzt bereits ein ande- rer früherer Audi-Mitarbeiter in U-Haft – ein Motorenentwickler.
Bei dem jetzt festgenommenen Manager soll es sich um den ehemaligen Porsche-Entwicklungsvorstand und Audi-Motorenentwickler Wolfgang Hatz handeln. Dies geht auf eine Meldung von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung zurück. Audi selbst teilte auf Anfrage mit, man habe keine Kenntnis von Durchsuchungen und einer Festnahme. „Wir kooperieren uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden“, versicherte aber das Unternehmen. Während die Aufarbeitung der Diesel-Affäre im vollen Gange ist, bereitet die Audi-Spitze die Werke für die Zukunft vor.
Auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt berichtete am Mittwochabend Audi-Chef Rupert Stadler vor 7000 Mitarbeitern, dass alle Audi-Werke für die Elektromobilität umgerüstet werden. „Künftig fahren in jedem unserer Werke auch Elektroautos vom Band“, sagte Stadler. Wann die Umstellung erfolgt und welche E-Autos dann wo gebaut werden, dazu machte Audi gestern auf Nachfrage keine Angaben. Der Betriebsrat wertet die Aus- sage Stadlers aber trotzdem als großen Erfolg.
„Unsere klaren Forderungen nach einem Richtungswechsel tragen erste Früchte“, sagte Betriebsratschef Peter Mosch. Hintergrund ist, dass der erste E-Audi ab 2018 in Brüssel vom Band laufen soll – nicht in Ingolstadt. Nun sollen also alle Standorte fit für die E-Auto-Produktion gemacht werden. „Noch vor 2025 werden wir mehr als 20 elektrifizierte Modelle auf den Markt bringen“, sagte Entwicklungschef Peter Mertens.
Der Betriebsrat fordert jetzt konkrete Modellzusagen für Ingolstadt bis Ende des Jahres. „Eine nachhaltige Auslastung unseres Werkes ist aus Sicht des Betriebsrats ein absolutes Muss“, präzisierte ein AudiBetriebsratssprecher gegenüber unserer Zeitung. „Dementsprechend setzen sich die Arbeitnehmervertreter für volumenstarke Modelle ein, die in Ingolstadt vom Band fahren. Sowohl reine Stromer als auch Autos mit konventionellen Antrieben sind dafür wichtig.“Auch müsse es klare Zusagen zu Arbeitsplätzen, Arbeitszeiten und Bezahlung geben.
Hintergrund hier: Bei Audi gilt eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2020. Für die Zeit danach laufen derzeit Gespräche zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern. Die E-Mobilität wird in diesem Pakt nun ein Baustein sein.
Neben den Plänen für die Elektromobilität skizzierte Stadler auch Details zu einem im Sommer bekannt gewordenen Sparprogramm. Demnach will Audi den Bestand von rund 90000 Mitarbeitern erst einmal nicht weiter erhöhen. Experten für die Digitalisierung und die E-Mobilität werden aber weiter gesucht, ergänzten Firmensprecher im Gespräch mit unserer Zeitung.
Stadler nannte auch Immobilien als Punkt, wie Geld eingespart werden könne. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass zum Beispiel die Fassadengestaltung manchmal günstiger machbar sei. Audi könnte auch die Varianz seiner Modelle überprüfen. Beispielsweise könne überlegt werden, ob für bestimmte Länder alle angebotenen Motorisierungsvarianten sinnvoll seien, erläuterte ein Audi-Sprecher. Von einem Sparprogramm spricht man im Unternehmen selbst ungern. Schließlich wird auch massiv investiert.