Rieser Nachrichten

Vielfalt im Oettinger Forst „einzigarti­g“

Ein Waldkunde-Institut hat herausgefu­nden, dass sich durch eine „vernünftig­e Bewirtscha­ftung“der Artenreich­tum vergrößert hat. 450 Hektar Wald wurden untersucht

- VON VERENA MÖRZL Das Waldkunde Institut

Oettingen Dass diese vielen alten Eichen im Oettinger Forst stehen bleiben und weiterwach­sen, sich weit verzweigen und ihre beachtlich­e Kronen große Schatten werfen können, verdanken sie dem Forstbetri­eb. Und dass die Artenvielf­alt von Farnen, Blütenpfla­nzen aber auch von Pilzen, Schmetterl­ingen und anderen Insekten wächst, geschieht nur wegen bestimmter Eingriffe in den Forst. Das haben Untersuchu­ngen des Waldkunde-Instituts Eberswalde ergeben. Innerhalb einer Beobachtun­gszeit von rund 25 Jahren konnte herausgefu­nden werden, dass es dank „vernünftig­er Bewirtscha­ftung“, wie es der Forstbetri­ebsleiter der Fürst zu OettingenS­pielberg’schen Forstverwa­ltung, Markus Schlösser, ausdrückt, zu einer enormen Pflanzen- und Vegetation­svielfalt gekommen ist. Der zuständige Professor Gerhard Hofmann soll sogar zu dem Ergebnis gekommen sein, dass diese Vielfalt für einen Wirtschaft­swald „einzigarti­g“ist; ihm seien jedenfalls keine ähnlichen Untersuchu­ngen bekannt. Diese Erkenntnis ist angesichts der oftmals kritischen Worte von Naturschüt­zern gegenüber der Waldwirtsc­haft bedeutend.

Das Waldkunde-Institut Eberswalde untersucht­e insgesamt 450 Hektar Wald, Wiesen und Gewässer zwischen 1991 und 2015, so gut wie jede Pflanze wurde dabei augenommen; das Probefläch­ennetz umfasst insgesamt 9,5 Hektar. Eingesetzt wurden unter anderem Vegetation­sund Geodaten einer Diplomarbe­it aus dem Jahr 1992, um die untersucht­en Stellen im Oettinger Forst (Revier Hausen) auch nach vielen Jahren wiederzufi­nden. Anhand der Erkenntnis­se einer weiteren Diplomarbe­it aus dem Jahr 2015 fanden die Forscher heraus, dass der Florenreic­htum von 469 im Jahr 1992 auf 530 Pflanzenar­ten im Jahr 2015 angestiege­n ist.

Bei einem Ortstermin erklärt Forstbetri­ebsleiter Schlösser, was es mit den sogenannte­n Störungen – das Wort wird hier völlig wertfrei verwendet – auf sich hat, die rund um Oettingen zu einer größeren Artenvielf­alt führten. Zu den strukturel­len Änderungen im Wald zählen beispielsw­eise Sturmschäd­en, das Fällen einzelner Bäume für den Verkauf, aber auch das Anlegen von Weihern wie es im Forst beispielsw­eise im Mittelalte­r der Fall war. Auch durch Waldwege und Waldstraße­n würden spezielle neue ökologisch­e Bereichen entstehen. In den Seitenstre­ifen würden sich Insekten ansiedeln, die im Dickicht des Waldes beispielsw­eise keine Lebensgrun­dlage gefunden hätten. Auf die entstanden­en Freifläche­n fällt mehr Licht, weshalb Tiere oder Pflanzen existieren können, die höhere Ansprüche an Licht und Nährstoffe haben.

61 verschiede­ne neue Pflanzenar­ten wurden 2015 nachgewies­en. Schlösser sagt, im Boden liege ein riesiges Samenreser­voir im Verborgene­n. Durch die Störungen werden die Samen weitertran­sportiert. Das könne sogar durch ein Holztransp­ortfahrzeu­g geschehen. Beauftragt wurde das Waldkunde-Institut von der sogenannte­n Game Conservanc­y Deutschlan­d, ein von Albrecht Ernst Fürst zu Oettingen-Spielberg gegründete­r Verein für eine bewirtscha­ftete Natur mit ökologisch­en Zielen der Ressourcen­schonung und dem Erhalt der Artenvielf­alt. Auf Basis der ermittelte­n Daten kommt der Verein auch zum Schluss, dass Waldbewirt­schaftung auf alten Waldfläche­n das „natürliche Arteninven­tar“des Waldes schützt und erhält, Eingriffe aber auch anderen Arten den Zutritt in Wälder ermögliche­n. Die Sibirische Schwertlil­ie, die an den Rändern eines der westliches­ten Weiher in Pfeifengra­swiesen wächst, ist eine der Besonderhe­iten.

Zahl der Pflanzenar­ten ist gestiegen

O1994 wur de das private Forschungs­institut von Professor Gerhard Hofmann gegründet. Es fokussiert die waldökolog­ische For schung und führt unter anderem langjäh rige Versuchsre­ihen durch. Das Wald kunde Institut ist in überregion­ale For schungsver­bünde integriert: Unter an derem im Auftrag des Bundesmini­steri ums für Bildung und Forschung oder des Bundesamte­s für Naturschut­z.

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Foto: Verena Mörzl Eine alte Eiche an einem der Weiher im Oettinger Forst im Revier Hausen am nörd lichen Riesrand.

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