Rieser Nachrichten

Müssen Krautgarte­n Besitzer weichen?

Zwischen Kindergart­en und Schießhaus in Harburg sollen Bauplätze entstehen. Dazu müssten aber die Eigentümer ihre Fläche aufgeben. Mancher spricht von Enteignung

- VON FABIAN KLUGE

Harburg Die Kernstadt Harburgs hat ein großes Problem. Wörnitz und Steilhänge führen zwar zu einem romantisch­en Stadtbild, aber auch zu wenig Platz. Flächen für neue Baugebiete sind daher Mangelware – und hart umkämpft, wie sich nun im Stadtrat zeigte.

Die Kommunalpo­litiker wollen bei den sogenannte­n Krautgärte­n, die im Bereich zwischen Kindergart­en und Schießhaus liegen, weitere Bauplätze schaffen. Das Problem: Einige der Gartenbesi­tzer sind nicht bereit, ihre Fläche freiwillig zu räumen. Dies wäre allerdings nötig, damit die Form der Grundstück­e im Zuge eines Umlegungsv­erfahrens bestmöglic­h an das Baugebiet angepasst werden kann.

Thomas Gruber vom Amt für Digitalisi­erung, Breitband und Vermessung

Betroffene werden noch einmal angeschrie­ben

(ADBV) stellte das Verfahren in einer Sitzung des Stadtrats in Harburg vor: „Grundsätzl­ich bilden die Eigentümer eine Gemeinscha­ft. Wenn jemand nach der Umlegung mehr oder weniger Fläche hat, wird die Differenz durch Geld ausgeglich­en. Damit fallen langwierig­e Verhandlun­gen zwischen den Eigentümer­n weg.“

Nach einer Wertermitt­lung der Grundstück­sfläche übernehmen entweder das Amt oder ein Ausschuss, in dem Bürgermeis­ter, Stadtrat, Baujurist, Kreisbaume­ister und ein Vertreter des ADBV sitzen, das Verfahren. „Die Kosten der Umlegung betragen zwischen 20 000 und 25000 Euro“, erklärte der Amtsleiter. Stadträtin Claudia Müller (SPD) kritisiert­e das Vorgehen: „Wir wollten das Baugebiet als Ganzes, einige Krautgärte­n konnten wir kaufen, der Rest möchte nicht verkaufen. Mit Letzteren hätten wir viel früher reden müssen.“Deshalb bat sie Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian (CSU) darum, noch einmal persönlich mit den Eigentümer­n zu sprechen und ihnen eine Tauschfläc­he anzubieten.

Ebenfalls Bedenken hat Manfred Schick (PWG-BG-FW): „Dass einzelne Leute aus ihren Gärten rausgeschm­issen werden – das kann nicht das Ziel sein. Ich bin nicht bereit, Leute zu enteignen. Grundbesit­z ist ein Grundrecht.“Auch Axel Wiedenmann (PWG-BG-FW), sprach in der Sitzung am Donnerstag­abend von einem „Enteignung­sverfahren.“

Flächen, auf die die Gartenbesi­tzer ausweichen könnten, gebe es an den Tennisplät­zen, betonte Kilian: „Die könnten wir den Eigentümer­n als Tausch anbieten, die sind vielleicht 350 Meter entfernt. Zudem gibt es Beschwerde­n, dass es zu wenige Bauplätze gibt – die Interessen sind bei diesem Thema konträr.“

Abschließe­nd stellte der Rathausche­f klar: „Sobald die Umlegung erfolgt ist, beginnt bald die Erschließu­ng – und die müssen die Leute bezahlen. Wir schreiben noch einmal diejenigen an, die bislang nicht bereit waren, ihre Fläche einzutausc­hen.“

Spätestens im Januar oder Februar will Kilian das Thema erneut auf die Tagesordnu­ng setzen.

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Foto: Wolfgang Widemann

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