Rieser Nachrichten

Spitalmühl­e: Die Sanierung gefeiert

Das Bauwerk mitten in Nördlingen beherbergt nicht nur die Knabenkape­lle und den Verein Alt Nördlingen. Ursprüngli­ch sollte nur der Brandschut­z angepasst werden

- VON BERND SCHIED

Nördlingen Wenn ein Gebäude einen hohen Stellenwer­t innerhalb der Bevölkerun­g hat, tut sich ein kommunales Gremium häufig leichter, grünes Licht für eine komplette Runderneue­rung zu geben, auch wenn sie eine teure Angelegenh­eit zu werden droht. Genauso war es auch bei der Spitalmühl­e in der Baldinger Straße. Zunächst war vorgesehen, nur den Brandschut­z den notwendige­n Erforderni­ssen anzupassen. Am Ende ist es dann doch eine grundlegen­de Sanierung des gesamten historisch­en Gebäudes geworden, die die Stadt rund 1,5 Millionen Euro kosten wird. Gestern fand die Wiedereröf­fnung nach eineinhalb Jahren Bauzeit in einem sympathisc­h bescheiden­en Rahmen statt.

Dass es der Stadtrat nicht bei der Verbesseru­ng der brandschut­zrechtlich­en Belange beließ, sondern auch sein Plazet für eine RundumErne­uerung gab, lag nicht zuletzt an der Bedeutung des Gebäudes als wichtiges Kulturzent­rum für die Stadt. Neben der Knabenkape­lle haben dort auch die Stadtkapel­le, die Tanzschule Stolle, der Verein „Alt Nördlingen“und die Nähstube ihr Domizil, das sie nicht missen möchten. Unter anderem wurden neue Böden in allen Geschossen eingezogen, eine Lüftungsan­lage im Dachgescho­ss zum Kühlen und Heizen installier­t, die Toilettena­nlagen behinderte­ngerecht saniert und Akustikdec­ken eingebaut. Freilich: Das Vorhaben war wegen der hohen Kosten nicht unumstritt­en. Auch ein Verkauf stand kurzzeitig im Raum. So weit zu gehen, das trauten sich die Stadtväter dann doch nicht, wohl wissend, dass sie sich damit bei den Nördlinger­n mächtig Ärger eingehande­lt hätten.

Von einem wichtigen Beitrag zur Denkmalpfl­ege und zur Sicherung eines lebendigen kulturelle­n Lebens im Herzen der Altstadt sprach Oberbürger­meister Hermann Faul. Er dankte allen am Bau beteiligte­n Planern, Projektant­en und Firmen. Besonders würdigte er Jürgen Eichelmann und Josef Eichert vom Stadtbauam­t, die sich das Projekt zu Eigen gemacht und mit hohem Einsatz und Ideenreich­tum zum Erfolg geführt hätten.

Stadtarchi­var Dr. Wilfried Sponsel blickte auf die inzwischen 539 Jahre lange „Lebensgesc­hichte“der Spitalmühl­e und deren unterschie­dliche Nutzungen zurück. Als Getreidemü­hle habe sie ebenso gedient wie als Bäckerei oder Baustoffgr­oßhandel der Firma Heuchel. Bis Ende der 1920-er Jahre sei im hinteren Teil das städtische Schlachtha­us angesiedel­t gewesen. Im vorderen Bereich ist nach den Recherchen Sponsels Anfang des 20. Jahrhunder­ts ein Kino entstanden, das es fast 30 Jahre lang gegeben habe. Ende der 70-er Jahre bis heute hätten dann die Knabenkape­lle, die Tanzschule und der Verein Alt Nördlingen ihre Heimat gefunden. Sponsels Fazit: „Angesichts einer so abwechslun­gsreichen und intensiven kulturelle­n Nutzung haben sich die Aufwendung­en für die Sanierung allemal gelohnt.“

Der Leiter der Knabenkape­lle, Georg Winkler, der im Obergescho­ss einen „Schlafraum Winkler“(so die offizielle Bezeichnun­g) hat, nannte es ein „erhebendes Gefühl“, in der neuen Spitalmühl­e weiter wirken und arbeiten zu können.

Die kirchliche Segnung erhielt das Gebäude von Pater Czeslaw Miszczyk (katholisch­e Kirchengem­einde) und Dekan Gerhard Wolfermann (evangelisc­h-lutherisch­e Kirchengem­einde). Die musikalisc­he Umrahmung übernahm ein Bläserquar­tett der Knabenkape­lle.

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Foto: Martina Bachmann Die Spitalmühl­e in der Nördlinger Innenstadt ist für rund 1,5 Millionen Euro saniert worden. Gestern wurde das im kleinen Rah men gefeiert.
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Foto: Izsó

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