Spitalmühle: Die Sanierung gefeiert
Das Bauwerk mitten in Nördlingen beherbergt nicht nur die Knabenkapelle und den Verein Alt Nördlingen. Ursprünglich sollte nur der Brandschutz angepasst werden
Nördlingen Wenn ein Gebäude einen hohen Stellenwert innerhalb der Bevölkerung hat, tut sich ein kommunales Gremium häufig leichter, grünes Licht für eine komplette Runderneuerung zu geben, auch wenn sie eine teure Angelegenheit zu werden droht. Genauso war es auch bei der Spitalmühle in der Baldinger Straße. Zunächst war vorgesehen, nur den Brandschutz den notwendigen Erfordernissen anzupassen. Am Ende ist es dann doch eine grundlegende Sanierung des gesamten historischen Gebäudes geworden, die die Stadt rund 1,5 Millionen Euro kosten wird. Gestern fand die Wiedereröffnung nach eineinhalb Jahren Bauzeit in einem sympathisch bescheidenen Rahmen statt.
Dass es der Stadtrat nicht bei der Verbesserung der brandschutzrechtlichen Belange beließ, sondern auch sein Plazet für eine RundumErneuerung gab, lag nicht zuletzt an der Bedeutung des Gebäudes als wichtiges Kulturzentrum für die Stadt. Neben der Knabenkapelle haben dort auch die Stadtkapelle, die Tanzschule Stolle, der Verein „Alt Nördlingen“und die Nähstube ihr Domizil, das sie nicht missen möchten. Unter anderem wurden neue Böden in allen Geschossen eingezogen, eine Lüftungsanlage im Dachgeschoss zum Kühlen und Heizen installiert, die Toilettenanlagen behindertengerecht saniert und Akustikdecken eingebaut. Freilich: Das Vorhaben war wegen der hohen Kosten nicht unumstritten. Auch ein Verkauf stand kurzzeitig im Raum. So weit zu gehen, das trauten sich die Stadtväter dann doch nicht, wohl wissend, dass sie sich damit bei den Nördlingern mächtig Ärger eingehandelt hätten.
Von einem wichtigen Beitrag zur Denkmalpflege und zur Sicherung eines lebendigen kulturellen Lebens im Herzen der Altstadt sprach Oberbürgermeister Hermann Faul. Er dankte allen am Bau beteiligten Planern, Projektanten und Firmen. Besonders würdigte er Jürgen Eichelmann und Josef Eichert vom Stadtbauamt, die sich das Projekt zu Eigen gemacht und mit hohem Einsatz und Ideenreichtum zum Erfolg geführt hätten.
Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel blickte auf die inzwischen 539 Jahre lange „Lebensgeschichte“der Spitalmühle und deren unterschiedliche Nutzungen zurück. Als Getreidemühle habe sie ebenso gedient wie als Bäckerei oder Baustoffgroßhandel der Firma Heuchel. Bis Ende der 1920-er Jahre sei im hinteren Teil das städtische Schlachthaus angesiedelt gewesen. Im vorderen Bereich ist nach den Recherchen Sponsels Anfang des 20. Jahrhunderts ein Kino entstanden, das es fast 30 Jahre lang gegeben habe. Ende der 70-er Jahre bis heute hätten dann die Knabenkapelle, die Tanzschule und der Verein Alt Nördlingen ihre Heimat gefunden. Sponsels Fazit: „Angesichts einer so abwechslungsreichen und intensiven kulturellen Nutzung haben sich die Aufwendungen für die Sanierung allemal gelohnt.“
Der Leiter der Knabenkapelle, Georg Winkler, der im Obergeschoss einen „Schlafraum Winkler“(so die offizielle Bezeichnung) hat, nannte es ein „erhebendes Gefühl“, in der neuen Spitalmühle weiter wirken und arbeiten zu können.
Die kirchliche Segnung erhielt das Gebäude von Pater Czeslaw Miszczyk (katholische Kirchengemeinde) und Dekan Gerhard Wolfermann (evangelisch-lutherische Kirchengemeinde). Die musikalische Umrahmung übernahm ein Bläserquartett der Knabenkapelle.