Der Sachsenporsche hat Geburtstag
Vor genau 60 Jahren lief der erste Trabant vom Band. Andreas Drawert aus Donauwörth gehört zu den wenigen Besitzern im Landkreis. Warum er sich für das Auto entschieden hat
Donauwörth Wenn Andreas Drawert den Motor seines Zweitwagens startet, ist allein aufgrund des Geräusches schon klar, das kann nur ein bestimmtes Fahrzeug sein: ein Trabant. Der este lief vor genau 60 Jahren vom Band. Dieser unverkennbare Klang und der typische Geruch, der aus dem Auspuff strömt, sind selten geworden in Ost- wie Westdeutschland. Bundesweit gibt es noch etwas mehr als 30000 davon, produziert wurden etwa drei Millionen. Im Landkreis DonauRies sind aktuell noch 19 von den Kultautos unterwegs. Drawert kennt nur einen weiteren Besitzer, der in Oettingen lebt.
Auch deswegen ist ihm die Aufmerksamkeit sicher, wenn er seine Rennpappe, wie einer der vielen Spitznamen für den Trabant lautet, aus der Garage holt. Viele wollen mit ihm eine Runde drehen. „Mitfahren dürfen sie gerne, aber hinter das Steuer lasse ich niemanden.“Das ist ein Stück weit verständlich, wenn man weiß wie viel Zeit und Arbeit der 38-Jährige in das Fahrzeug gesteckt hat. „Das war schon eine echte Belastungsprobe für meine Familie.“ Die Rohkarosse hat sich der Thüringer, der seit zehn Jahren in Donauwörth lebt, im ostsächsischen Görlitz besorgt und baute sie dann zusammen mit einem Freund wieder auf. Sie schliffen die Karosse ab, lackierten diese neu und versiegelten Hohlräume. Aus Sicherheitsgründen entschied er sich beim Wiederaufbau für Scheibenbremsen. „Bei den Originalbremsen war immer die Frage, ob das Auto rechtzeitig zum Stehen kommt. Das war mir zu heikel.“Zudem verlegte Drawert das Mittelrohr der Abgasanlage durch den Rahmen und die Räder hinten stehen leicht schräg. Beides war nötig, um das Fahrzeug tieferlegen zu können. Dem TÜV in Bayern waren das zu viele Änderungen, sie verweigerten die Plakette. Die Kollegen in Sachsen hatten da weniger Bedenken und nahmen das Fahrzeug ab. „In Bayern fehlen einfach die Erfahrungen mit dem Thema“, sagt Drawert.
Doch warum kauft er sich ein Fahrzeug, dass nur schwach motorisiert ist, kaum Komfort und Sicherheit bietet und mit zehn Litern Verbrauch auf 100 Kilometern alles andere als günstig ist? Zudem muss man beim Trabi aufpassen, dass immer genug Öl für die Schmierung vorhanden ist, sonst bleibt man ganz schnell mit einem Kolbenfresser liegen. „Ich habe mich immer geärgert, dass ich meinen Trabant verkauft habe, als ich nach Donauwörth gezogen bin. Als wir einen Zweitwagen brauchten, war für mich klar, dass wieder ein Trabi her soll. Den kann man dank einfacher Technik wenigstens selber reparieren.“Das aktuelle Modell ist bereits der fünfte Trabant des 38-Jährigen. Den ersten kaufte er sich für gerade einmal 50 Ostmark in der Nachwendezeit, als er noch keinen Führerschein hatte. Das haben bei uns auf dem Dorf viele Jugendliche damals so gemacht und an den Pkw rumgebastelt.“Er war in Thüringen auch in einem Trabi-Club.
Seinen Sachsenprosche holt Drawert aber nur bei gutem Wetter aus der Garage, um zum Eisessen oder ins Schwimmbad zu fahren. „Ich will nicht, dass Schnee und Salz das Auto beschädigen.“Das Fahrzeug soll schließlich lange halten, er möchte es seiner Tochter vererben. An Ersatzteile zu kommen, sei kein Problem. Eine Gußform aus dem ehemaligen Produktionswerk in Zwickau sei gerettet worden, zudem gebe es entsprechende Netzwerke und alternativ sei es auch möglich, von einem ungarischen Hersteller, Teile zu beziehen. In dem osteuropäischen Land sind laut Drawert noch mehr Trabis unterwegs.
Erstaunlich ist auch, dass sein Trabi ein Nördlinger Kennzeichen hat, obwohl er in Donauwörth lebt. „Ich habe der Mitarbeiterin auf der Zulassungsstelle gesagt, dass ich ein ganz kurzes Kennzeichen benötige, sie hat mir dann eben dieses ausgestellt.“Demnächst muss Drawert wieder zum TÜV, er ist gespannt, ob er diesmal mehr Glück hat in Bayern und die Plakette bekommt. Immerhin sind alle Änderungen jetzt schon mal eingetragen.