Rieser Nachrichten

Sauer nach dem Spektakel

Den Bayern gelingt gegen Paris das ersehnte Zeichen der Stärke. Mats Hummels ist nach dem 3:1 aber trotzdem unzufriede­n. Der zweite Gruppenpla­tz könnte sich allerdings noch als Vorteil herausstel­len

- VON TILMANN MEHL

München Es darf aus bayerische­r Sicht wohl als gutes Zeichen gewertet werden, wenn ein 3:1-Sieg gegen Paris St. Germain den Ansprüchen der eigenen Spieler nicht gerecht wird. Mats Hummels jedenfalls konnte dem eindrucksv­ollen Erfolg nur wenig abgewinnen.

Der Innenverte­idiger stapfte nach getaner Arbeit derart geladen in die Kabine, dass die Herren Cavani, Mbappe und Neymar froh sein durften, in den 90 vorherigen Minuten auf einen weitaus umgänglich­eren Kerl getroffen zu sein. Da hatte er sie zwar auch mit der Bestimmthe­it eines bulgarisch­en Türstehers fern des eigenen Strafraums halten wollen, verzichtet­e aber auf unlautere Verteidigu­ngstechnik­en.

Weshalb Hummels nun zornig das Feld verließ und nach einer schnellen Dusche schweigend an der Journalist­entraube vorbei schritt, ist in Gänze noch nicht geklärt. Wahrschein­lich aber ist, dass ihm der 3:1-Erfolg nicht genug war. Die Bayern hätten einen Abstand von vier Toren zwischen sich und Paris legen müssen, um als Tabellener­ster ins Achtelfina­le einzuziehe­n. So treffen sie nun als Zweiter auf einen der Gewinner der anderen Staffeln.

Hummels tauchte nach Corentin Tolissos Treffer zum 3:1 (69.) vermehrt im gegnerisch­en Strafraum auf. Er hatte wohl tatsächlic­h das Gefühl, dass den Franzosen noch zwei Treffer beizubring­en gewesen wären. Das allerdings hätte dem Spielverla­uf nicht entsproche­n. Der 3:1-Erfolg geht letztlich in Ordnung, weil die Münchner effektiver vor dem Tor agierten, weniger Einschussm­öglichkeit­en hatten die Pariser aber auch nicht.

Dass die drei Top-Angreifer der Franzosen aber auch nicht allzu oft vor Torwart Sven Ulrich auftauchte­n, lag an einer eindrucksv­ollen Defensivle­istung der Münchner. Oder, wie es Trainer Jupp Heynckes sagt: „Wir haben nicht nur clever gespielt, sondern auch klug.“Das war auch zwingend notwendig. Denn sowohl Hummels als auch sein Nebenmann Niklas Süle werden in einem Laufduell mit Neymar oder Mbappe ähnliche Chancen eingeräumt wie dem TSV 1860 München auf eine ruhige Zukunft. Hummels’ Mannschaft­skameraden Thomas Müller missfiel indes die große Ehrfurcht, die sich in der Öffentlich­keit vor den Parisern breitgemac­ht hätte: „Man sollte mal etwas runter vom Gas, wenn es darum geht, andere Mannschaft­en so hochzuhebe­n.“Schließlic­h sei man ja immer noch der FC Bayern.

Zu dessen Selbstvers­tändnis gehört es, aufsteigen­den Emporkömml­ingen einen Eindruck der eigenen Stärke zu vermitteln. So machten sie es mit den himmelstür­menden Hoffenheim­ern nach deren Aufstieg in die erste Liga. So fertigt man seit eineinhalb Jahren mit Vorliebe die Leipziger ab – und so zwangen sie nun auch die Pariser zu der Aussage, die Münchner seien ein „Titelanwär­ter“(Trainer Unai Emery). Noch bessere Chancen auf einen Triumph in der Champions League hätten die Münchner wohl als Gruppensie­ger gehabt. Die Chancen darauf hatte Mbappe mit den zwischenze­itigen 1:2 nahezu zunichtege­macht, die beiden Treffer durch Tolisso und Lewandowsk­i reichten letztlich nicht.

Die Laune von Mats Hummels wird sich bis zur Auslosung am kommenden Montag aber wohl trotzdem wieder gelegt haben. Mit etwas Glück wird den Münchnern dann der AS Rom, Besiktas Istanbul oder auch Tottenham Hotspur zugelost. Spätestens dann hätte der Innenverte­idiger wohl seinen Frieden mit dem 3:1 gemacht.

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Foto: Witters Da redete Mats Hummels immerhin noch. Nach dem Spiel ließ er dann aber die Journalist­en ohne ein Wort zurück. Der Innenver teidiger hätte wohl gerne doch noch den Gruppensie­g errungen.

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