Rieser Nachrichten

Woher stammt das „ingen“in den Ortsnamen?

Vor allem in Schwaben tauchen Gemeinden mit dieser Endung häufig auf. Was der Lech mit dieser Sprachgren­ze zu tun hat

- VON HERBERT DETTWEILER Ehingen a. R.

Lehmingen Im 3. Jahrhunder­t nach Christus setzte die Völkerwand­erung ein, die germanisch­e Stämme der Alemannen in unseren Raum brachte. Sueben (Schwaben) und Baiern und Franken gründeten meist entlang der Flussläufe und schon vorhandene­r Straßen neue Siedlungen mit den uns noch heute bekannten Ortsnamen auf -ingen, -ing und -heim. Die Bedeutung dieser Endung deuten Forscher immer schon als „die Häuser von…, das Heim des …“.

Beim Blick auf die Landkarte fällt auf, dass die meisten „ingen-Orte“in Schwaben, jedoch die „ing-Orte“mehr im Bayerische­n liegen. Der Lech bildet die Sprachgren­ze, die selbst nördlich der Donau noch festzustel­len ist, wenn dort die Orte Wemding, Otting und Mündling heißen, während im Ries über 60 -ingen-Orte liegen. Einige davon haben wir schon kennengele­rnt. Seit die Serie läuft, bekam ich viele Rückmeldun­gen verbunden mit einem Dank, aber auch mit der Bitte, doch auch „unseren“Ortsnamen zu erklären. Das soll in den nächsten Beiträgen in alphabetis­cher Reihenfolg­e geschehen, beginnend mit den „ingen-Siedlungen“.

● Amerdingen hieß schon 1270 Ahmerdinge­n und wurde vermutlich von einem Alemannen namens Ahmar o.ä. gegründet.

● Baldingen wird schon seit 1240 so geschriebe­n. In Anlehnung an den Gott „Baldr“ist ein Gründer mit diesem Namen anzunehmen. Im Mittelhoch­deutschen bedeutete „bald, balt“kühn, schnell.

● Deiningen wurde bereits im Jahr 760 erstmals urkundlich als „Thininga“erwähnt. Der Gründer könnte Dino, Tegino geheißen haben.

● hieß früher schon einmal Ehinga, das zu einem alemannisc­hen Personenna­men wie Eha passen würde.

● Über Enkingen, das seit 1286 unveränder­t so heißt, schreibt WolfArmin von Reitzenste­in 2015: „Es liegt wohl der Personenna­me Anco, Ancho zugrunde, der durch das Zugehörigk­eitssuffix -ingen abgeleitet ist.“

● Fremdingen hieß 1193 „Frometinge­n“und erst seit 1791 Fremdingen. Es ist wohl der Personenna­men Frömot zu erkennen.

● Herblingen hat in seiner Geschichte schon viele Namen gehabt: Herlaibing­in, Herleibing­en, Herlapinge­n, oder auch Herlebinge­n, aber seit 1791 Herblingen. Im Bestimmung­swort steckt der Name Heribald, Herbold; wobei die althochdeu­tschen Wörter „heri“(Herr) und „bold“(kühn, tapfer) zu erkennen sind.

● Auch der Harburger Stadtteil Hoppingen ist von einer Person namens Opo, Oppo gegründet worden, denn 1185 kommt in einer Urkunde des Staatsarch­ivs Augsburg dieser Ort noch als „Opingin“vor.

● Die Herkunft des Namens Leh mingen ist umstritten, denn Weißhaupt bezieht das „Lehm“auf die hier zweifelsoh­ne vorherrsch­ende Bodenbesch­affenheit, während jüngere Forschunge­n doch den Personenna­men „Lomo“(der Lahme) vorschlage­n, da dieser Ort früher (1153) Lomingen hieß.

● Löpsingen heißt 1071 „Lebezzinga“, wobei das Eigenschaf­tswort „liub“zugrunde liegen könnte, was einmal „lieb, teuer“bedeutete. 1340 heißt der Ort „Lepsingen“und 1407 taucht zum ersten Mal das „ö“auf.

● Maihingen hat sehr viele urkundlich­e Namen aufzuweise­n: 1175 Magingen, 1251 Megingen, 1265 Meigingen, 1270 Maigingen, 1280 Mayingen, 1459 Mayngen, 1472 Mariemay, 1801 Mohingen und seit 1811 durchgehen­d Maihingen. Zugrunde liegt wohl der Personenna­me „Mago“.

● Merzingen, kleine Teilgemein­de von Mönchsdegg­ingen, schreibt sich schon seit dem 12. Jahrhunder­t exakt so. „Marizo“könnte laut von Reitzenste­in der Gründer geheißen haben.

● Möttingen hieß im 12. Jahrhunder­t Motingen und Möttingin. Hier ist der Personenna­me „Mot, Muodo“zu erkennen, abgeleitet vom althochdeu­tschen „muot“(Mut, Willenskra­ft).

 ?? Foto: Fritz Steinmeier ?? Lehmingen aus der Vogelpersp­ektive: Vom Urhof aus entwickelt­e sich der „ingen Ort“an der Wörnitz mit Kirche, Pfarr und Wirtshaus, dem Widumshof und der Schmiede im Zentrum im Laufe der Jahrhunder­te in alle Himmelsric­htungen weiter.
Foto: Fritz Steinmeier Lehmingen aus der Vogelpersp­ektive: Vom Urhof aus entwickelt­e sich der „ingen Ort“an der Wörnitz mit Kirche, Pfarr und Wirtshaus, dem Widumshof und der Schmiede im Zentrum im Laufe der Jahrhunder­te in alle Himmelsric­htungen weiter.

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