Rieser Nachrichten

Wenn ein Auto die Haustür blockiert

In Wemding sind Falschpark­er ein Problem. Was Anwohner, Geschäftsl­eute und Stadtverwa­ltung dazu sagen

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding Markus Fackler lebt schon immer in der Wemdinger Altstadt – und das eigentlich gerne. Doch seit etwa zwei Jahren ärgert er sich zunehmend über Falschpark­er. „Man hat ein gewisses Maß an Verständni­s, aber wenn einem die Haustür oder die Hofeinfahr­t zugestellt wird – das geht nicht“, sagt der 42-Jährige. Er wohnt in der Straße Am Büchel im Spitalvier­tel. Dort werde beispielsw­eise die Hauptzufah­rt über die Straße Fischkaste­n trotz absoluten Halteverbo­ts immer wieder von Lieferante­n zugeparkt. Welche drastische­n Folgen das haben kann, musste Fackler im Sommer am eigenen Leib erfahren. Nach einem häuslichen Unfall lag er schwer verletzt im Rettungswa­gen. Dessen Fahrer musste erst einmal mühsam rund 100 Meter rückwärts rangieren, um den Verletzten ins Krankenhau­s bringen zu können.

In der Wemdinger Stadtverwa­ltung kennt man laut Geschäftsl­eiterin Rosalinde Meyer die Beschwerde­n der Anwohner. Man wisse aber auch um die Bedürfniss­e der Geschäftsl­eute und der Menschen, die im historisch­en Zentrum mit einem Fahrzeug unterwegs sind: „Die Parküberwa­chung ist ein sensibles Thema.“Dies werde vor allem in den engen Gassen deutlich: „Die Zahl der Autos nimmt zu, aber die Altstadt ist leider nicht dehnbar.“

An vielen Stellen seien dort Gehwege und Seitenstre­ifen nicht klar definierba­r. In Kurvenbere­ichen habe man an einigen Stellen deshalb Farbmarkie­rungen angebracht. Gerne würde man dies auch woanders tun, doch mancher Anwohner lehne so eine Maßnahme ab. Die Beschwerde­n aus der Bevölkerun­g werden in der Verwaltung genau protokolli­ert. „Wir versuchen auch sofort zu reagieren“, versichert Rosalinde Meyer. Es würden Strafzette­l verteilt und man versuche in dringenden Fällen die Besitzer von Fahrzeugen, die im Weg stehen, ausfindig zu machen.

Der ruhende Verkehr werde regelmäßig überwacht, rund um die Uhr sei das aber nicht möglich – und vonseiten der Geschäftsl­eute auch nicht erwünscht, wie Klaus Fischer, Vorsitzend­er des Gewerbever­bands, betont: „Das sollte mit Maß und Ziel geschehen.“Die Kunden wollten möglichst nahe am jeweiligen Geschäft parken. Rund um den Marktplatz ist dies mit Parkscheib­e bis zu zwei Stunden möglich. Ein Problem seien bisweilen Dauerparke­r, die die vorhandene­n Kurzzeitpa­rkplätze blockierte­n. In solchen Fällen empfiehlt der Gewerbever­band seinen Mitgliedsb­etrieben, ein „freundlich­es Anschreibe­n“unter den Scheibenwi­scher zu klemmen.

„Man muss die Sache von Viertel zu Viertel differenzi­ert sehen“, merkt Bürgermeis­ter Martin Drexler an. Der sieht die Situation gerade im Spitalvier­tel als „ganz schwierig“. Neben den Anwohnern seien dort auch die Beschäftig­ten und die Besucher des Kreis-Seniorenhe­ims auf Parkplatzs­uche. 70 Personen arbeiten in dem Heim mit seinen 84 Bewohnern. Auf dem Grundstück stehen gerade mal zwölf Stellplätz­e zur Verfügung. Ganz eng werde es, wenn in der Spitalkirc­he samstagnac­hmittags Gottesdien­st gefeiert wird und die Gassen rund um das Gotteshaus zugeparkt sind.

Die Kommune hat Drexler zufolge eine Idee, wie die Parkplatzn­ot im Umfeld gelindert werden könnte: den Abriss des Anwesens Spitalgass­e 3. Bereits sein Amtsvorgän­ger Jürgen von Streit habe sich kurz nach der Jahrtausen­dwende darum bemüht, doch damals wie heute stellen sich übergeordn­ete Behörden quer. Grund: Der Dachstuhl des schon lange Zeit unbewohnte­n Hauses steht unter Denkmalsch­utz. Dabei ließe sich mit dem Abriss auch die Feuerwehrz­ufahrt zum Seniorenhe­im deutlich verbessern, so Drexler.

Die Stadt habe in den vergangene­n Jahren mit einigen Maßnahmen versucht, den Parkdruck in der Altstadt zu verringern. Dazu gehören der neu angelegte Parkplatz im Fuchsgrabe­n und ein Garagenhof für Anwohner in der besonders engen Borkengass­e. Ein Parkleitsy­stem mit großen Schildern rund um die Altstadt soll die Verkehrste­ilnehmer auf Flächen außerhalb des Zentrums locken. Der Erfolg sei mäßig: Eine Untersuchu­ng habe ergeben, dass der große Parkplatz am Johanniswe­iher im Durchschni­tt nur zu acht Prozent ausgelaste­t ist.

Momentan hat sich Drexler zufolge die Lage in Teilbereic­hen etwas entspannt, da auf einer Freifläche an der Wallfahrts­straße nach dem Abriss eines Anwesens Fahrzeuge abgestellt werden können. Dieser Zustand ist nach Angaben von Drexler aber nur vorübergeh­end genehmigt. Sprich: Dort muss wieder ein Gebäude errichtet werden. Weitere Parkplätze sollen auf dem ehemaligen Grundschul­gelände am Ludwigsgra­ben/Gartenweg geschaffen werden. Mit dem damit verbundene­n neuen Übergang in die Altstadt könnten Personal und Gäste direkt zum Seniorenhe­im gelangen. Abgesehen von baulichen Bemühungen sei es nach Ansicht von Altstadt-Bewohner Markus Fackler aber auch wichtig, auf die Schwierigk­eiten aufmerksam zu machen – „damit die Leute ein Bewusstsei­n dafür kriegen.“

 ?? Foto: Fackler ?? Direkt vor der Haustür ist dieses Auto geparkt. Ein solches Verhalten ärgert die An wohner in der Wemdinger Altstadt.
Foto: Fackler Direkt vor der Haustür ist dieses Auto geparkt. Ein solches Verhalten ärgert die An wohner in der Wemdinger Altstadt.
 ?? Foto: Widemann ?? Dieses Anwesen in der Spitalgass­e würde die Stadt gerne abreißen, um mehr Park plätze zu schaffen. Doch die Behörden haben etwas dagegen.
Foto: Widemann Dieses Anwesen in der Spitalgass­e würde die Stadt gerne abreißen, um mehr Park plätze zu schaffen. Doch die Behörden haben etwas dagegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany