Favoriten haben in den Regenrennen die Skispitzen vorn
In Oberstdorf plagen sich die besten Langläufer der Welt durch das verkürzte Programm. Eine Biathletin sorgt am Rande der Strecke für eine Überraschung
Oberstdorf Alle reden über das Wetter, aber keiner tut etwas dagegen, soll der amerikanische Schriftsteller Mark Twain einmal gesagt haben. Das Wetter war beim Stopp der Tour de Ski in Oberstdorf auch gestern Gesprächsthema Nummer eins. Nachdem die Sprintwettbewerbe am Vortag witterungsbedingt abgebrochen worden waren, fand der Massenstart der Frauen und Männer zwar wie geplant statt. Der Streckenverlauf wurde aber, bedingt durch die Sturmschäden in Teilen der WM-Loipe, geändert. Frauen und Männer liefen auf verkürzten Runden über zehn und 15 Kilometer – im strömenden Regen.
Bei den Frauen kamen die starken Skandinavierinnen mit diesen Bedingungen am besten zurecht. Die beiden Führenden in der Tour-Gesamtwertung, die Norwegerinnen Ingvild Flugstad Oestberg und Heidi Weng, setzten auf der Zielgeraden zum Schlusssprint an, Weng stürzte allerdings, rappelte sich wieder auf und kam erst mit dem Hauptfeld als Elfte ins Ziel. Oestberg gewann vor Maiken Caspersen Falla (Norwegen) und der Finnin Krista Parmakoski. Sie baute damit ihren Vorsprung vor den letzten beiden Rennen in Val di Fiemme/ Italien am Samstag und Sonntag auf 57 Sekunden aus.
Beste Deutsche beim Massenstart der Frauen war einmal mehr die Oberstdorferin Nicole Fessel. Die 34-Jährige hatte nur 5,5 Sekunden Rückstand auf die Tagessiegerin und wurde Sechste. Fessel: „Es waren gute Bedingungen auf der Strecke. Mir haben lediglich ein paar Anstiege gefehlt, an denen das Feld auseinandergezogen worden wäre. So war es ein Ellbogenrennen.“Mit dem Fokus auf die Olympia-Vorbereitung steigt sie bei der Tour dennoch vorzeitig aus.
Bei den Männern prägten viele Stürze den Lauf in der eisigen Loipe. Besonders hart traf es den Russen Sergej Ustiugov. Der Vorjahressieger und derzeit ärgste Verfolger des Gesamtführenden Dario Cologna hatte sich nach einem Sturz wieder mühsam nach vorne gearbeitet, kam aber am letzten Anstieg erneut zu Fall und verlor als 28. wertvolle Sekunden auf Cologna, der Vierter wurde. Der Sprint auf der Zielgeraden war Sache der Norweger: Emil Iversen hatte knapp die Skispitze vor Sindre Bjoernestad Skar, auf Platz drei kam der Italiener Francesco de Fabiani. In der Gesamtwertung bleibt Cologna vor dem letzten Tour-Stopp 53 Sekunden vor Ustiugov. Der Führende meinte: „Es sieht gut aus, aber es ist noch lange nichts entschieden.“Thomas Bing, der die Olympia-Qualifikation bereits seit einigen Tagen in der Tasche hat, war im Massenstart als Neunter bester Deutscher. Lucas Boegl (11.) und Jonas Dobler (13.) erfüllten mit starken Leistungen zumindest die halbe Olympia-Norm.
Für eine Überraschung am Rande der Strecke sorgte die zweimalige Biathlon-Staffelweltmeisterin Miriam Neureuther, geborene Gössner. Sie erklärte, sie erwäge nach dem Ende ihrer Babypause eine Rückkehr zum Langlauf. „Ich habe damit angefangen. Es wäre schön, damit aufzuhören“, sagte die 27-Jährige. Sie kam mit ihren Schwiegereltern Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sowie Töchterchen Matilda für einen Kurzbesuch bei den ehemaligen Kolleginnen ins Allgäu. „Es sind Überlegungen, es ist kein endgültiges Ja. Vor der neuen Saison werde ich entscheiden. Entweder ganz oder gar nicht“, sagte sie weiter. Die Ehefrau von Alpin-Star Felix Neureuther hatte ihre Karriere als Langläuferin begonnen. Eine Rückkehr zum Biathlon schloss sie hingegen aus. Männer, 10,8 km, Massenstart Freistil
1. Iversen (Norwegen) 29:49,8 Min.; 2. Björnestad Skar (Norwegen) +0,4 Sek.; 3. De Fabiani (Italien) +0,9; 13. Dobler (Traunstein) +6,6; 20. Notz (Römerstein) +8,1; 58. Eisenlauer (Sonthofen) +1:03,1 Min.
Weltcup Gesamtwertung nach 13 von 27 Wettbewerben 1. Hoesflot Klaebo (Norwegen) 752 Pkt.; 2. Bolschunow (Russland) 513; 3. Ustju gow (Russland) 507; 36. Bing (Dermbach) 68 Tour de Ski Gesamtwertung, Stand nach 4 von 6 Wettbewerben 1. Cologna (Schweiz) 1:42:13,1 Std.; 2. Ustjugow (Russland) 1:43:06,1;
3. Sundby (Norwegen) 1:43:20,7; 31. Dobler (Traunstein) 1:46:24,6
Frauen, 7,2 km Massenstart Freistil
1. Östberg (Norwegen) 23:16,5 Min.; 2. Falla (Norwegen) +1,9 Sek.; 3. Parmakoski (Finnland) +3,2; 6. Fessel (Oberstdorf) +5,5; 17. Ringwald (Schonach im Schwarzwald) +10,3; 19. Hennig (Oberwiesenthal) +10,9; Gimmler (Oberstdorf) ausgeschieden
Weltcup Gesamtwertung, Stand nach 13 von 27 Wettbewerben: 1. Östberg (Norwegen) 690 Pkt.; 2. Weng (Norwegen) 654; 3. Kalla (Schwe den) 610; 23. Ringwald (Schonach im Schwarz wald) 155; 24. Fessel (Oberstdorf) 137; 78. Gimmler (Oberstdorf) 1 die Profikicker in noblen Hotels, genießen Gourmetküche und trainieren bei Sonnenschein teils auf besserem Geläuf als zu Hause. Gäbe es Geburtsurkunden für Teamgeister, so würden sich die Orte ihrer Niederkunft wiederholen. So stehen etwa Marbella oder Alicante in Spanien hoch im Kurs.
Der Geburtsort indes ist wichtig, er kann es mitunter sogar zu Berühmtheit bringen. Niemand würde Malente kennen, eine Gemeinde im Kreis Ostholstein, hätte sich in der dortigen Sportschule nicht regelmäßig die deutsche Fußballnationalmannschaft auf Welt- oder Europameisterschaften eingestimmt. Ob ein Geist in bleibender Erinnerung bleibt, ist eng mit Erfolg verknüpft. Manche Geister werden gerufen, kommen aber nie.
Der FC Augsburg indes blickt auf eine geistreiche Vergangenheit. Unvermeidbar schien der Abstieg vor fünf Jahren, klägliche neun Punkte hatte der Bundesligist in der Vorrunde geholt. Als der Klub in der Winterpause ins türkische Belek reiste, begleiteten ihn Zweifel. Monate später schafften die Augsburger dann tatsächlich den Klassenerhalt – der „Geist von Belek“war geboren. Aktuell plagen den FCA keine Sorgen, der vorzeitige Ligaverbleib ist realistisch. Dass im Sommer über den „Geist von Adeje“geredet wird – eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht spukt es dann in Bremen, Hamburg oder Köln.