Von Sauen und Hunden
S S chweine, Schweine, Schweine. Zum Jahreswechsel hat das Borstenvieh Hochkonjunktur. Als Glücksschwein verheißt es ein gutes neues Jahr und Fruchtbarkeit. In der Mutation zum inneren Schweinehund kommt es als Generalausrede für gescheiterte gute Vorsätze zum Einsatz. Und klein geschnitten versucht es, sich beim Fondue gegen Rind und Lamm zu behaupten.
Über die eigentliche Bedeutung des Schweins für das Volk der Bayern wird dagegen wenig gesprochen. Schon lange bevor die Bajuwaren – woher auch immer sie kamen – ins Licht der Geschichte traten, staunten die alten Römer über die Fleischwirtschaft nördlich der Alpen. Da wurden die Sauen einfach in die Eichenund Buchenwälder getrieben und, sobald sie dick und fett waren, wieder eingefangen, geschlachtet und aufgegessen.
Andere Tiere dagegen – Schafe, Rinder, Ziegen, Hühner – wollten aktiv beschützt werden: vor gierigen Nachbarn, vor hungrigen Landstreichern und selbstverständlich vor Bären und Wölfen. Dafür hatten die Bayern Hunde, die ihnen besonders viel wert waren. Die „Lex Baioariorum“– das älteste Recht der Bayern, das in der Reihe „Editio Bavarica“gerade frisch übersetzt und in allgemein verständlicher Form publiziert wurde – unterscheidet zwischen einfachen Hofhunden, Jagdhunden, Spürhunden, Hirtenhunden und bei den Hirtenhunden wiederum zwischen solchen, die es mit einem Wolf, und solchen, die es auch mit einem Wisent oder einem Bären aufnehmen. Die Schweine werden in dem frühmittelalterlichen Gesetzeswerk nur am Rande und ganz zum Schluss in einem nachrangigen Titel erwähnt. Ein „Hund, ein verreckta“genießt in Bayern halt einfach ein größeres Ansehen als eine „arme Sau“.