Rieser Nachrichten

Mikwe ist von großer Bedeutung

- VON VERENA MÖRZL redaktion@rieser nachrichte­n.de

Es gibt Orte, die stehen zu ihrer jüdischen Vergangenh­eit mit einem beeindruck­enden Stolz. Da kommt es so weit, dass sie sich um die Auszeichnu­ng als Weltkultur­erbe bewerben. Voraussetz­ung ist natürlich, dass man die Relikte aus dieser Zeit so aufbereite­t und für die Nachwelt herrichtet, dass sie ästhetisch und in ihrer Funktion ersichtlic­h herzeigbar sind. Ohne den Freundeskr­eis der Synagoge würde es um den Erhalt jüdischer Geschichte in Hainsfarth heute schlecht bestellt sein. Die Vertreter setzen sich ein, organisier­en Veranstalt­ungen, vertreten Hainsfarth kulturell. Dass sie im Entscheidu­ngsprozess um die Zukunft der Mikwe zwar zu Beginn in einer Gemeindera­tssitzung eingeladen, in der entscheide­nden Beschlussp­hase dann aber nicht mehr informiert wurden, hätte so nicht passieren dürfen.

Mit der Variante der Pflasterst­eine anstatt einer überdachte­n Kultstätte oder einem Glasdach über der geöffneten Mikwe, hat sich die Gemeinde auf Empfehlung­en des Landesamts für Denkmalpfl­ege gestützt. Diese Empfehlung­en wurden aber auf Basis der Möglichkei­ten Hainsfarth­s getroffen. Das bedeutet: Der Unterhalt und die Pflege dieses besonderen Relikts jüdischen Brauchtums soll so gering wie möglich gehalten werden. Aus praktische­r Sicht ist dieser Weg nachvollzi­ehbar, aus geschichtl­icher allerdings keineswegs.

Das Ritualbad stellt einen Mittelpunk­t des jüdischen Glaubens dar. Mikwaot, so der Plural, sind in Deutschlan­d nur selten so gut erhalten wie in Hainsfarth. Damit hätte sich die Gemeinde ein weiteres Denkmal ihrer beeindruck­enden jüdischen Geschichte der Öffentlich­keit zugänglich machen können. Pflasterst­eine und eine Schautafel sind nicht so anschaulic­h, wie das Ritualbad.

Es drängt sich der Eindruck auf, als wolle sich die Gemeinde nur mit minimalem Aufwand um den Erhalt ihrer jüdischen Vergangenh­eit kümmern. Doch gerade in Zeiten, in denen rassistisc­he Verunglimp­fungen wieder vermehrt in der Öffentlich­keit getätigt werden, ist das der falsche Weg.

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