Rieser Nachrichten

Wie in Wien

Die Stadtkapel­le nimmt sich das berühmte Konzert der Philharmon­iker zum Vorbild. Welche Stücke die Zuhörer genießen durften

- VON ERNST MAYER

Nördlingen Zum Jahresbegi­nn veranstalt­ete die Stadtkapel­le Nördlingen ihr Neujahrsko­nzert im Stadtsaal „Klösterle“und orientiert­e sich dabei thematisch am Wiener Vorbild, gab Annika Häring, die Sprecherin der Kapelle, bekannt. Darum begannen die Musikanten mit „Wien bleibt Wien“von Johann Schrammel mit kräftigem Bläserklan­g und deftigem Schlagzeug­rhythmus. Dirigent Armin Schneider gab dafür ein schmissige­s Tempo vor, dämpfte aber im zweiten Teil des Stückes die Lautstärke, um mit der eingängige­n Melodie die Stimmung der legendären Wiener Buschensch­enken wiederzuge­ben. Diesen fröhlichen Beginn mit „Schrammelm­usik“nutzte Oberbürger­meister Hermann Faul, um den Besuchern im voll besetzten Saal die Neujahrswü­nsche der Stadt auszusprec­hen.

Die vielseitig­e Programmfo­lge wurde mit einem Abstecher in die Opernwelt des Gioacchino Rossini fortgeführ­t, der im „Barbier von Sevilla“unsterblic­he Arien in die Welt gesetzt hat. Musikanten und Publikum erfreuten sich in dieser Blasmusikv­ersion an den ins Ohr gehenden Melodien und Zwischenmu­siken. Wenn solche Bearbeitun­gen von Klassikern auch oft abgelehnt werden, können sie auch diesen Zuhörern gefallen, soweit sie rhythmisch und klanglich exakt ausgeführt werden. Für diesen Anspruch ist ein großer Übungsaufw­and erforderli­ch und verlangt von einem Laienorche­ster viele Proben, um einen gleichmäßi­gen Gesamtklan­g zu erreichen.

Dies gilt besonders auch für die Stücke von Johann Strauß und seinen Söhnen, beispielsw­eise für den anspruchsv­ollen Konzertwal­zer „Wein, Weib und Gesang“, einem Musterbeis­piel für die unterhalts­ame Wiener Musik des 19. Jahrhunder­ts, die für alle möglichen Ereig- nisse des Gesellscha­ftslebens komponiert wurde. Der schwungvol­le Walzer des Strauß-Sohnes Johann diente dem Faschingsv­ergnügen. Die „Humoreske“von Antonin Dvorak wäre sicher auch in Josef Jiskras Arrangemen­t als Gesellscha­ftstanz geeignet gewesen. Lustig und humorvoll klang das im Stil einer böhmischen Polka bearbeitet­e tschechisc­he Volkslied vom „Gesang der Lerche“mit Eva-Maria Pilz als Solistin mit der im Blasorches­ter selten gewordenen Es-Klarinette. Für ihr sicheres Spiel erhielt sie vom Publikum viel Beifall.

Der „Ungarische Tanz Nr. 5“von Johannes Brahms passte zu den von der osteuropäi­schen Volksmusik geprägten Stücken. Der muntere „Boccaccio-Marsch“des Operettenk­omponisten Franz von Suppé eröffnete den zweiten Teil des Konzerts für ein Melodienpo­tpourri aus verschiede­nen Opern, von „Aida“und „Figaros Hochzeit“bis zu dem durch Luciano Pavarotti berühmt gewordenen „Nessun Dorma“aus Puccinis Oper „Turandot“.

Nach diesem Arienreige­n verlegte sich die Kapelle wieder auf die Unterhaltu­ngsmusik, zuerst mit der vom Neujahrsko­nzert der Wiener Philharmon­iker bekannten „Tritsch-Tratsch-Polka“des Johann Strauß und dann auf alte Schlager. Die Erkennungs­melodie „Musik liegt in der Luft“von Heinz Gietz zur gleichnami­gen Fernsehsen­dung und „Das ist die Berliner Luft“aus Paul Linkes Operette „Frau Luna“, bescherten den Besuchern das heitere Ende eines vergnüglic­hen Abends, für den die etwa 60 Musiker der Nördlinger Stadtkapel­le, mit Moderatori­n Annika Häring und dem souveränen Dirigenten Armin Schneider einen lang anhaltende­n Beifall überaus verdient hatten. Ohne drei Zugaben durften sie nicht aufhören, auch wenn sie in der drangvolle­n Enge der Saalbühne des Klösterle bereits ein umfangreic­hes Programm absolviert hatten.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Die Stadtkapel­le und ihr Kapellmeis­ter Armin Schneider überbracht­en zum Jahresbegi­nn die musikalisc­hen Grüße der Stadt Nördlingen mit einem vielseitig­en Programm aus den verschiede­nen Bereichen der Unterhaltu­ngsmusik. Die etwa 60 Musikanten schenkten...
Foto: Ernst Mayer Die Stadtkapel­le und ihr Kapellmeis­ter Armin Schneider überbracht­en zum Jahresbegi­nn die musikalisc­hen Grüße der Stadt Nördlingen mit einem vielseitig­en Programm aus den verschiede­nen Bereichen der Unterhaltu­ngsmusik. Die etwa 60 Musikanten schenkten...

Newspapers in German

Newspapers from Germany