Rieser Nachrichten

Als Pfäfflinge­n noch Pfeffeli hieß

In der Region haben die Orte mit der „ingen“-Endung eine lange Tradition. Hier kommt die Fortsetzun­g

- VON HERBERT DETTWEILER

Landkreis Bei der Auflistung der zahlreiche­n -ingen-Orte des Rieses im letzten Beitrag kamen noch nicht alle dran. Hier die Fortsetzun­g. Bal dingen mit dem Suffix „ingen“dürfte wie alle anderen ingen-Orte alemannisc­hen Ursprungs sein und sich auf den Personenna­men „Baldo“(abgeleitet von althochdeu­tsch „bald“= kühn, schnell) beziehen. – Munningen hat eine lange Geschichte. Hier stand das römische Kastell Losodica, das schon 30 Jahre später wieder aufgegeben wurde. Weiterhin Bestand aber hatte bis zur Völkerwand­erung die zivile römische Siedlung, bei der sich dann ein Alemanne namens „Muno“mit seiner Sippe selbst ansiedelte. – Ähnlich wie bei Munningen war wohl auch in Munzingen eine Person namens „Munzio“der erste Siedler zusammen mit seiner Sippe und gründete die „Häuser des Munzio“. Schon von der ersten urkundlich­en Nennung an hieß der Ort Muncingen, 1280 Munczingen, 1362 aber auch einmal Muntzingen. – Nittingen kann seinen Namen auf einen Alemannen namens „Nitto, Nitho“(der Eifrige, der Neidische von althochdeu­tsch nit = Neid). – Pfäfflin gen erhielt seinen Namen nicht nach dem Pfaffen (Pfarrer) sondern schon in heidnische­r Zeit von einem „Pfef- feli, Phafeli“. Die älteste bekannte Urkunde nennt demnach 1244 den Ort „Pheffiling­en“. – Reimlingen, das schon im 8. Jahrhunder­t in latinisier­ter Form als „Rumelingin“vorkommt, führt seinen Namen auf „Rumilo“zurück. Im Althochdeu­tschen bedeutete „hruom“Ruhm. Hier siedelte vermutlich ein ruhmreiche­r Alemannenk­rieger. – Ein „Smaho“gründete wohl Schmähin gen. Er dürfte schmächtig gewesen sein, denn „smahi“hatte im Althochdeu­tschen die Bedeutung von klein, schmächtig, gering. Deswegen bekam er vielleicht auch nur steiniges, karges Land am Kraterrand zugewiesen. – Wechingen, an einer Römerstraß­e und an der Wör- nitz gelegen, hatte da schon bessere Bedingunge­n. Ein „Waho“oder „Wacho“stand Pate für den Ort, ein Wachsamer, ein Wächter zum Wohl seiner Sippe.

Damit ist die Aufzählung der Rieser ingen-Orte wohl vollzählig, denn die vermeintli­ch fehlenden sind in den ersten acht Beiträgen schon erwähnt worden.

Die wenigen -ing-Orte im Landkreis sollen aber gleich auch noch behandelt werden, denn auch diese lassen sich auf eine Person zurückführ­en, die lediglich dem bajuwarisc­hen Volksstamm angehörte.

Oettingen (Odo-ingen) ist alemannisc­h, Otting (Oto, Otto von ahd. ot = Besitz) ist bairisch. – Mündlingen (von Mundil) und Wemdingen (von Wemod) haben erst im Laufe der Geschichte die bayerische Namenform erhalten, als sie zur Kurpfalz Neuburg kamen, seither Mündling und Wemding und das bis heute!

Eine etwas spätere Gründungsz­eit haben die Heim- und Hausenorte, wie wir schon erfahren haben. Die Bedeutung des Ortsnamens für Balgheim geht bei den einzelnen Forschern auseinande­r. Mayer (1887) meint, der Personenna­me könnte „Ballo, Balger“geheißen haben, während Weißhaupt (1899) einen „Baldar“(Heimat des Balderich) annimmt. Ein dritter Forscher (Buck) erinnert an das mittelhoch­deutsche Wort „balche“für einen Fisch und an „balcha“, was mittelhoch­deutsch Schilfrohr bedeutete. Förstemann deutete die Stammsilbe „balg“mit althochdeu­tsch. „belgan“, mittelhoch­deutsch „belgen“für zürnen, streiten. Die neueste Forschung (2015) entschied sich für „Heim des Balgo“.

Belzheim war einst die „Heimat des Belzo“und Ederheim könnte „Heimat des Eder, Edebert“heißen, einer, der (althochdeu­tsch) viel Besitz hatte. – Fessenheim geht vermutlich auf einen „Fesso“, vielleicht auch „Vezo“zurück, denn 1328 nannte eine kaisheimis­che Urkunde den Ort „Vezzenhaim“.

 ?? Foto: Fritz Steinmeier ?? Alle ingen Orte werden der Landnahme in der Zeit der Völkerwand­erung zugeordnet, so auch Schmähinge­n. Es soll von einem „Smaho“gegründet worden sein, einem schmächtig­en, geringen Alemannen, der auch nur karges Siedlungsl­and erwarten konnte.
Foto: Fritz Steinmeier Alle ingen Orte werden der Landnahme in der Zeit der Völkerwand­erung zugeordnet, so auch Schmähinge­n. Es soll von einem „Smaho“gegründet worden sein, einem schmächtig­en, geringen Alemannen, der auch nur karges Siedlungsl­and erwarten konnte.

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