Klotz am Bein ...
Mit Interesse und einigem Erstaunen habe ich in den zurückliegenden Monaten die Diskussion um den Anbau zur Erweiterung der Schule im Hallgebäude verfolgt. Dieser Plan ist bei vielen Bewohnern Nördlingens, aber auch in der näheren und weiteren Umgebung auf großes Interesse gestoßen. Wie kann es sein, dass ein relativ umschriebenes Vorhaben solche Wellen wirft? Für mich als Nördlinger, der meistens im Ausland tätig ist, zeigt sich, dass viele Bürger ihr Nördlingen als „Kleinod des Mittelalters“bewahren wollen. Was aber dachten sich der Stadtrat und der Oberbürgermeister dieser schönen Stadt, als sie den Beschluss fassten, im Innenhof des Hallgebäudes einen Anbau zu genehmigen? Das Hallgebäude ist sicher eines der wichtigsten Monumente des einmaligen Stadtbildes Nördlingens. Ist es aber ein Sakrileg, dieses durch einen Anbau verändern zu wollen? Oder zeigt die Diskussion nicht einmal mehr, dass bei der Beschlussfassung im Rathaus zu wenig Fingerspitzengefühl und vorausschauendes Denken anwesend waren? Der Bürger war offensichtlich nicht rechtzeitig und umfassend informiert worden und das rächt sich im politischen Leben früher oder später. Es gibt sehr viele Beispiele gelungener Erweiterungsbauten an historisch sensiblen Gebäuden überall in Europa, leider auch viele abschreckende. Der gezeigte Entwurf ist gut gemeint, wird aber dem Anspruch des Hallgebäudes nicht gerecht. Der wuchtige Bau sollte nicht durch einen „Klotz am Bein“entwertet werden, schon gar nicht mit Blick auf die Kosten. Mein Rat an die Verantwortlichen in meiner Stadt Nördlingen ist, die bestehende Planung ad acta zu legen, sich breit zu informieren und einen erneuten Versuch zu starten, der planerisch dem bestehenden Gebäude mehr Respekt zollt. Denn eine Belebung der Innenstadt muss Ziel aller Bemühungen bleiben.
Nördlingen