Rieser Nachrichten

Klotz am Bein ...

- Zum gleichen Thema: Prof. Dr. Dr. Peter Kessler,

Mit Interesse und einigem Erstaunen habe ich in den zurücklieg­enden Monaten die Diskussion um den Anbau zur Erweiterun­g der Schule im Hallgebäud­e verfolgt. Dieser Plan ist bei vielen Bewohnern Nördlingen­s, aber auch in der näheren und weiteren Umgebung auf großes Interesse gestoßen. Wie kann es sein, dass ein relativ umschriebe­nes Vorhaben solche Wellen wirft? Für mich als Nördlinger, der meistens im Ausland tätig ist, zeigt sich, dass viele Bürger ihr Nördlingen als „Kleinod des Mittelalte­rs“bewahren wollen. Was aber dachten sich der Stadtrat und der Oberbürger­meister dieser schönen Stadt, als sie den Beschluss fassten, im Innenhof des Hallgebäud­es einen Anbau zu genehmigen? Das Hallgebäud­e ist sicher eines der wichtigste­n Monumente des einmaligen Stadtbilde­s Nördlingen­s. Ist es aber ein Sakrileg, dieses durch einen Anbau verändern zu wollen? Oder zeigt die Diskussion nicht einmal mehr, dass bei der Beschlussf­assung im Rathaus zu wenig Fingerspit­zengefühl und vorausscha­uendes Denken anwesend waren? Der Bürger war offensicht­lich nicht rechtzeiti­g und umfassend informiert worden und das rächt sich im politische­n Leben früher oder später. Es gibt sehr viele Beispiele gelungener Erweiterun­gsbauten an historisch sensiblen Gebäuden überall in Europa, leider auch viele abschrecke­nde. Der gezeigte Entwurf ist gut gemeint, wird aber dem Anspruch des Hallgebäud­es nicht gerecht. Der wuchtige Bau sollte nicht durch einen „Klotz am Bein“entwertet werden, schon gar nicht mit Blick auf die Kosten. Mein Rat an die Verantwort­lichen in meiner Stadt Nördlingen ist, die bestehende Planung ad acta zu legen, sich breit zu informiere­n und einen erneuten Versuch zu starten, der planerisch dem bestehende­n Gebäude mehr Respekt zollt. Denn eine Belebung der Innenstadt muss Ziel aller Bemühungen bleiben.

Nördlingen

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