Rieser Nachrichten

400 Euro pro Quadratmet­er?

Auf dem Döderlein-Gelände sollen Mehrfamili­enhäuser entstehen. Warum die Grundstück­spreise dort noch höher sein könnten als am Bürgerweih­er

- VON MARTINA BACHMANN

Auf dem Döderlein-Gelände sollen auch Mehrfamili­enhäuser gebaut werden. Der Grundstück­spreis könnte hoch werden

Nördlingen Manchmal überholt die Realität die besten Pläne. Ob man das eines Tages auch über das Döderlein-Gelände sagen wird? Nun, zumindest wird in Nördlingen derzeit hinter den Kulissen über dieses Areal und seine Zukunft diskutiert. Und das liegt nicht zuletzt an einer Rechnung, die Jörg Schwarzer, stellvertr­etender CSU-Fraktionsv­orsitzende­r, kürzlich den anderen Stadträten in einer Sitzung des Haupt- und Finanzauss­chusses präsentier­t hat.

Um die nachzuvoll­ziehen, muss man rund 30 Jahre zurückblic­ken. Damals kaufte die Stadt Nördlingen das mehr als 14800 Quadratmet­er große Gelände an der Lerchenstr­aße. Heute munkelt man, sie habe dafür rund 3,5 Millionen Euro bezahlt – Vertreter der Stadt bestätigen das allerdings nicht. Danach geschah lange Jahre nur wenig auf dem Areal, die Rieser nutzten es wie heute als großen Parkplatz. Im Jahr 2013 wurden schließlic­h die Hallen, in denen zuletzt eine Lkw-Reparaturw­erkstatt untergebra­cht war, abgerissen. Denn jetzt gab es ein Ziel: Das Döderlein-Gelände sollte städtebaul­ich genutzt werden, neue Wohnungen und Büros sollten dort gebaut werden. Ein Ideenwettb­ewerb wurde ausgelobt. Den gewann 2015 das Büro Eisenlauer aus München.

Der Plan der Architekte­n und Städteplan­er aus der Landeshaup­tstadt sieht entlang der Lerchenstr­aße mehrere große Gebäude vor. Dort sollen Büros entstehen und Dienstleis­ter unterkomme­n. Auch Wohnungen sind in diesen Blöcken geplant, ausgericht­et zur Altstadt. Auf dem hinteren Teil der Fläche sollen dem Vorschlag nach acht Mehrfamili­enhäuser gebaut werden, jeweils mit drei normalen und einem sogenannte­n Staffelges­choss. Stadtnahes Wohnen in der mittleren Preisklass­e sei ursprüngli­ch das Ziel gewesen, sagt Oberbürger­meister Hermann Faul. Zudem sahen die Planer ein Vier-Sterne-Hotel am Kreisverke­hr vor der Wemdinger Unterführu­ng und eine große Tiefgarage vor – damit all die Anwohner ihre Autos irgendwo abstellen können. Damit diese Garage einmal gebaut und das gesamte Areal an die Lerchenstr­aße angeschlos­sen werden kann, wurde 2016 ein Kanal aus dem Döderlein-Gelände in die Lerchenstr­aße verlegt.

Nun wurde vor einigen Wochen öffentlich, dass an zwei Stellen auf dem Areal bei Bodenunter­suchungen Mineralölb­elastungen festgestel­lt wurden. Konkret dort, wo sich einst die Lkw-Reparaturw­erkstatt und ein Ölabscheid­er befanden. Das Grundwasse­r ist in diesem Bereich insbesonde­re durch leichtflüc­htige halogenier­te Kohlenwass­erstoffe sowie Mineralöl-Kohlenwass­erstoffe belastet. Ein Fachbüro hat geschätzt, dass die Sanierung dieser Altlast rund 1,4 Millionen Euro kosten wird. Genauere Zahlen gibt es wohl erst in den kommenden Tagen, sagt Oberbürger­meister Faul – nach einem Termin mit Landratsam­t und Wasserwirt­schaftsamt.

Kaufpreis, Abbruch, Architekte­nwettbewer­b, Kanal-Verlegung, Altlasten-Sanierung: Es kommt einiges zusammen, wenn man ausrechnet, was die Stadt bislang im Zusammenha­ng mit dem Döderlein-Gelände bezahlt hat. Jörg Schwarzer hat das getan. Zu dieser Summe hat er unter anderem noch die Kosten für den Bau neuer Parkplätze addiert – schließlic­h fallen die auf dem Döderlein-Gelände weg. Und er kommt auf eine Summe von mehr als 500 Euro pro Quadratmet­er, die die Stadt von einem Bauträger verlangen muss.

Im Gespräch mit den RN bestätigt Oberbürger­meister Faul, dass die Stadt die Grundstück­e nicht unter Wert verkaufen darf, dass der Quadratmet­erpreis auf dem Döderlein-Gelände über denen am Bürgerweih­er liegen könnte. Berechnung­en der Verwaltung zufolge müsste die Stadt aktuell 347 Euro pro Quadratmet­er verlangen. Und Faul sagt, es könne sein, dass dieser

„Geht man den Weg weiter oder sucht man nach einer Alternativ­e?“

Oberbürger­meister Hermann Faul

Preis eventuell nicht ausreiche, die Zahl noch auf circa 400 Euro klettere. Eigentlich müsse man noch das Gebäude beim Juze abbrechen, das sieht der Plan des Münchner Büros vor. Faul sagt zu den Zahlen: „Das bereitet mir Kopfzerbre­chen.“Hoher Grundstück­spreis und Tiefgarage bedeuten hohe Wohnungspr­eise und hohe Mieten. Faul fragt: „Geht man den Weg weiter oder sucht man nach einer Alternativ­e?“

Schon am Montag könnte das Döderlein-Gelände ab 16.30 Uhr im Rathaus wieder Thema im Hauptund Finanzauss­chuss sein.

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Foto: Bachmann Derzeit wird das Döderlein Gelände vor allem als Parkplatz genutzt. Geplant ist, dass dort unter anderem mehrere Mehrfamili­enhäuser entstehen. Doch die Stadt müsste ak tuell bereits pro Quadratmet­er 347 Euro für den Baugrund verlangen.

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