400 Euro pro Quadratmeter?
Auf dem Döderlein-Gelände sollen Mehrfamilienhäuser entstehen. Warum die Grundstückspreise dort noch höher sein könnten als am Bürgerweiher
Auf dem Döderlein-Gelände sollen auch Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Der Grundstückspreis könnte hoch werden
Nördlingen Manchmal überholt die Realität die besten Pläne. Ob man das eines Tages auch über das Döderlein-Gelände sagen wird? Nun, zumindest wird in Nördlingen derzeit hinter den Kulissen über dieses Areal und seine Zukunft diskutiert. Und das liegt nicht zuletzt an einer Rechnung, die Jörg Schwarzer, stellvertretender CSU-Fraktionsvorsitzender, kürzlich den anderen Stadträten in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses präsentiert hat.
Um die nachzuvollziehen, muss man rund 30 Jahre zurückblicken. Damals kaufte die Stadt Nördlingen das mehr als 14800 Quadratmeter große Gelände an der Lerchenstraße. Heute munkelt man, sie habe dafür rund 3,5 Millionen Euro bezahlt – Vertreter der Stadt bestätigen das allerdings nicht. Danach geschah lange Jahre nur wenig auf dem Areal, die Rieser nutzten es wie heute als großen Parkplatz. Im Jahr 2013 wurden schließlich die Hallen, in denen zuletzt eine Lkw-Reparaturwerkstatt untergebracht war, abgerissen. Denn jetzt gab es ein Ziel: Das Döderlein-Gelände sollte städtebaulich genutzt werden, neue Wohnungen und Büros sollten dort gebaut werden. Ein Ideenwettbewerb wurde ausgelobt. Den gewann 2015 das Büro Eisenlauer aus München.
Der Plan der Architekten und Städteplaner aus der Landeshauptstadt sieht entlang der Lerchenstraße mehrere große Gebäude vor. Dort sollen Büros entstehen und Dienstleister unterkommen. Auch Wohnungen sind in diesen Blöcken geplant, ausgerichtet zur Altstadt. Auf dem hinteren Teil der Fläche sollen dem Vorschlag nach acht Mehrfamilienhäuser gebaut werden, jeweils mit drei normalen und einem sogenannten Staffelgeschoss. Stadtnahes Wohnen in der mittleren Preisklasse sei ursprünglich das Ziel gewesen, sagt Oberbürgermeister Hermann Faul. Zudem sahen die Planer ein Vier-Sterne-Hotel am Kreisverkehr vor der Wemdinger Unterführung und eine große Tiefgarage vor – damit all die Anwohner ihre Autos irgendwo abstellen können. Damit diese Garage einmal gebaut und das gesamte Areal an die Lerchenstraße angeschlossen werden kann, wurde 2016 ein Kanal aus dem Döderlein-Gelände in die Lerchenstraße verlegt.
Nun wurde vor einigen Wochen öffentlich, dass an zwei Stellen auf dem Areal bei Bodenuntersuchungen Mineralölbelastungen festgestellt wurden. Konkret dort, wo sich einst die Lkw-Reparaturwerkstatt und ein Ölabscheider befanden. Das Grundwasser ist in diesem Bereich insbesondere durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe sowie Mineralöl-Kohlenwasserstoffe belastet. Ein Fachbüro hat geschätzt, dass die Sanierung dieser Altlast rund 1,4 Millionen Euro kosten wird. Genauere Zahlen gibt es wohl erst in den kommenden Tagen, sagt Oberbürgermeister Faul – nach einem Termin mit Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt.
Kaufpreis, Abbruch, Architektenwettbewerb, Kanal-Verlegung, Altlasten-Sanierung: Es kommt einiges zusammen, wenn man ausrechnet, was die Stadt bislang im Zusammenhang mit dem Döderlein-Gelände bezahlt hat. Jörg Schwarzer hat das getan. Zu dieser Summe hat er unter anderem noch die Kosten für den Bau neuer Parkplätze addiert – schließlich fallen die auf dem Döderlein-Gelände weg. Und er kommt auf eine Summe von mehr als 500 Euro pro Quadratmeter, die die Stadt von einem Bauträger verlangen muss.
Im Gespräch mit den RN bestätigt Oberbürgermeister Faul, dass die Stadt die Grundstücke nicht unter Wert verkaufen darf, dass der Quadratmeterpreis auf dem Döderlein-Gelände über denen am Bürgerweiher liegen könnte. Berechnungen der Verwaltung zufolge müsste die Stadt aktuell 347 Euro pro Quadratmeter verlangen. Und Faul sagt, es könne sein, dass dieser
„Geht man den Weg weiter oder sucht man nach einer Alternative?“
Oberbürgermeister Hermann Faul
Preis eventuell nicht ausreiche, die Zahl noch auf circa 400 Euro klettere. Eigentlich müsse man noch das Gebäude beim Juze abbrechen, das sieht der Plan des Münchner Büros vor. Faul sagt zu den Zahlen: „Das bereitet mir Kopfzerbrechen.“Hoher Grundstückspreis und Tiefgarage bedeuten hohe Wohnungspreise und hohe Mieten. Faul fragt: „Geht man den Weg weiter oder sucht man nach einer Alternative?“
Schon am Montag könnte das Döderlein-Gelände ab 16.30 Uhr im Rathaus wieder Thema im Hauptund Finanzausschuss sein.