Essener Tafel Chef wehrt sich
Nach Aufnahmestopp für Migranten
Augsburg Der Chef der Essener Tafel, Jörg Sartor, droht mit Rücktritt. Nachdem bekannt wurde, dass die Essener Bedürftigenhilfe vorübergehend keine Migranten mehr mit Lebensmittelspenden versorgen möchte, steht Sartor öffentlich unter Druck. „Es hat mir hier immer Spaß gemacht. Aber ich habe keinen Bock mehr. Ich bin kurz davor, hinzuschmeißen“, sagt der Vorsitzende des Essener Tafelvereins gegenüber Bild. „Wenn mich die Leute doof finden, ist das so. Es ist aber eine Schweinerei, unsere Leute so zu diffamieren.“In der Nacht zum Sonntag beschmierten Unbekannte die Türen der sozialen Einrichtung sowie mehrere Fahrzeuge der Tafel mit den Parolen „Fck Nazis“und „Nazis“. Ein Sprecher der Essener Polizei erklärte, im Internet habe es im linken Spektrum Aufrufe zu Aktionen gegen die Tafel gegeben.
Die Entscheidung des TafelChefs, vorübergehend nur noch Bedürftige mit deutschem Pass aufzunehmen, hatte zu Reaktionen geführt. CDU-Chefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel meinte etwa: „Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut.“Bundessozialministerin Katarina Barley (SPD) erklärte, eine Gruppe von Menschen pauschal auszuschließen, fördere Vorurteile und Ausgrenzung. Der Grünen-Politiker
Die Entscheidung löst Empören aus
Kai Gehring sagte, es widerspreche den Grundsätzen der Tafeln in Deutschland, die Essensvergabe an die Staatsangehörigkeit zu koppeln. Auch der Dachverband der Tafeln distanzierte sich vom Essener Aufnahmestopp für Migranten. Jochen Brühl, Vorsitzender des Dachverbands, sagte: „Den Essener Weg können wir nicht nachvollziehen. Für Tafeln zählt die Bedürftigkeit, nicht die Herkunft.“
Tafel-Chef Jörg Sartor hält dennoch weiter an seiner Entscheidung fest. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich ältere Tafel-Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter von fremdsprachigen Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, rechtfertigt Sartor. Der Anteil der Migranten unter den Nutzern der Tafel liege bei etwa drei Vierteln. Die Tafel wolle den Aufnahmestopp wieder aufheben, wenn das Verhältnis ausgeglichener sei. Auch in Augsburg haben viele der Bedürftigen bei der Tafel keinen deutschen Pass. Peter Gutjahr, Zweiter Vorsitzender der Augsburger Tafel, schätzt, dass etwa die Hälfte der rund 5000 Bedürftigen, die wöchentlich mit Lebensmittelspenden versorgt werden, Migranten sind. Zu Problemen führe das in Augsburg aber nicht. Die Entscheidung der Essener Tafel hält Gutjahr für „unmöglich“. Die Staatsangehörigkeit dürfe kein Kriterium für die Tafel sein.