Hunderte Rocker müssen ihre Klamotten austauschen
Weil ein neues Gesetz ihre Logos verbietet, ziehen verfeindete Gruppen jetzt zusammen vor das höchste Gericht
Karlsruhe Normalerweise sind sie zutiefst verfeindet, doch wenn es gegen den Staat geht, verbünden sich die zwei bekanntesten und berüchtigtsten Rockergruppen Deutschlands: Vertreter der Bandidos und der Hells Angels ziehen gemeinsam vor das höchste deutsche Gericht, um gegen das sogenannte Vereinsgesetz vorzugehen. Es wurde im März 2017 von der Politik verschärft und verbietet es den Rockern, ihre Logos in der Öffentlichkeit zu zeigen.
So dürfen die Angels nicht mehr mit dem geflügelten Totenkopf auf der Jacke herumlaufen und den Bandidos ist es untersagt, die Abbildung eines Sombrero tragenden und bewaffneten Mexikaners auf ihren Lederwesten zu zeigen. Das Symbolverbot treffe flächendeckend alle regionalen Untervereine (Chapter) der Angels und Bandidos – obwohl die meisten sich nichts hätten zuschulden kommen lassen, sagt Reinhard Peters, der die Bandidos MC Gelsenkirchen vertritt. „Das Ganze ist ein Unding“, findet Lutz Schelhorn von den Hells Angels MC Stuttgart. „Wir trugen das Zeichen 37 Jahre und mussten jetzt alle Klamotten austauschen und unsere Klubräume umdekorieren.“Sönke Gerhold, Rechtsbeistand der Stuttgarter Angels, hat noch mehr Beispiele. „Tätowierte Mitglieder können nicht mehr ins Schwimmbad oder in die Sauna gehen, ohne dass sie ihre Tätowierung abkleben müssen“, sagte er dem Rechtsmagazin LTO. Auch ihre Motorräder müssten die Rocker umlackieren. Wer sich widersetze, riskiere eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.
Gestern liefen die Rocker bei klirrender Kälte ohne Motorrad und statt Kutten mit Daunenanorak vor dem Gericht auf. Das verschärfte Gesetz stellt klar, dass Symbole eines verbotenen regionalen Rockervereins nicht einfach von einem anderen, nicht verbotenen weitergenutzt werden können. Die Rocker sehen darin „Sippenhaft, Diskriminierung und Willkür“.