Rokoko in der Talmulde
Der versteckte Wallfahrtsort bei Neuburg an der Donau
Sie ist die Wieskirche Neuburgs, wenn nicht vom ganzen nördlichen Oberbayern. So verschnörkelt, so überladen, so lichtdurchflutet kommt die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz in Bergen daher. Doch so leicht ist sie gar nicht zu finden. Gerade mal zwei Straßen verbinden das 400-Einwohner-Dorf, das seit den 1970er-Jahren zur etwa acht Kilometer entfernten Stadt Neuburg an der Donau gehört, mit dem Rest der Welt. Vielleicht macht auch das das Mysteriöse des Ortes aus.
Bergen liegt in einer weit ausladenden Talmulde, die fast ringsum von ausgedehnten Waldungen umgeben ist. Bedeutung erlangte der Ort zum ersten Mal, als Biletrud, die Witwe des Bayernherzogs Berthold, 995 ein Benediktinerinnenkloster gründete. Noch heute erinnert der massige Wehrturm, der wie ein italienischer Campanile auf der Südseite den Haupteingang der Kirche bewacht, mit seinen romanischen Bauformen an die frühe Zeit des Klosters. Hinter dem Turm findet sich das ebenfalls sehr gut erhaltene romanische Portal. Zudem stammt die Krypta unter dem vorderen Chor aus dem Mittelalter. Dort beteten die Benediktinerinnen schon im 12. Jahrhundert gemäß der benediktinischen Regel.
Die Kirche überlebte die Reformation, der Benediktinerinnenstift nicht. Der protestantische Pfalzgraf Ottheinrich ließ es auflösen. 1635 erhielten die Jesuiten das Kloster. Diese ließen 1755 die heutige Kirche im Rokokostil errichten. Dominikus
Barbieri aus Eichstätt wurde mit dem Bau beauftragt. Besonders beeindruckend in der einschiffigen Halle sind die Deckenfresken, die sich mit der Kreuzauffindung befassen, gemalt vom Augsburger Künstler Johann Wolfgang Baumgartner.
Im 18. Jahrhundert wurde Bergen zum Wallfahrtsort. Den dort aufbewahrten Kreuzpartikeln wurde heilende Wirkung zugesprochen. Heute kommen Gäste vor allem, um die Schönheit des Gotteshauses zu bewundern. Denn eine Kirche wie diese gibt es im Norden Oberbayerns nur einmal. Andreas Baumer