Rieser Nachrichten

Aus der Vergangenh­eit lernen

Beim Frühlingse­mpfang wird auf die Geschichte Bayerns und Wemdings geblickt

- VON THOMAS UNFLATH

Wemding Nach der gelungenen Premiere im Vorjahr hatte Wemdings Bürgermeis­ter Martin Drexler erneut zum Frühlingse­mpfang der Stadt eingeladen. Das beherrsche­nde Thema am Freitagabe­nd im historisch­en Rathaus war dabei das Jubiläum „100 Jahre Bayern“, das 2018 vielerorts begangen wird. Theo Knoll hatte für die Gäste einen Fachvortra­g vorbereite­t.

„Einige Streiflich­ter“der Historie wollte er aufzeigen, wie Knoll einleitend erklärte. Unter dem Titel „100 Jahre Freistaat Bayern – 200 Jahre erste Verfassung in Bayern“beleuchtet­e er das jeweilige Umfeld, in dem die Verfassung­en der Jahre 1818, 1919 und 1946 entstanden – auch mit Blick auf die Stadt Wemding. Vor 200 Jahren waren Mediatisie­rung und Säkularisa­tion große Leitlinien. Unter König Max I. Joseph wurden durch Aufklärer Graf von Montgelas zahlreiche Klöster wie zum Beispiel in Kaisheim geschlosse­n. In Wemding konnte das Kapuzinerk­loster weiter betrieben werden, allerdings nur als Aussterbek­loster. Angelegt an die Ideale der Französisc­hen Revolution fanden sich in der Verfassung von 1818 Kerngedank­en wie Gleichheit vor dem Gesetz, Gewissensf­reiheit oder Aufhebung der Leibeigens­chaft.

In der Regentscha­ft von König Ludwig I. gab es bereits eine Ausgestalt­ung Bayerns zu dem, „was wir heute als Bayern bezeichnen“, so Knoll. Auch das Wemdinger Kloster wurde 1843 neu bestätigt. Unter seinem Nachfolger König Maximilian I. wurde die bestehende Verfassung entscheide­nd fortentwic­kelt. Darin finden sich: Auflösung der alten Ständeordn­ung sowie Versammlun­gs-, Vereins- und Pressefrei­heit.

Im November 1918, in der angespannt­en Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, rief Kurt Eisner den Freistaat Bayern aus. Wenige Tage später waren die Monarchie und die Amtszeit des letzten bayerische­n Königs Ludwig III. beendet. Aufgrund des nach der Ermordung Eisners in München herrschend­en Chaos zog sich die Regierung nach Bamberg zurück, wo die im August 1919 in Kraft tretende bayerische Verfassung entwickelt wurde. Die Nazi-Diktatur schlug sich auch in Wemding nieder, wie Knoll anhand zahlreiche­r Beispiele verdeutlic­hte (Hakenkreuz-Flagge am Rathaus, Lokalpolit­iker in sogenannte­r Schutzhaft, Auflösung SPDOrtsgru­ppe). Nach dem verheerend­en Zweiten Weltkrieg wurde die Verfassung des Freistaats Bayern, wie man sie heute kennt, erarbeitet und am 1. Dezember 1946 per Volksentsc­heid bestätigt.

„116 Gefallene und 60 Vermisste hatte Wemding nach dem Krieg zu beklagen“, berichtete Knoll. Hinzu kamen 16 Gefallene und zwölf Vermisste aus Amerbach. Die Wemdinger hätten jedoch den Kopf nicht hängen gelassen, sondern ihren Ort bald wieder vorangebra­cht, zeigte der Festredner auf. Sein Fazit: „Wenn man die Entwicklun­g der Stadt in den vergangene­n Jahrzehnte­n sieht, kann man nur Respekt haben vor den Bürgern sowie ihren gewählten Vertretern in den politische­n Gremien und den Vorstandsc­haften der Vereine.“

Bürgermeis­ter Drexler bedankte sich bei Festredner Knoll mit einem Präsentkor­b. Der Blick in die Geschichte Bayerns und Wemdings sei kein Selbstzwec­k, so Drexler eingangs der Veranstalt­ung. Vielmehr wolle man aus der Vergangenh­eit Lehren und Erkenntnis­se für die Zukunft gewinnen. „Haben wir den Mut, unsere Zukunft selbst offensiv anzupacken. Denn den Mutigen gehört die Welt.“In seinem Schlusswor­t appelliert­e Drexler an die Wemdinger Bürger, weiterhin sozial und gesellscha­ftlich engagiert zu bleiben. Neben Vertretern von örtlichen Vereinen und Organisati­onen waren auch die Träger von Bürgerbrie­fen und Bürgermeda­illen sowie die Rathausche­fs der umliegende­n Gemeinden zum Empfang eingeladen worden.

Den musikalisc­hen Rahmen des Empfangs gestaltete die Stadt- und Jugendkape­lle Wemding unter Peter Million mit passenden Stücken wie dem „Pfaffenwin­kler Marsch“oder dem „Waakirchne­r Trompetenl­andler“. Nach der Bayernhymn­e wurden die Gäste zu einem Buffet mit bayerische­n Spezialitä­ten eingeladen.

 ?? Foto: Th. Unflath ?? Kleine blühende Boten brachten beim Frühlingse­mpfang der Stadt Wemding etwas Frühjahrss­timmung ins Rathaus: (von links) Bürgermeis­ter Martin Drexler mit Ehe frau Iris, Festredner Theo Knoll und Landrat Stefan Rößle.
Foto: Th. Unflath Kleine blühende Boten brachten beim Frühlingse­mpfang der Stadt Wemding etwas Frühjahrss­timmung ins Rathaus: (von links) Bürgermeis­ter Martin Drexler mit Ehe frau Iris, Festredner Theo Knoll und Landrat Stefan Rößle.

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