Aus der Vergangenheit lernen
Beim Frühlingsempfang wird auf die Geschichte Bayerns und Wemdings geblickt
Wemding Nach der gelungenen Premiere im Vorjahr hatte Wemdings Bürgermeister Martin Drexler erneut zum Frühlingsempfang der Stadt eingeladen. Das beherrschende Thema am Freitagabend im historischen Rathaus war dabei das Jubiläum „100 Jahre Bayern“, das 2018 vielerorts begangen wird. Theo Knoll hatte für die Gäste einen Fachvortrag vorbereitet.
„Einige Streiflichter“der Historie wollte er aufzeigen, wie Knoll einleitend erklärte. Unter dem Titel „100 Jahre Freistaat Bayern – 200 Jahre erste Verfassung in Bayern“beleuchtete er das jeweilige Umfeld, in dem die Verfassungen der Jahre 1818, 1919 und 1946 entstanden – auch mit Blick auf die Stadt Wemding. Vor 200 Jahren waren Mediatisierung und Säkularisation große Leitlinien. Unter König Max I. Joseph wurden durch Aufklärer Graf von Montgelas zahlreiche Klöster wie zum Beispiel in Kaisheim geschlossen. In Wemding konnte das Kapuzinerkloster weiter betrieben werden, allerdings nur als Aussterbekloster. Angelegt an die Ideale der Französischen Revolution fanden sich in der Verfassung von 1818 Kerngedanken wie Gleichheit vor dem Gesetz, Gewissensfreiheit oder Aufhebung der Leibeigenschaft.
In der Regentschaft von König Ludwig I. gab es bereits eine Ausgestaltung Bayerns zu dem, „was wir heute als Bayern bezeichnen“, so Knoll. Auch das Wemdinger Kloster wurde 1843 neu bestätigt. Unter seinem Nachfolger König Maximilian I. wurde die bestehende Verfassung entscheidend fortentwickelt. Darin finden sich: Auflösung der alten Ständeordnung sowie Versammlungs-, Vereins- und Pressefreiheit.
Im November 1918, in der angespannten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, rief Kurt Eisner den Freistaat Bayern aus. Wenige Tage später waren die Monarchie und die Amtszeit des letzten bayerischen Königs Ludwig III. beendet. Aufgrund des nach der Ermordung Eisners in München herrschenden Chaos zog sich die Regierung nach Bamberg zurück, wo die im August 1919 in Kraft tretende bayerische Verfassung entwickelt wurde. Die Nazi-Diktatur schlug sich auch in Wemding nieder, wie Knoll anhand zahlreicher Beispiele verdeutlichte (Hakenkreuz-Flagge am Rathaus, Lokalpolitiker in sogenannter Schutzhaft, Auflösung SPDOrtsgruppe). Nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg wurde die Verfassung des Freistaats Bayern, wie man sie heute kennt, erarbeitet und am 1. Dezember 1946 per Volksentscheid bestätigt.
„116 Gefallene und 60 Vermisste hatte Wemding nach dem Krieg zu beklagen“, berichtete Knoll. Hinzu kamen 16 Gefallene und zwölf Vermisste aus Amerbach. Die Wemdinger hätten jedoch den Kopf nicht hängen gelassen, sondern ihren Ort bald wieder vorangebracht, zeigte der Festredner auf. Sein Fazit: „Wenn man die Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten sieht, kann man nur Respekt haben vor den Bürgern sowie ihren gewählten Vertretern in den politischen Gremien und den Vorstandschaften der Vereine.“
Bürgermeister Drexler bedankte sich bei Festredner Knoll mit einem Präsentkorb. Der Blick in die Geschichte Bayerns und Wemdings sei kein Selbstzweck, so Drexler eingangs der Veranstaltung. Vielmehr wolle man aus der Vergangenheit Lehren und Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen. „Haben wir den Mut, unsere Zukunft selbst offensiv anzupacken. Denn den Mutigen gehört die Welt.“In seinem Schlusswort appellierte Drexler an die Wemdinger Bürger, weiterhin sozial und gesellschaftlich engagiert zu bleiben. Neben Vertretern von örtlichen Vereinen und Organisationen waren auch die Träger von Bürgerbriefen und Bürgermedaillen sowie die Rathauschefs der umliegenden Gemeinden zum Empfang eingeladen worden.
Den musikalischen Rahmen des Empfangs gestaltete die Stadt- und Jugendkapelle Wemding unter Peter Million mit passenden Stücken wie dem „Pfaffenwinkler Marsch“oder dem „Waakirchner Trompetenlandler“. Nach der Bayernhymne wurden die Gäste zu einem Buffet mit bayerischen Spezialitäten eingeladen.