Das Todesrätsel um Olof Palme
Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Mord am schwedischen Ministerpräsidenten nimmt der Fall eine überraschende Wende
Stockholm Wird der Mord an Olof Palme doch noch gelöst? Gestern war es genau 32 Jahre her, dass Schwedens Ministerpräsident nach einem Kinobesuch mit seiner Frau Lisbet in Stockholm erschossen wurde. Der Mord stürzte Schweden in ein Trauma. Es folgten haarsträubende Ermittlungsfehler. Und so ist noch immer unklar, wer den sozialdemokratischen Regierungschef 1986 ermordete und warum.
Seit Jahrzehnten ermittelt die noch immer existierende PalmeMordkommission. Nun gibt der seit einem Jahr amtierende Ermittlungschef, Staatsanwalt Krister Petersson, neuen Anlass zur Hoffnung. „Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen Fall lösen“, sagte er überraschend konkret. Es gebe interessante Spuren, fügte er hinzu, allerdings ohne auf Einzelheiten eingehen zu wollen. Erstmals wies Petersson die gängigste – und politisch harmloseste – Theorie offen zurück. Demnach soll der 2004 gestorbene drogenabhängige kriminelle Christer Pettersson (der zufälligerweise fast den gleichen Namen hat wie der Chefermittler) den Ministerpräsidenten als verwirrter Einzeltäter erschossen haben. Er wurde 1989 verurteilt, in der Berufung dann aber freigesprochen. Doch noch immer glauben viele Experten an seine Schuld, weil Palmes Witwe ihn als den Schützen identifizierte und bis heute daran festhält. Der neue Chefermittler setzt auf andere Spuren.
Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender SVT enthüllte, dass der damalige Ermittler und Ex-Drogenfahnder Ture Nässén Zeugen manipuliert haben soll. So hatte er den Mordverdacht gegen Petterson damit gestützt, dass Zeugen ihn in der Mordnacht in der Nähe des Tatorts gesehen haben sollen. Doch das waren vor allem Drogenabhängige, denen der Polizist eine Belohnung für Tipps versprochen hatte. Zudem hatten diese Zeugen Angst vor dem berüchtigten Drogenfahnder. Informationen, die von Pettersson wegführten, seien unter den Teppich gekehrt worden, behauptet SVT. Selbst Palmes Witwe soll vor der Identifizierung des Schützen beeinflusst worden sein.
Der renommierte Kriminologe Leif Persson hat zwei Mordtheorien. Eine der beiden würde, sollte sie sich als wahr herausstellen, „schreckliche Konsequenzen“für Schweden haben, sagte er, ohne auf Details eingehen zu wollen. Er deutete lediglich an: „Erstens glaube ich, es waren mehr als nur eine Person in den Mord verwickelt. Zweitens werden politische Personen für gewöhnlich aus politischen Gründen ermordet. Drittens glaube ich, dass die Mörder genaue Informationen über Palmes örtliche Bewegungen am Mordabend hatten und auch vorab informiert waren, dass er da nicht bewacht wurde“, sagte er. Kommt nun doch noch Licht in diese düstere Geschichte?