Im Land des Blechens
Chinas Verband versucht, dem Transferwahnsinn einen Riegel vorzuschieben. Die Vereine haben zudem Probleme mit den ausländischen Spielern
Peking Es war ein Mega-Deal auf den letzten Drücker: Nur Stunden, bevor sich in dieser Woche das Winter-Transferfenster der chinesischen Super League schloss, verkündete der Fußballverein Dalian Yifang die Verpflichtung von Yannick Carrasco und Nicolas Gaitan. Der 24 Jahre alte Belgier und der 30 Jahre alte Argentinier wechseln für 48 Millionen Euro von Atlético Madrid in das Reich der Mitte. Die Ablösesumme erinnert an den Wahnsinn des Vorjahres, als chinesische Vereine in der Winterpause einen Rekordbetrag von 388 Millionen Euro für Neuzugänge zahlten.
Nun aber ist die Nachfrage der Chinesen nach Spielern aus Europa und Südamerika kräftig abgeklungen. Nach den strengen Regeln, die seit dem vergangenen Sommer gelten, müssen Chinas Vereine für ausländische Stars eine hundertprozentige Steuer auf die Ablösesumme zahlen. Für den Transfer von Carrasco und Gaitan sind also insgesamt über 90 Millionen Euro fällig.
Dass es keine gute Idee ist, dabei auf Schlupflöcher zu setzen, bekommt derzeit das vom deutschen Roger Schmidt trainierte Peking Guoan zu spüren. Als der Stürmer Cedric Bakambu Anfang Januar vom spanischen Erstligisten FC Villarreal in die chinesische Hauptstadt wechselte, gaben die Pekinger an, dass Bakambu seine Ausstiegsklausel in Höhe von 40 Millionen Euro „aus eigener Tasche“bezahlt habe. Damit sei natürlich auch keine Steuer zu entrichten, argumentierte der Verein. Die Zurechtweisung vonseiten des chinesischen Fußballverbandes muss deutlich ausgefallen sein. Guoan kündigte kurz darauf kleinlaut an, „die relevanten Zahlungen“nachzuholen.
Dass es für die Klubs zudem schwieriger wird, die Spieler auch zu halten, macht der Fall von Carlos Tevez deutlich. Vergangenes Jahr wechselte der Argentinier nach Shanghai, wo er ein Jahresgehalt von 40 Millionen Dollar bekommen sollte. Doch statt brillanten Fußball zu spielen, zog Tevez vor allem Kritik der Fans auf sich, die darüber klagen, dass Stars nicht für guten Fußball nach China kommen, sondern um sich richtig die Taschen zu füllen. In der gesamten Saison kam er nur 16 Mal zum Einsatz und erzielte dabei vier Tore. Im Januar ließ Shanghai ihn wieder gehen.