Neue Prioritäten bei der Integrationsarbeit
Das Landratsamt ersetzt den Asylstab durch eine Steuerungsgruppe. Die soll Ausländern das Ankommen im Landkreis erleichtern. Zwei Nationen sind überdurchschnittlich stark in der Region vertreten. Wie es auf dem Arbeitsmarkt aussieht
Im Landkreis leben inzwischen deutlich mehr EU-Ausländer als Flüchtlinge. Darauf reagiert nun das Landratsamt.
Landkreis Im Herbst 2015 sind die Verantwortlichen im Landkreis Donau-Ries vor einer riesigen Herausforderung gestanden: Binnen kürzester Zeit kamen sehr viele Asylbewerber nach Deutschland und wurden auch auf den hiesigen Landkreis verteilt. Deswegen wurde damals der Asylstab auf neue Beine gestellt, um die Aufgabe bewältigen zu können. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, kommt die nächste Reform. Der Asylstab wird abgelöst durch die Steuerungsgruppe Migration und Integration.
Damit reagiert das Landratsamt auf veränderte Rahmenbedingungen in der Region. „Der Schwerpunkt der Integrationsarbeit hat sich von der Aufnahme neu eintreffender Flüchtlinge verlagert hin zu Menschen, die dauerhaft hier bleiben. Es leben inzwischen deutlich mehr Bürger aus anderen EU-Ländern als Flüchtlinge im Landkreis“, heißt es in einer Stellungnahme der Behörde. Deren Zahl habe sich seit dem Jahr 2012 von 2000 auf 6000 erhöht.
Der neuen Steuerungsgruppe gehören unter anderem Vertreter von Politik, Verwaltung, Schulen, der Arbeitsagentur und der Ausländerbehörde an. Diese hat sich bislang einmal getroffen. Laut Ulrike Zitzlsperger, Leiterin des Teams Migration und Ehrenamt am Landratsamt, geht es vor allem darum, Themen wie Sprachförderung, Wohnungs- und Arbeitssuche und die interkulturelle Öffnung besser zu koordinieren. „Wir schaffen mit der Steuerungsgruppe eine Plattform, damit nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht.“Die Steuerungsgruppe sei dabei ein übergeordnetes Gremium, dass sich dreimal im Jahr treffen soll. Die eigentliche Arbeit und Realisierung von Projekten finde dann in Arbeitsgruppen statt, so Zitzlsperger. Geplant sei zudem eine Bildungs- und Integrationskonferenz, die alle relevanten Akteure zu den Themen zusammenbringe.
Vor allem Osteuropäer, hier besonders Polen und Rumänen, entscheiden sich für den Landkreis Donau-Ries. „Der Anteil der Polen unter den Ausländern liegt bei uns bei 14,5 Prozent. Im bayerischen Durchschnitt sind es rund sechs Prozent. Auch bei den Rumänen liegt der Wert klar über dem bayerischen Durchschnitt“, sagt Gabriele Theiler, Bildungskoordinatorin am Landratsamt. Grund für den starken Zuzug ist, dass Arbeitnehmer innerhalb der Europäischen Union selber entscheiden dürfen, wo sie arbeiten wollen. Am 1. Mai 2011 endete eine Übergangsfrist für Polen, die den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt beschränkte. Knapp drei Jahre später trat die entsprechende Regelung auch für die Rumänen in Kraft.
Dass sich so viele Rumänen und Polen für den Landkreis DonauRies entscheiden, hat aus Sicht von Theiler vor allem zwei Gründe: attraktive Arbeitsbedingungen und Netzwerke innerhalb der Nationalitäten, auf die Neuankömmlinge zurückgreifen können. Dass es sich dabei vor allem um Wirtschaftsmigration handelt, bestätigte im Januar Richard Paul, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Donauwörth, unserer Zeitung. „Wir verzeichnen keinen nennenswerten Zuzug in unser Sozialsystem. Die Integration in den Arbeitsmarkt klappt geräuschlos. Es sind erfreulich viele Fachkräfte darunter.“
Die hiesige Wirtschaft benötige die Mitarbeiter angesichts der großen Nachfrage und geringen Arbeitslosenquote auch, darauf verwies Paul. Es gibt mehr offene Stellen als Jobsuchende im Landkreis Donau-Ries. In den vergangenen Jahren habe die Zahl der Jobs im Landkreis, in denen die Arbeitnehmer in die Sozialkassen einzahlen, ein Rekordhoch erreicht. Die hat sich laut Paul in den vergangenen zehn Jahren um etwa 12 000 auf nun 60000 erhöht. „Ein Wermutstropfen ist, dass der Zuwachs zu einem „erheblichen Teil“auf Teilzeitjobs beruht. Was in diesem Bereich auffällt: Rund die Hälfte der Beschäftigten kommt aus Ost- und Südosteuropa“, so der Geschäftsführer.
Die Arbeitsagentur wirbt bei Unternehmen auch dafür, Förderprogramme der Behörde in Anspruch zu nehmen, um Zuwanderern den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dazu gehöre, auch ungelernte Mitarbeiter zu qualifizieren, so dass deren Arbeitsplätze wiederum frei würden für zugewanderte Bürger der Europäischen Union oder Menschen mit längerfristiger Bleibeperspektive.