Rieser Nachrichten

Die 22. Nördlinger Kneiptour war eine Nacht voller Musik

Nachtleben Bei der 22. Auflage der Kneiptour Nördlingen sorgen nicht nur die Livebands für Begeisteru­ng. Besucher freuen sich auch auf die Begegnunge­n zwischen den Lokalen

- VON JULIAN WÜRZER

Nördlingen Es herrscht Ausnahmezu­stand auf allen Ebenen. Ende April ist es bereits Sommer in Nördlingen und tausende Menschen strömen in die Innenstadt. Vor vielen Lokalen bahnen sich Besucher der 22. Kneiptour Nördlingen nur müßig einen Weg durch die angesammel­ten Menschentr­auben. Meistens bleiben sie allerdings stehen. Denn aus den Kneipen dröhnt lautstarke Livemusik, von hartem Rock bis zur akustische­n Gitarre ist nahezu alles dabei.

Die Warteschla­nge gegen 20.30 Uhr an einem Omnibus vor der Cantina Diablos am Marktplatz deutet es bereits an: die Kneipen in der Stadt werden heute voll sein. Für 14 Euro können sich Besucher ein lila Bändchen kaufen, das für den Abend Zutritt in insgesamt 16 verschiede­ne Lokale gewährt. Als erster Stopp des Abends bietet sich die Cantina Diablos an, und das nicht nur wegen des Fußweges von fünf Metern vom Omnibus aus.

Bis auf einen kleinen Tisch, auf dem ein Schild mit der Aufschrift reserviert, steht, ist das Diablos voll besetzt. Menschen stoßen mit Cocktailgl­äsern an und unterhalte­n sich, sie versuchen es jedenfalls. Oft nicken sie einfach nur mit dem Kopf. Denn die Musikband Strabande übertönt die Geräuschku­lisse. Mit Cajon und Gitarre spielen die beiden ruhigere Songs, aber auch Punkmusik. Inga Wunderle sitzt einen Tisch von der Bühne entfernt. Zusammen mit ihren Freundinne­n stimmt sie sich in der Cantina Diablos, so wie viele andere, mit Cocktails auf den Abend ein. „Wir starten hier unser Warm-Up, da die Cocktails sehr gut sind“, sagt sie. Der Favorit der Freundinne­n: der Razz-Mojito. Später ziehen sie dann durch die Innenstadt. Endstation wird bei den Freundinne­n der Club Living sein.

Für 21 Uhr ist eine im Ries beliebte Band im Nördlinger Jugendzent­rum angekündig­t. Auf dem Weg dorthin liegt das Yasas. Das Innere des griechisch­en Restaurant­s gleicht einer riesigen Tanzfläche vor einer Bühne. Darauf diskutiere­n zwei Mitglieder der Band AC/EAZY, welchen Song sie als nächstes spielen. Ein Gitarrenri­ff später wackeln einige Besucher mit dem Kopf und die ersten geraten nicht nur we- gen des heißen Wetters ins Schwitzen. Es ist letztlich ein Song von AC/ DC geworden.

Ins Schwitzen könnte auch das Publikum im Stadtsaal Klösterle kommen, doch gegen 21.15 Uhr bleibt das aus. Auf der Bühne steht die Berliner Band Shirley Holmes. Die Band klingt ähnlich wie Nirvana um den verstorben­en Sänger Kurt Cobain. Die einzelnen Besucher reißt das jedoch nicht mit. Nico Meier steht mit seinen Kumpels am Rande des Saals. „Letztes Jahr war hier um die Zeit mehr los, da hat eine Reggae-Band gespielt. Die war besser“, sagt er. Draußen vor der leeren Garderobe lehnt sich Jürgen Hubel auf einen Tisch. „Ich glaube, dass die meisten auf den Hauptakt am späteren Abend warten, die Banana Fishbones.“

Ganz anders ist die Situation gegen 22.10 Uhr im Nördlinger Jugendzent­rum, außerhalb der Stadtmauer­n. In den Bühnenraum zu gelangen ist fast unmöglich. Deshalb tummeln sich die vorwiegend jungen Besucher davor – auf Hockern, um noch einen Blick auf die Band zu erhaschen. Mit Rieser Mundart lockt die Band Los Bressackos. Aber unter den jungen Erwachsene­n sind vereinzelt ältere Menschen zu treffen, etwa Gunter Schachner. Los Bressackos erinnert den 54-Jährigen an seinen ersten Konzertbes­uch der schwäbisch­en Krautrocke­r Schwoißfua­ß. „Ich habe gelesen, dass die ähnliche Musik machen, deshalb bin ich ins Jugendzent­rum“, sagt er. Doch an diesem Abend spielt das Leben nicht nur in und vor den Kneipen, sondern auch auf den Wegen dazwischen. Dominik Kolb hat nahezu alle Kneiptoure­n miterlebt. „Man trifft einfach so viele Bekannte auf den Straßen, man macht nichts Konkretes aus, sondern läuft sich einfach über den Weg“, sagt er. Für ihn ist der Abend wie ein Wiedersehe­n mit alten Freunden.

Gegen 23.30 Uhr ist dann auch im Stadtsaal Klösterle fast kein Platz mehr, um sein Getränk ohne verschütte­n zu halten. Die Banana Fishbones spielen als einer der letzten Live-Bands auf der Bühne. Anschließe­nd zieht es die Besucher zur Abschlussp­arty in die Nördlinger Nachtclubs. In den Morgenstun­den geht eine der heißesten Kneiptoure­n zu Ende und das wohlgemerk­t im April.

 ?? Foto: Szilvia Iszó ?? Ein Tribut an den verstorben­en Sänger Ian „Lemmy“Kilmister von Motörhead: Die Musikband the Jancee Pornick Casino dreht im Lokal Fladenpira­ten mächtig auf. Auf der 22. Kneiptour Nördlingen ist auch Ruhigeres zu hören.
Foto: Szilvia Iszó Ein Tribut an den verstorben­en Sänger Ian „Lemmy“Kilmister von Motörhead: Die Musikband the Jancee Pornick Casino dreht im Lokal Fladenpira­ten mächtig auf. Auf der 22. Kneiptour Nördlingen ist auch Ruhigeres zu hören.

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