Topf und Teller, Krug und Kanne
Geschirr und Kunsthandwerk aus Keramik zieht die Besucher zu Tausenden an
Im Türkheimer Schlossgarten hat bereits die Erdbeerzeit begonnen. Allerdings sind’s nicht die saftig-süßen Verführer vom Beet, die man am besten gleich nascht, bevor sie matschig werden, sondern viel haltbarere Exemplare aus hart gebranntem Töpferton. Am Stand von Tatjana Hierl kann man rote Früchte aus Keramik einsammeln. Der mittelschwäbische Töpfermarkt ist eben jedes Jahr aufs neue für Überraschungen gut. Liebhaber schöner Dinge sind am vergangenen langen Wochenende auf dem Türkheimer Kunsthandwerkermarkt jedenfalls voll auf ihre Kosten gekommen.
Und im Veranstaltungskalender stehen schon die nächsten Keramikmärkte an – in Schloss Schleißheim, in Monheim und dann, traditionell zu Christi Himmelfahrt, in Dießen am Ammersee. Begonnen hat er vor 40 Jahren als Süddeutscher Töpfermarkt, inzwischen wählt eine Fachjury rund 150 Töpfer aus halb Europa. Heuer beteiligen sich Werkstätten aus 15 Ländern von Belgien bis Tschechien und an 16. Stelle steht ein Keramik-Hersteller aus China.
Seitdem die Marktgemeinde Dießen den Töpfermarkt im Jahr 2001 übernommen und am idyllischen Ammerseeufer angesiedelt hat, gilt er als einer der schönsten und interessantesten Töpfermärkte in Europa. Er ist zum einen klassischer Geschirrmarkt, zum anderen eine Anlaufstelle für internationale Sammler, außerdem zeigt er die aktuellen Trends im keramischen Kunstschaffen der Gegenwart.
Der ganze Ort vom Dampfersteg in den Seeanlagen bis hinauf nach St. Georgen ist in den Töpfermarkt einbezogen. Der Dießener Keramikweg führt zu sechs Stationen, bis er beim Werkstattmuseum Lösche anlangt, wo Bodenfunde von Scherben das lokale Töpferwesen seit dem 17. Jahrhundert belegen. Wolfgang Lösche, zugleich fachkundiger Marktleiter, demonstriert hier in seinem Werkstatt-Garten auch den klassischen Schwarzbrand.
Vorbei führt der Keramikweg an der Ausstellung mit Werkstücken zum Dießener Keramikpreis 2018 im Traidtkasten neben der barocken Klosterkirche. Das Motto „Kontraste“forderte die Töpfer zu kreativen Höchstleistungen heraus. Einen Steinwurf entfernt untersucht im Taubenturm in einer Werkschau der fränkische Künstler Claus Tittmann „Die Sprache der Materia- lien“mit Gefäßen, Plastiken, Reliefs, Bildern und Keramik.
Der Süddeutsche Töpfermarkt – heuer zum 41. Mal – ist nach Landsberg am Lech umgezogen. Das Gelände befindet sich entlang der St.Laurent-du-Var-Promenade unter alten Bäumen am Flussufer. Viele der rund 60 Aussteller haben bereits Preise bei Keramikwettbewerben gewonnen und präsentieren mitunter exklusive Unikate. Ein Jazzfrühschoppen am Sonntag macht Laune aufs Schauen und Kaufen.
Extra lang öffnet in Friedberg der Sonnwend-Töpfermarkt. Am Samstag dürfen die Besucher bis 22 Uhr im Stadtpark durch die Marktgassen schlendern. Bis aus Skandinavien und dem Baltikum kamen voriges Jahr die Aussteller. Und die Besucher strömen zu Tausenden nach Friedberg, um das vielseitige Angebot an Irdenware in Augenschein zu nehmen – und kräftig einzukaufen.
Schon mal mehr als 10 000 Besucher sind in den Vorjahren auch zum Töpfermarkt bei Kloster Oberschönenfeld (Landkreis Augsburg) gekommen. Erstmals wurde 2017 wegen des neuen, aufwendigen Sicherheitskonzepts Eintritt in Höhe von drei Euro erhoben. Bei 80 Ausstellern ist dafür auch einiges geboten.