Das „Lass Nitti“war die erste Discothek im Ries
In Nittingen entstand vor rund 40 Jahren ein Tanzlokal – das wurde schnell zur Top-Adresse
Oettingen Aus einer fixen Idee heraus entstand in Nittingen, heute ein Stadtteil von Oettingen, in den 1970er und 1980er Jahren mitten in der „Pampa“des Nordrieses im Laufe der Zeit ein Tanzlokal erster Adresse: „Lass Nitti“.
1972 baute die ältere Nittinger Jugend eine Holzbude, die „Laterndl-Bar“, als Treffpunkt der Jugend, da es im Dorf selbst keinen solchen und auch keine Gaststätte mehr gab. Nachdem dann aber im Laufe der Jahre die einzelnen Jugendlichen ihre eigenen Wege gingen, stand Leonhard Taglieber, auf dessen Vaters Grund und Boden gebaut worden war, vor der Frage, wie es weitergehen soll, denn inzwischen war das Ganze ja auch mit Arbeit verbunden. So entschloss er sich 1978, die „Laterndl-Bar“komplett abzureißen, viel Geld zu investieren und das erste „Lass-Nitti“zu bauen, damals eine eher rustikale, aber moderne Diskothek für etwa 120 Gäste mit Wagenrädern und Kuhfellen an den Wänden und mit einer Tanzfläche.
Das Abspielen von Schallplatten sorgte für die richtige Tanzmusik. Diese moderne Disco-Musik gefiel besonders, und die hypnotische Wirkung der gespielten Musik durch ein fließendes Ineinandermischen von einzelnen Tracks führte 1979 zu einem ungeahnten Gemeinschaftsgefühl und in der Folge zur Gründung des ersten „Rock’n RollClubs“im Ries, der hier sein Zuhause hatte, bis zu zweimal in der Woche hier trainierte und bei besonderen Anlässen sein Können zeigte. Begeistert von Musik und Sport wurde aus dem Discobesuch in kurzer Zeit ein richtiges Freizeitvergnügen von Boogie-Woogie bis Rock’n’Roll als Hochleistungssport.
Bis zu 500 Gäste kamen an einem Wochenende, was für den Betreiber einen riesigen Aufwand bedeutete, einigen Leuten im Dorf aber auch gute Chancen bot, hier einen Nebenjob oder gar einen Arbeitsplatz zu bekommen. Das Angebot reichte vom Türsteher bis zur Garderobenbetreuung, vom Ausschank an der Theke und in der Bar bis zur Bedie- nung der Gäste, vom Nachschubkommando bis zur Putzkolonne, und natürlich mussten bald gelernte Discjockeys angestellt werden! Der Ansturm kannte keine Grenzen mehr, und so beschloss der Besitzer 1984, das erste „Lass-Nitti“mit einem Millionen-Betrag zu erweitern und zu einer top-modernen Diskothek um- und auszubauen. Dieser neue mittelständische Betrieb brauchte keinen Vergleich mit einer modernen Großstadt-Diskothek zu scheuen. Die Tanzfläche war ver- der Saal modernisiert und mit einer Sternendecke und einem Spiegelhimmel versehen worden. Dazu wurden damals auch ein Bistro mit 30 Plätzen und eine Pizzeria für doppelt so viele Personen sowie eine größere Küche eingebaut. Die Disco selbst bot jetzt 200 Gästen Platz, die nun auch neben Getränken im Kellerrestaurant auch Speisen zu sich nehmen konnten. Damit hatte aber der „Rock’n’Roll Revival Club“seine Heimat verloren und orientierte sich anderweitig.
Doch ein anderes Event folgte: Mit dem Salon Reichelt wurden Frisier-Shows in der Disco organisiert; Schlagerstars wie Jürgen Drews, der Ende der 1980er Jahre Moderator der Schlagerparade im dritten Fernsehprogramm wurde, traten auf und auch eine Miss Bayern-Wahl fand im „Lass Nitti“statt.
Da das „Lass-Nitti“ursprünglich aber eher als Hobby und Nebenverdienst gedacht war und sowohl die eigentliche Firma (ein Architekturbüro) als auch die Familie den Begrößert, treiber immer mehr forderten, wurde im „Nitti“1996 der Tanzbetrieb eingestellt und das „Lass-Nitti“zu einem Zehnfamilienhaus mit Büro im Untergeschoss umgebaut.
Am 7. August 2005 jedoch lebte für ein paar Stunden anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der FFW Nittingen im Festzelt der Disco-Betrieb noch einmal auf. Sogar der langjährige Star-Discjockey Tommy wirkte dabei mit und moderierte einen für viele Besucher nostalgischen Abend.