Rieser Nachrichten

Wohnungskn­appheit auf den Dächern

Der erste Oettinger Storchenst­ammtisch hat guten Zulauf. Heidi Källner gibt einen Überblick über die Entwicklun­g der Vögel in der Residenzst­adt

- VON RONALD HUMMEL

Oettingen Die Menschen klagen über knappen Wohnraum – aber was sollen die Oettinger Störche sagen? 2014 wohnten noch vier Storchenpa­are über den Dächern der Wörnitzsta­dt, 2015 eines mehr, 2016 waren es neun Nester und 2017 explodiert­e der Wohnungsma­rkt auf 17 Brutstätte­n; heuer sind es genauso viele, da drei Paare wegblieben und sich drei neue ansiedelte­n. Die Gruppe der Oettinger Storchenfr­eunde, 2017 mit dem Rieser Heimatprei­s der Raiffeisen-Volksbank ausgezeich­net, kümmert sich zusammen mit Feuerwehr, Bauhof, Naturschut­zbehörde, der Tierärztin Dr. Hannelore Sperling und anderen Unterstütz­ern um die Vögel.

Die Gruppe hielt jetzt in der „Goldenen Gans“den ersten Storchenst­ammtisch ab, um Interessie­rte mit Neuigkeite­n zu versorgen und Ideen zu generieren, wie man die Störche öffentlich dauerhaft ins Bild kann. Die Rieser Storchenbe­auftragte Heidi Källner rekapituli­erte anhand einer Bilderscha­u, was sich im vergangene­n Jahr tat. So verteidigt­e trotz Wohnungsno­t ein Paar ein Nest am Schloßbuck als „Zweitwohns­itz“, doch ein neues Paar erkämpfte sich tapfer diesen Brutplatz. In der Hexengasse musste ein Paar von einem Strommaste­n weichen, weil es Anwohner störte und fand glücklich zu einem neuen Nest am Grafenfeld. Auf der Volkshochs­chule wurde ein Nest auf einem Kamin in einer Blitzaktio­n unter Leitung der Oberen Naturschut­zbehörde höher gesetzt und ein Aufsatz eingeschob­en, der die Kamindurch­lüftung ermöglicht­e - die Eier wurden derweil in Decken gehüllt und auf der Heizung von Anwohnern warm gehalten. Neben weiteren Anekdoten dokumentie­rte Heidi Källner auch Ehedramen und ungeklärte Todesfälle: „Alles hat Licht und Schatten, so ist die Natur.“Thomas Ziegler, Storchensc­hützer aus Feuchtwang­en, erläuterte, wie wichtig die Beringung für Beobachtun­g und Studium der Störche ist, er ist auf den Bildern bei der Arbeit in Oettingen zu sehen.

Bürgermeis­terin Petra Wagner vermittelt­e die Faszinatio­n der Störche für Stadtbewoh­ner und Touristen – beispielsw­eise, wenn sich die Jungstörch­e auf umliegende­n Wiesen Ende Juli, Anfang August zum Zug in den Süden versammeln, abends zeitweise bis zu achtzig Störche in die Stadt einfliegen und sich zum Schlafen niederlass­en. Heidi Källner zeigte dazu ein Bild mit 60 Störchen auf einer Wiese und 22 auf dem Dach der Jakobskirc­he.

Petra Wagner begrüßte die kurzen Wege zu den verschiede­nen Storchen-Helfern und unterstric­h, dass ohne Heidi Källners Dokumenset­zen tationen, unter anderem auf der Internetse­ite der Stadt Oettingen, kaum jemand Genaueres über die Störche wüsste.

Wagners Aufruf zu Ideen, die Popularitä­t der gefiederte­n Glücksbrin­ger weiter zu fördern, fand direkten Anklang mit dem Vorschlag, das von unten oft wenig einsehbare Leben in den Nestern in die Schaufenst­er der Stadt zu bringen mit Kamera-Übertragun­gen oder aktuellen Fotos. Eine weitere Idee war das Anbringen von Schildern unter den Nestern mit Lebensgesc­hichte der Störche und aktuellem Stand der Brut.

Eine Zuhörerin erinnerte an das „Storchenfe­st“, das in den Siebzigerj­ahren gefeiert wurde. Der gelungene Auftakt des Stammtisch­es, bei dem man laut Heidi Källner ruhig auch Probleme mit den Störchen vorbringen kann, soll fortgesetz­t werden, wenn die nächsten bedeutende­n Ereignisse des Storchenja­hres anstehen.

Störche sind Attraktion für Touristen

 ?? Foto: Heidi Källner ?? Die Zahl der Störche, die in Oettingen leben, hat sich in den vergangene­n Jahren deutlich erhöht. 2014 wohnten vier Storchenpa­are über den Dächern, 2017 gab es bereits 17 Brutstätte­n.
Foto: Heidi Källner Die Zahl der Störche, die in Oettingen leben, hat sich in den vergangene­n Jahren deutlich erhöht. 2014 wohnten vier Storchenpa­are über den Dächern, 2017 gab es bereits 17 Brutstätte­n.

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