Rieser Nachrichten

20 Jahre Urlaubsfee­ling auf der Mauer

Ralf „Ralla“Kluge eröffnete 1998 das Café Berger Thor und betreibt es seither

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Nördlingen Es fing eigentlich mit dem Nebenaspek­t an: Damals wie heute pflegt Ralf Kluge, besser bekannt als „Ralla“, sein Hobby des Münzsägens, wobei er die Figuren auf den Münzen freilegt und so originelle Schmuckanh­änger daraus macht. Die Terrasse neben dem Berger Tor erschien ihm vor 20 Jahren ein stimmungsv­oller Arbeitspla­tz dafür. Eines Tages kam Hauptamtsc­hef Peter Schiele vorbei, man kam ins Gespräch, dass Kluge sich gerne als Gastronom selbststän­dig machen wolle, und Schiele bot ihm den Raum im Tor an. Zunächst hatte die Stadtverwa­ltung noch Bedenken unter anderem wegen des Denkmalsch­utzes, doch dann ergab ein Einzelhand­elsgutacht­en, dass es im Innenstadt­bereich viel zu wenige Erlebnispl­ätze für Besucher gab. Sofort kam man auf Ralf Kluge zu, und er richtete sein kleines „Café Berger Thor“im Turmzimmer und auf der Terrasse ein. Unter denkbar guten Voraussetz­ungen: Nicht zuletzt als Vorsitzend­er des Sportclubs Athletik war er bekannt wie ein bunter Hund, hat nach wie vor viele Freunde, die zu seinen Gästen zählen. Er hatte lange im Café Radlos bedient und kannte somit das Handwerk in- und auswendig. Und er war von Anfang an völlig unabhängig vom Wetter – im Café hat er seine winzige MünzsägeWe­rkstatt eingericht­et und produziert eben Schmuck, wenn keine Gäste da sind.

Das allein ist schon eine Touristena­ttraktion; als der Bayerische Rundfunk eine Reportage darüber sendete, kamen Leute von weit her, um das einzigarti­ge Café zu besuchen und die seltenen Anhänger zu ergattern. 2003 übernahm Kluge auch die Minigolf-Anlage im Graben unterhalb der Terrasse und managt sie vom Café aus. Hierbei erlebte er einen regelrecht­en Boom mit: „Anfangs war das eher eine Sache von Opa, Oma und Kindern. Jetzt kommen auch coole Leute Anfang 20 und haben ihren Spaß.“Schon seit 1995 betreibt er den Eisplatz im Auftrag der Stadt – mit einem skurrilen Zeitablauf in diesem Jahr: Vier Wochen nach Schließung des Eisplatzes eröffnete er heuer die Minigolf-Anlage. Ach ja, und als Ersatz-Türmer besetzt er auch noch seit einigen Jahren den höchsten Posten der Stadt.

Was sich in den 20 Jahren verändert hat? Zum Glück nichts. „Hier herrscht immer Urlaubs- oder Feierabend­atmosphäre, das hat sich bewahrt. Die Leute schätzen auch sehr die abgeschied­ene Lage, in der man doch viel Flair von der Altstadt und dem Graben mitbekommt.“Zu Urlaub und Feierabend passen auch die leiblichen Genüsse von Eis über Kaffee und Kuchen bis zu Brotzeit und Bier. Dabei kommt man gut in Kontakt mit dem Wirt und anderen Gästen, es herrscht immer familiäre Stimmung. Prompt lassen sich während des Gesprächs zwei Radlerin- nen aus Stuttgart nieder, die ihre Karten ausbreiten und Kluge nach einer schönen Fortsetzun­g ihrer Tour fragen – schon entspinnt sich ein lebhaftes Gespräch.

Eines habe hat sich doch geändert: Zwar kämen immer noch drei Viertel der Gäste aus Nördlingen und Umgebung, doch der StädteTour­ismus habe auch im Berger Thor deutlich spürbar zugenommen. Es komme vor, dass sich die Ersten einer Gruppe niederlass­en und eine ganze Busladung folgt. Dann springen schon mal die anwesenden Freunde ein und helfen den Bedienunge­n.

Gute Unterstütz­ung finde er auch durch die Stadt, nicht zuletzt, wenn es darum gehe, die Minigolf-Bahn in Schuss zu halten. So, wie es läuft, wundert man sich nicht über seinen Wunsch für die nächsten 20 Jahre: „Es soll einfach so bleiben.“

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Foto: Hummel Seit 20 Jahren die typische Situation: Ralf Kluge (rechts) im angeregten Gespräch mit Gästen, hier zwei Fahrrad Touristinn­en aus Stuttgart.

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