Noch sieht es gut für Deutschland aus
Doch die Risiken für die Konjunktur wachsen. Alles steht unter Trump-Vorbehalt
Die deutsche Wirtschaft hat einen unglaublichen KonjunkturMarathon hinter sich. Das Bruttoinlandsprodukt ist 15. Mal in Folge gegenüber dem Vorquartal gestiegen. So lange hat das BIP seit 1991 nicht mehr einen derart strammen Lauf hingelegt. Entsprechend positiv gestimmt sind Handwerk, Industrie und Handel auch in unserer Region. Es läuft (noch) sehr gut.
Doch Konjunktur ist kein Selbstläufer. Dafür entscheiden zu viele Faktoren gerade über das wirtschaftliche Schicksal eines weltweit extrem vernetzten, exportstarken und damit auch anfälligen Landes wie Deutschland. So hat sich zuletzt gezeigt, dass sich unsere Volkswirtschaft auch mal ein Wachstums-Päuschen gönnt. Das Tempo verlangsamt sich von Quartal zu Quartal von 0,7 zunächst leicht auf 0,6 und nun deutlicher auf 0,3 Prozent. Ob das ein Trend ist, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Es besteht auch kein Anlass zu glauben, Deutschland ginge beim Konjunktur-Marathon auf den letzten zehn Kilometern die Luft aus. Nach wie vor ist es möglich, dass am Ende für dieses Jahr 1,7 bis 2,2 Prozent Wachstum stehen, was ein prima Ergebnis für den deutschen Dauerläufer wäre.
Wie gut letztlich der Wert beim Zieleinlauf ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab. Der wichtigste ist sicherlich der zu allen Übeln entschlossen scheinende US-Präsident. Damit steht die deutsche Wirtschaft unter Trump-Vorbehalt. Es wäre ja noch verkraftbar, wenn er Zölle auf Stahl und Aluminium verhängt. Doch was passiert, wenn die EU zurückschlägt und selbst Abgaben auf Whiskey, Harley-Motorräder oder Jeans erhebt? Dann wächst die Gefahr, dass der sprunghafte und überemotionale Amerikaner auf deutsche Autos saftigere Zölle eintreibt. Mit einem Mal wären alle Wachstums-Prognosen Makulatur. Noch ist es nicht so weit. Dass zuletzt aber, wie es die Commerzbank-Experten formulieren, Deutschland eine „Wachstumsdelle“zu verzeichnen hat, liegt nicht nur am Chaos-Faktor Trump. Hier wirkt sich auch aus, dass der Euro in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber Währungen wichtiger Handelspartner um rund neun Prozent aufgewertet hat, was es für diese Länder teurer macht, deutsche Produkte zu kaufen. Der gestiegene Ölpreis kann in den nächsten Monaten dann auch noch zu einer immer größeren Belastung für die Industrie, aber auch Autofahrer und Heizölkäufer werden. Doch nach wie vor überwiegen die positiven Faktoren. Viele Bürger befinden sich weiter in Kauflaune. Der das Konsumklima messende GfK-Index sank daher zuletzt nur moderat und bleibt auf hohem Niveau. Zumindest Bürger, die in Branchen mit starken Gewerkschaften arbeiten, können sich auch dank satter Lohnerhöhungen etwa am Bau, in der Metallbranche und im Öffentlichen Dienst nach wie vor etwas gönnen. Dank Draghis NullzinsPolitik lässt sich günstiges Geld aufnehmen, auch wenn die Tiefststände bei den Bauzinsen leider Vergangenheit sind. Weil in dem anormalen Umfeld Sparen außer der wichtigen Sicherheit kaum Freude bringt, wird weiter Geld ausgegeben. Der private Konsum ist eine bislang stabile Stütze der deutschen Konjunktur – beruhigend in Zeiten des Wüterichs aus Washington.