Flüchtlinge helfen Landsleuten
Integrationspreis für Landsberger Projekt
Landsberg Manchmal gerät ein Asylbewerber mit dem Gesetz in Konflikt, fängt an zu trinken – und das, obwohl er eigentlich ein ganz netter Mensch ist. Marianne Asam hat das immer wieder festgestellt. Sie leitet beim Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Landsberg die sozialen Dienste und die Flüchtlingsarbeit. Bei rund der Hälfte der Geflüchteten liegt ihrer Einschätzung nach eine posttraumatische Belastungsstörung vor. Und die wird in Landsberg mit speziell ausgebildeten muttersprachlichen Trauma-Ersthelfern bewältigt. Das Projekt wird am Mittwochabend von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit dem Bayerischen Integrationspreis 2018 ausgezeichnet.
Im Zufluchtsland ist vieles neu für geflüchtete Menschen – das Umfeld, die Sprache, der Umgang mit Behörden. Hinzu kommen Wut, Trauer und das Erlebte in der Heimat. Das Ankommen fällt manchen schwer und so kommt es immer wieder zu posttraumatischen Belastungsstörungen. Diese haben Symptome wie Schlaflosigkeit, Depressionen, Missbrauch von Alkohol, Gewaltneigung und Antriebslosigkeit. Deshalb hat das BRK Landsberg im Oktober 2016 in Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten und Ärzten erstmals muttersprachliche Trauma-Ersthelfer ausgebildet. „Das sind Flüchtlinge, die stark sind und sich hier gut zurechtfinden“, sagt Marianne Asam. Im ersten Kurs wurden 15 Personen geschult. Sie helfen Betroffenen, die sprachliche Barriere zu überwinden und einen sozialen Kontakt herzustellen, weil sie aus demselben Fluchtland kommen wie ein Mensch, der zum Problemfall wird. Mittlerweile haben rund 30 Personen in Landsberg die Ausbildung zum muttersprachlichen Trauma-Ersthelfer absolviert. Weitere sollen folgen.
Der Preis, der im Bayerischen Landtag verliehen wird, steht 2018 unter dem Motto „Startklar für Ausbildung und Beruf – Integration in den Arbeitsmarkt“. Der mit 3000 Euro dotierte Hauptpreis geht an das BRK in Landsberg. Die Plätze zwei und drei belegen Integrationsprojekte aus Puchheim (Landkreis Fürstenfeldbruck) und München.