Ein besonderer Odysseus
Nico Jilka spielt im Rahmen der Rieser Kulturtage das Stück „Odysee“an der Grundschule in Ederheim
Ederheim Er ist schon ein begnadeter Komödiant, der ehemalige Prinzipal der Nördlinger SchauspielManufaktur. Das war jetzt wieder einmal im Ries zu bewundern. Anlässlich der Rieser Kulturtage inszenierte er als Ein-Mann-Stück die „Odysee“als Theater für Kinder und Erwachsene. Weil das Wetter einigermaßen passte, sogar im Freien im kleinen Amphitheater auf dem Pausenhof der Grundschule Kleinerdlingen-Ederheim. Einige wenige Eltern, sprich: Mütter, und alle Kinder der 3. und 4. Klassen waren der Einladung gefolgt und empfingen dann „Rico“, einen jungen Mann aus der Provinz, der zum ersten Mal sein Dorf verlassen hat.
Er hat einen Vogelbauer dabei, weil er die Kanarienvögel abgeholt hat, die ihm versprochen waren. Prompt verpasst Rico die Rückfahrt mit dem Zug, weil ein alter Herr am Bahnhof ihm die uralte Geschichte der Irrfahrten des Odysseus so spannend erzählt hat. Auch den alten Mann spielt Nico Jilka und bindet die Kinder in das Geschehen ein. Als Odysseus und seine Gefährten die Höhle der Polyphem betreten, machen die Kinder das Echo, sie intonieren mit ihm auch die Schafherde und sind gespannt bei der Sache, als das Auge des bösen Riesen mit einem Pfahl geblendet wird.
Alles hat Nico Jilka drauf, in nahezu rasender Geschwindigkeit wechselt er zwischen lachen, weinen, drohen, scherzen und erzählen. Er fängt den Wind des Gottes Aiolos in einem großen Sack (Papiertüte vom Bäcker) und lässt die Kinder den Gesang der Sirenen intonieren. Selbst als ein frecher Bursche absichtlich störend ganz tief krächzt, kommt seine Antwort prompt „Aha, eine Eisen-Sirene!“Und er hat sofort die Lacher auf seiner Seite. Als die Zauberin Kirke die Männer des Odysseus in Schweine verwandelt, machen auch hier die Kinder die entsprechenden Grunz-Geräusche dazu.
Jilka kann aber auch ganz unvermittelt von lustig nach ernst wechseln: Als er die Episode spielt, dass Odysseus, um seine Gefährten zu retten, beinahe im Hades, dem Totenreich zu verschwinden droht, herrscht gespannte, ja fast betretene Stille. Um dann gleich wieder fast spöttisch Gas zu geben: Er erklärt anhand einer Klatschzeitschrift, wie die Sirenen ausgesehen haben müssen, aber bei weitem besser singen konnten, als die Teenie-Heulsusen von heute.
Und als Odysseus endlich nach Hause auf seine Insel Ithaka kommt und sie ob der vielen Veränderungen nicht mehr wiedererkennt, bleibt auch ein Seitenhieb auf das Jetzt nicht aus: „Wo damals noch ein kleiner Bauernhof stand, ist heute eine Biogasanlage.“
Niemand mehr erkennt Odysseus, außer sein treuer Hund, der aber vor lauter freudigem Schwanzwedeln stirbt. Und auch seine Gattin, die sich vieler heiratswilliger und hinterlistiger Könige erwehren muss, weiß zunächst nicht, wer der geheimnisvolle Fremde ist. Aber auch der Erzähler hat seinerseits deren Namen vergessen und so wird die Gattin fortan vom jungen Publikum statt Penelope und zur Freude aller immer wieder im Chor „Pillepalle“genannt. Selbstredend jagt der Held anschließend alle Verbrecher aus seinem Palast und so geht die spannende Geschichte gut aus.
Nur Rico muss zum Schluss einen großen Umweg machen, sein Zug ist weg und so muss er zu Fuß, dann mit einem Karren und mit dem Bus usw. einen großen Umweg machen, bis er wieder zuhause ist. Den direkten Weg in die Herzen der Kinder hat Nico Jilka an diesem Freitagvormittag spielend genommen. Großer Applaus und fast zwangsläufig die Frage eines Kindes zum Schluss: „Gibt’s die tolle Geschichte auch als Film?“