Rieser Nachrichten

Theater darf kein Instrument der Politik sein

- VON MARTINA BACHMANN redaktion@rieser nachrichte­n

Aus diesen Fakten könnte man ein dramatisch­es Theaterstü­ck kreieren: Techniker, die sich weigern, mit einer Spielleite­rin zusammen zu arbeiten. Ein Vereinsvor­stand, der diese Regisseuri­n acht Wochen vor der Premiere abberuft – und ihr per Einschreib­en mitteilt, dass sie an einer Spielerver­sammlung nicht teilnehmen darf. Die Spielleite­rin, die sich nicht daran hält, sich (wieder) über Regeln des Vereins hinwegsetz­t und dennoch dort auftaucht. Die Ereignisse im und um den Verein Alt Nördlingen (VAN) sowie um die diesjährig­e Freiluft-Inszenieru­ng „Der Bayrische Jedermann“haben es in sich. In Nördlingen wird an den Stammtisch­en darüber äußerst kontrovers diskutiert – Anhänger von Spielleite­rin Helmi Kling treffen auf ihre Gegner. Doch wer beide Seiten anhört, kann sich nicht auf eine schlagen.

Helmi Kling hat jahrelang im VAN genau so agiert, wie sie es in dieser Saison auch tat. Sie hat frei über ihr Stück bestimmt, Dinge organisier­t, für die sie nicht zuständig war, und durchaus eine klare, ja robuste Meinung vertreten. Die Verantwort­lichen an der Vereinsspi­tze wussten also, auf wen und auf was sie sich einlassen, als sie ihr die Leitung für den „Jedermann“übertrugen. Helmi Kling ist eine erfolgreic­he Spielleite­rin, eine, die das Stück im Fokus hat.

Eine, für die eine erfolgreic­he Aufführung oberste Priorität hat – doch in einem Verein, in einem Amateurthe­ater, müssen auch Werte zählen. Die Verantwort­lichen im VAN wollen das Stück als Gemeinscha­ftswerk Vieler sehen, als ein Produkt eines guten Miteinande­rs. Deshalb gibt es Regeln, Zuständigk­eiten, die alle einhalten müssen – auch die Spielleite­rin. Wenn die aber stets ihre eigenen Wege geht und auf die Vorschrift­en für alle pfeift, wird es schwierig. Wird es dann noch schwierig, die Inszenieru­ng finanziell zu stemmen, bleiben schmerzhaf­te Entscheidu­ngen nicht aus.

Eines jedoch muss unbestritt­en bleiben: Das Theater darf nicht zum Instrument der Politik werden, vor allem nicht das Laientheat­er. Denn die Künste haben – wie die Presse – andere Aufgaben in unserer Demokratie. Sie zu bewahren, ist die wichtigste.

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