Der Chef der Torverhinderer
Marc Lamberger ist im Ries aufgewachsen, über ein Stipendium in den USA kam er als Torwarttrainer zu 1860 München. Nun betreut er auch die Beach-Soccer-Nationaltorhüter
Nördlingen Er sah den Fußball schon als Kind ein wenig anders. Während die anderen mit dem Ball spielten, um unbedingt ein Tor zu schießen, stellte er sich als kleiner Bub zwischen zwei große Apfelbäume im Garten seiner Großeltern und versuchte die Schüsse zu parieren. Ob bei gutem oder schlechtem Wetter, Marc Lamberger wollte die Bälle immer um die Ohren haben. Das ging gar so weit, dass zwischen den beiden Apfelbäumen eine richtige Dreckfläche entstand. „Als Torhüter muss man ein wenig verrückt sein“, sagt der heute 27-Jährige, dessen Begeisterung in jungen Jahren dem ehemaligen Nationaltorhüter und heutigen DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke galt. Und mit dem hat der gebürtige Rieser Marc Lamberger heute doch einiges gemeinsam.
Lamberger steht mittlerweile fast täglich auf dem Fußballplatz, mindestens dreimal die Woche trainiert er Nachwuchstorhüter beim 1860 München, an den Wochenenden begleitet er die Jungs zu den Spielen. „Ich mache die Arbeit wahnsinnig gerne“, sagt der 27-Jährige. Er selbst hat es nicht zum Profi geschafft, jedenfalls nicht im herkömmlichen Fußball. „Mir hat damals die Mentalität etwas gefehlt, hätte ich früher das Selbstvertrauen von heute gehabt, wäre es vielleicht anders gekommen.“Außerdem verhinderten viele Verletzungen eine Profikarriere. „Ich habe mir etwa zehnmal die Schulter ausgekugelt, etwa bei leichten Wurfbewegungen und einmal passierte das sogar im Schlaf. Deshalb fokussiere ich mich auf das Torwarttraining, wobei ich mittlerweile auch wieder selbst trainiere.“Bereits mit sechs Jahren schnürte Lamberger seine Fußballschuhe zum ersten Mal. Damals noch für Mönchsdeggingen, später wechselte er nach Marktoffingen und landete schließlich beim TSV Nördlingen – immer auf der Position des Torwarts. Nach seinem Abitur in Nördlingen und einer Journalistenausbildung in München zog es den Fußballer in die USA. „Über den Bekanntenkreis bin ich zu einem Stipendium im Bundesstaat Wyoming gekommen“, sagt er. Dort legte er den Grundstein für seinen heutigen Beruf – Torwarttrainer. Er trainierte die Torhüter und eine Jugendmannschaft in den USA. Nach einer Verletzung des Stammtorhüters musste er sogar selbst zwischen die Pfosten. Das war im Sommer 2014. Zurück in Deutschland, kam er dann ins Nachwuchsleistungszentrum der Münchener Lö- wen – nun ist es seine Aufgabe, die Manuel Neuers der Zukunft zu finden und zu trainieren. „Als Jugendlicher hat mir immer ein Trainer gefehlt, der mir das ,Wie’ erklärt hat“, sagt er. Wie kann er was machen? Wie kann man sich in verschiedenen Situationen verhalten? Deshalb versucht er nun selbst Lösungswege mit seinen Schützlingen zu erarbeiten. „Entscheidend ist, dass die Spieler anhand der Ansätze die Entscheidungen treffen und ich ihnen nichts vorkaue“, sagt er. Für junge Sportler hat er auch einen Tipp: „Man muss ehrgeizig sein, gerne trainieren wollen und sich Selbstvertrauen aneignen.“Dann könne man eventuell irgendwann einem Manuel Neuer gegenüberstehen.
Mit seinem eigenen Vorbild ist Lamberger jedenfalls fast gleichauf, wenn auch in einer Variante des Fußballs. Neben seinem Job bei 1860 München steht er beim BeachSoccer-Bundesligisten den Bavaria Beach Bazis im Tor und ist Torwarttrainer der Beach-Soccer-Nationalmannschaft. Die Sportart wird barfuß auf Sand gespielt. Mit dem DFB-Tross ist Lamberger derzeit in Italien, um seine Jungs auf die Europameisterschaft im Juni in Baku der Hauptstadt von Aserbaidschan vorzubereiten. Dort warten Stadien mit bis zu 8000 Zuschauern und die Spiele werden live im Fernsehen übertragen. Fast so wie bei Andreas Köpke, der mit Jogis Jungs bei der WM in Russland sein wird.