Und weiter rollt der Starlight Express
Das Rollschuhspektakel ging vor 30 Jahren in Bochum an den Start. Jetzt hat Komponist Lloyd Webber noch mal daran gefeilt
Bochum Als Veronika Hammer nach Bochum kam, hatte sie eigentlich noch nie richtig auf Rollschuhen gestanden. Jetzt spielt die 24 Jahre alte Österreicherin aus Linz eine Hauptrolle im Rollschuh-Musical „Starlight Express“. Seit 30 Jahren wird das Musiktheaterstück in Bochum aufgeführt. Kein Musical auf der Welt wurde bislang länger in einem Haus gespielt, sagt der Veranstalter Mehr! Entertainment. Zum Jubiläum haben die Musical-Macher um den Komponisten Andrew Lloyd Webber dem rasanten RollschuhSpektakel eine Rundum-Modernisierung verpasst. Startschuss der überarbeiteten Show ist nach einigen Vorpremieren an diesem Dienstag unter den Augen Webbers und seines Teams – taggenau 30 Jahre nach dem allerersten RollschuhRennen in der Ruhrgebietsstadt.
Darstellerin Veronika Hammer wurde von Webber persönlich in London gecastet und gehört seit Anfang Februar zum Ensemble. 43 Darsteller gibt es insgesamt, jeweils 26 von ihnen sind an einer Aufführung beteiligt. Erst einmal musste Hammer das Rollschuh-Laufen lernen. „Am Anfang waren wir nur im Ballettsaal, um die Technik zu lernen. Es geht ja darum, dass alle den gleichen Stil haben und gleich skaten.“Erst nach einem Monat rollte die Künstlerin zum ersten Mal durch den Aufführungssaal.
Auf der Bühne wird sie nun Carrie verkörpern, einen Gepäckwaggon. In dem Stück geht es um einen Kindertraum, in dem Züge eine Weltmeisterschaft austragen. Die junge Dampflok namens Rusty, die Diesellok Greaseball und die E-Lok Electra wetteifern darum, die Schnellste zu sein. Eine Liebesgeschichte darf nicht fehlen. Die Darsteller flitzen bei der Aufführung mit bis zu 60 Stundenkilometern durch die eigens für das Musical gebaute Halle. Die Trassen führen auf mehreren Ebenen mitten durch die Zuschauerreihen.
Komponist Webber hat zusammen mit seinem Team das Musical zum Jubiläum überarbeitet: Die Technik wurde modernisiert, die Musik verändert, neue Figuren eingeführt. „Es war nicht mehr modern, dass die Züge alles Männer sind und die Anhänger Frauen“, sagt Theaterleiter Meinolf Müller. In der neuen Show gibt es jetzt auch zwei weibliche Züge, bei denen die Frauen vorneweg fahren. Vom Raucherwaggon Ashley müssen sich die Zuschauer dagegen verabschieden – zu unmodern!
Über 26 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das Bochumer Theater im vergangenen Jahr, sagt der Geschäftsführer des in Düsseldorf sitzenden Veranstalters Mehr! Entertainment, Maik Klokow. Knapp 4,5 Millionen Euro habe die Überarbeitung der Show gekostet. „Wir gehen davon aus, dass wir nochmal fünf bis zehn Jahre spielen können.“Auch bei der Stadt Bochum ist man froh, dass das Musical so gut läuft. „Starlight Express ist ein kultureller Leuchtturm in Bochum und in der Region“, sagt Thomas Weckermann, Prokurist bei Bochum Marketing. Und ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor: So sei allein die Zahl der Übernachtungen von 166000 im Jahr 1987, also vor dem Musical, auf mittlerweile 646 000 im vergangenen Jahr gestiegen. Weckermann schreibt die Steigerungen im Wesentlichen dem Musical zu.
Vielleicht kommen die Besucher ja auch so zahlreich wegen der Botschaft des Stücks. Und die lautet nach den Worten von Theaterleiter Müller: „Am Ende kann man alles schaffen.“Helge Toben, dpa