Als Azubi nach Amerika
Johannes Röttinger beteiligte sich an einem Programm, das den 18-Jährigen für zehn Wochen in die USA brachte. Was er dort erlebte und was ein großer Unterschied zur Heimat ist
Buchdorf/Deiningen Wenn er von seiner Zeit in den USA erzählt, dann strahlt Johannes Röttinger. Von den unzähligen Wolkenkratzern in Atlanta, von der unglaublichen Weite in und um Newnan, einer kleineren Stadt, die rund eine Stunde Fahrtzeit südlich von Atlanta liegt. Aber auch von den zwei Wochen, die er am „Technical College“in Atlanta verbringen durfte. „Das war ein super Erlebnis, definitiv eine sehr gute Entscheidung, da mitzumachen“, sagt der 18-Jährige.
Damit meint er seinen Entschluss, sich bei der Joachim-HerzStiftung für das Programm „Azubis in die USA“zu bewerben. Röttinger ist derzeit im zweiten Lehrjahr zum Elektroniker für Geräte und Systeme bei der Firma Commscope in Buchdorf. Als er an der Berufsschule von diesem Projekt erfuhr, war er sofort begeistert. „Ich habe dann meinen Arbeitgeber gefragt, der war sofort dabei und hat zugestimmt“, sagt der 18-Jährige, der in Deiningen wohnt.
Nach einer Bewerbung über die Internetplattform wurde Röttinger ins Kultusministerium nach München eingeladen, wo ein Bewerbungsgespräch stattfand. „Das lief zum Teil auch auf Englisch“, erzählt der Azubi. Letztlich gehörte Röttin- zu den rund 25 Glücklichen, die Mitte März die Reise nach Amerika antreten durften. Zunächst ging es für die Teilnehmer für zwei Wochen nach Atlanta, wo sie Theorie- und Praxisunterricht hatten. „Die hatten drei Campusse, die Anlage war riesig“, erinnert sich Röttinger. Die Klassen selbst waren dann größentechnisch vergleichbar mit denen in der Berufsschule, einzig das Alter der Schüler schwankte deutlich. „Zwischen 15 und 40 in etwa“seien seine Mitschüler gewesen, meint der 18-Jährige. Zu Beginn sei es für ihn schon eine Umstellung gewesen, im Unterricht Englisch zu sprechen. „Wir waren aber drei Schüler aus Deutschland, da konnten wir uns gegenseitig helfen. Dadurch haben wir uns schnell daran gewöhnt“, sagt Johannes Röttinger.
Im Anschluss ging es dann nach Newnan. Dort war Röttinger bei einer Gastfamilie untergebracht und absolvierte ein achtwöchiges Praktikum bei der Firma E.G.O., die ihren Hauptsitz in Oberderdingen bei Stuttgart hat. „Dort wird viel in einer Produktionslinie gearbeitet, ich war unter anderem für die Wartung zuständig. Da konnte ich viel mit Robotern und großen Motoren arbeiten“, sagt Röttinger. Für einen Tag „wechselten“die ProgrammTeilnehmer ihre Firmen, da war Röttinger bei der Firma Grenze- bach, die dort auch ein Werk unterhält.
Die Zusammenarbeit in der Firma, insgesamt sind dort rund 300 Mitarbeiter angestellt, war laut des Azubis super. „Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Die Kollegen haben mich toll aufgenommen, waren ganz begeistert von uns Deutschen“, erzählt der 18-Jährige. Auch in der Gastfamilie hatte Johannes Röttinger viel Spaß.
Die Freizeit kam nicht zu kurz während seines zehnwöchigen Praktikums. In den ersten beiden Wochen, als die Teilnehmer noch in Atlanta waren, standen viele Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. „Wir waren im Coca-Cola-Museum, im Aquarium, haben uns Football-Spiele angeschaut“, erinnert er sich. Und auch beim Baseball war Johannes Röttinger zweimal. Gerade das Drumherum dort hat ihn sehr begeistert. „Die Shows zwischen den einzelnen Innings sind klasse, da geht es richtig ab.“Und wenn das Spiel auf einen Freitag fällt, gibt es nach Spielschluss noch ein großes Feuerwerk.
In Newnan dann hatte Röttinger einen Firmenwagen, mit dem er die Gegend erkunden konnte. So war er ein Wochenende in der Stadt Savannah, ein anderes dann in Orlando. „Das war echt der Hammer. Wir waren in den Universal Studios, eiger Fotos (2): S. Mayer nem gigantischen Freizeitpark. Da reicht ein Tag gar nicht aus, um alles zu sehen“, sagt Röttinger. Gewöhnungsbedürftig war für ihn erst einmal der Verkehr. Es seien sehr viele Autos unterwegs. „Und die haben ja dort keine Fahrschulausbildung wie hier in Deutschland“, meint er. Auch die großen Autobahnen mit unzähligen Fahrbahnen waren zunächst ein Hindernis für den 18-Jährigen. „Aber man gewöhnt sich schnell dran“, merkt er an.
Einen großen Unterschied im Vergleich zu Deutschland hat Röttinger ausmachen können: das Essen. „Das war wahnsinnig fettig. Da war ich froh, als die zehn Wochen vorbei waren“, meint er lachend. Trotzdem könne er sich vorstellen, später einmal für eine befristete Zeit in den USA zu arbeiten. „Ich bin ja noch jung, da würde ich das vielleicht schon machen. Aber keinesfalls würde ich für immer auswandern“, sagt Röttinger. Einen kleinen Haken hatte seine Reise allerdings doch. Er musste den Stoff, den er in dieser Zeit in zwei Wochen Berufsschule verpasst hatte, nachholen. Das hieß auch, fünf Schulaufgaben in einer Woche zu schreiben. „Aber für diese unbeschreibliche Zeit war es das auch wert“, sagt der 18-Jährige, fügt aber auch an: „Nach zehn Wochen in Amerika war es schön, wieder heimzukommen.“