Nesthäkchen weniger eng mit Mama und Papa
Erstaunlich: Ältere Geschwister stehen Eltern in der Regel näher
Frankfurt In einer Familie haben Nesthäkchen einer Studie zufolge häufig eine weniger enge Beziehung zu ihren Eltern als die älteren Geschwister. Zudem seien die jüngsten Kinder oft emotional labiler und furchtsamer, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung des Forschungszentrums Demografischer Wandel (FZDW) an der Frankfurt University of Applied Sciences.
Die Forscher zeigten sich über die Ergebnisse überrascht: „Das ist schon erstaunlich, wird doch gerade bei diesen Kindern davon ausgegangen, dass sie die größte elterliche Aufmerksamkeit erfahren“, so Studienautor Sven Stadtmüller. Die Unterschiede zu anderen Konstellationen – also Einzelkindern, „Sand- wich-Kindern“oder Kindern mit jüngeren Geschwistern – seien aber durchweg statistisch bedeutsam. Es handele sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit also „nicht um zufällige, sondern um systematische Unterschiede“, so Stadtmüller.
Die Frankfurter Wissenschaftler werteten Daten aus einer Längsschnittstudie aus, bei der über mehrere Jahre hinweg rund 10 000 Schüler an weiterführenden Schulen in 14 Bundesländern befragt wurden. Die Eltern-Kind-Beziehung galt dabei als „sehr gut“, wenn das Kind angab, dass es ihm sowohl mit der Mutter als auch mit dem Vater sehr leicht falle, über wichtige persönliche Dinge zu sprechen.
Auch beim Persönlichkeitsmerkmal „Neurotizismus“waren die Nesthäkchen den Angaben zufolge auffällig. „Sie werden schneller nervös, können schlechter mit Stress umgehen und machen sich häufiger Sorgen als Kinder aus allen anderen Konstellationen der Geburtenfolge“, so die Forscher. Die Frage, ob und inwieweit die Stellung in der Geburtenfolge Einfluss auf die Persönlichkeit des Kindes und seine Beziehung zu den Eltern nimmt, beschäftigt die Psychologie seit fast 100 Jahren.