Kein Platz für Hooligans
Die WM-Gastgeber haben jeden und alles im Blick
Moskau Wer sich bei dieser WM durch Russland und die Stadien bewegt, kommt ohne zwei Dokumente nicht weit: Den Reisepass und die Fan-ID. Ersteren verlangen die Schalterdamen immer, wenn man Zug- oder Flugtickets kauft oder im Hotel eincheckt – alle Angaben darauf werden dann erfasst. Letztere braucht jeder Fußballfan für den elektronisch geprüften Zutritt ins Stadion: Eine Plastikkarte mit Lichtbild und personenbezogenen Daten, die im Vorfeld zu beantragen war und von den meisten Fußballfans an einem Band um den Hals herum getragen wird. „Ein skurriles Bild: Bei dieser WM wirkt es so, als wären alle Fans als Journalisten akkreditiert“, lacht Michael Gabriel.
Der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) war selbst als Verantwortlicher für die mobile Fanbotschaft in Russland und sagt: „Die Fan-ID ist auch deshalb bei den deutschen Fans auf Akzeptanz gestoßen, weil sie Ersatz für ein richtiges Visum war, keine anderen Daten abgefragt wurden und mit ihr auch Annehmlichkeiten verbunden waren.“Allerdings auch eine weitere Möglichkeit für das Gastgeberland, Informationen über seine Gäste zu sammeln: Man darf davon ausgehen, dass russische Sicherheitsbehörden jederzeit nahezu alles wissen über die Aufenthaltsorte und Aktivitäten ihrer WM-Gäste.
Ein Umstand, der potenzielle Störer abschreckt
Ein Umstand, der potenzielle Störer abschreckt. Wobei Gabriel keine Verbindung zwischen der Fan-ID und dem Ausbleiben von HooliganAusschreitungen ziehen will. Dafür sieht er andere Hauptgründe: „Den schon seit etwa 2006 zu beobachtenden Trend, dass solche Leute – anders als bei einer EM oder in den nationalen Ligen – solch ein Weltevent gar nicht mehr besuchen. Und natürlich das massive Sicherheitsaufgebot in Russland an sich.“
Das russische Hooligan-Klientel haben die Sicherheitskräfte schon vor dem Turnier deutlich unter Druck gesetzt: Keinesfalls sollten Stör-Aktionen von dieser Seite das Prestige-Projekt stören. Und das Konzept geht auf. In einem Land, in dem es den Menschen normalerweise grundsätzlich verboten ist, sich zu versammeln und Banner zu zeigen, herrscht plötzlich eine ganz andere Lebenswirklichkeit.