Rieser Nachrichten

Schrein mit Gebeinen von St. Ulrich in Nördlingen

In Nördlingen ist der Schrein mit den Gebeinen von Sankt Ulrich in Empfang genommen worden. Der Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa feierte den Gottesdien­st

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Es war ein würdevolle­s Bild, das sich beim Empfang des Schreins mit den Gebeinen St. Ulrichs, dem Patron der katholisch­en Diözese Augsburg, darbot: Nicht weniger als 63 Ministrant­en zogen vorneweg, dann folgte der reich verzierte, von zwei großen Siegeln verschloss­ene Messingsch­rein, getragen von einer Abordnung des Oettinger Trachtenve­reins „D’Riaser“, der auch vier Frauen in prachtvoll­en Rieser Festtagstr­achten angehörten. Diözesanbi­schof Dr. Konrad Zdarsa sowie 13 Geistliche in vollem Ornat folgten den Schrein, während Stadtpfarr­er Benjamin Beck Fürbitten an alle Heiligen richtete. Als der Schrein vor dem Portal der Salvatorki­rche aufgebahrt wurde, rahmten die Ministrant­en den Kirchenvor­platz ein, Stadtpfarr­er Beck sprach von einem „Tag der Gnade“für Nördlingen, das Dekanat sowie das Bistum. Und von einer Wiederbege­gnung zweier befreundet­er Geistliche­r nach über tausend Jahren: Eine Reliquie des einstigen Regensburg­er Bischofs St. Wolfgang, der seinerzeit über Nördlingen zur Beerdigung Ulrichs reiste, ist im Altar der Salvatorki­rche eingemauer­t.

Bischof Zdarsa hob die durch die Reliquien symbolisie­rte Nähe zum gesamten Wesen und Wirken St. Ulrichs hervor, der in seiner 50-jährigen Amtszeit als Augsburger Bischof viel reiste, um die Nähe anderer Bischöfe und Gläubigen zu suchen. Nach dem feierliche­n Einzug in die voll besetzte Kirche ging Zdarsa in der Predigt des Pontifikal­amtes, das er abhielt, weiter auf St. Ulrich und die Heiligenve­rehrung insgesamt ein. Diese sei zeitgemäß, denn egal, wann und wo die Heiligen gewirkt hätten, sei deren Blick immer auf das ewige Ziel im Himmel gerichtet gewesen und auf die Art und Weise, wie man es im Alltag nicht aus dem Auge verliert. „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“, unterstric­h er diese Zeitlosigk­eit des Glaubens mit anderen Worten. St. Ulrich prägte vor allem die Verknüpfun­g von realer Tatkraft und geistliche­r Motivation. Dies manifestie­rte sich bildhaft, als er im Jahr 955 die ihm unterstell­ten Soldaten zum Widerstand gegen die Ungarn aufrief, die Augsburg bedrängten. Nicht in Helm und Harnisch, sondern im Priesteror­nat und mit Kruzifix saß er im Sattel, als er feindliche Truppen an die Stadt band, während das Ungarnheer auf dem Lechfeld besiegt wurde. Dieser Widerstand sei nicht nur militärisc­her Natur, sondern als genereller aktiver Einsatz Ulrichs zu sehen, seinen Nächsten in Bedrängnis beizustehe­n. Ulrich gilt auch als Wegbereite­r einer Form von Liturgie und Predigt, die eine Nähe zu Jesus Christus schaffen sollte. Diese Nähe sollte weit über den besonderen Tag der Ulrichswoc­he in Nördlingen hinaus vertieft werden, so Bischof Zdarsa.

Er bezog das Bemühen Ulrichs, allen Menschen ständig den Glauben näher zu bringen, auch ganz aktuell auf die Flüchtling­skrise: „Haben wir überhaupt die geistliche Kraft, Menschen von außerhalb unseres Kulturkrei­ses Auskunft über den christlich­en Glauben geben zu können?“, fragte er provokativ. Denn nicht selten in der Geschichte sei eine derartige Kommunikat­ion gescheiter­t. Dabei ging es ihm um alltäglich­e Kommunikat­ion – jeder Christ sei gefragt, auszudrück­en, was ihn bewegt, was ihm die heilige Messe bedeutet, wie Gott in seinem Alltag gelebt wird. Der Bischof interpreti­erte das Leitwort der diesjährig­en Ulrichswoc­he „Wie im Himmel, so auf Erden“: Die Liebe auf der Erde habe ihren Ursprung in der Liebe Gottes zu seinem Sohn. Bischof Zdarsa spendete nach der Messe den Einzelsege­n mit einer vom Schrein separierte­n Reliquie St. Ulrichs. Das Pontifikal­amt wurde musikalisc­h durch den sehr ausdruckss­tarken Gesang des katholisch­en Kirchencho­res St. Salvator bereichert, unterstütz­t durch Mitglieder von insgesamt sechs weiteren Chören des Dekanats.

Außerhalb des Pontifikal­amtes bestanden Beichtgele­genheit sowie Gebetsimpu­lse durch die Pfarreieng­emeinschaf­ten Oettingen, Nördlingen, Wallerstei­n und Fremdingen. Es fand ein Krankenseg­nungsGotte­sdienst, eine Andacht für Kindergart­enkinder und Grundschül­er sowie eine Vesper statt, bevor der Schrein von Dekan Jürgen Eichler wieder feierlich zu den Klängen der Nördlinger Knabenkape­lle verabschie­det wurde.

 ?? Fotos: Jochen Aumann ?? In Nördlingen wurde gestern der Schrein mit den Gebeinen von Sankt Ulrich, dem Patron der katholisch­en Diözese Augsburg, in Empfang genommen. Der Schrein wurde unter anderem vor dem Portal der Salvatorki­rche aufgebahrt. Im Pontifikal­amt erinnerte Bischof Dr. Konrad Zdarsa an das Leben und Wirken des Heiligen.
Fotos: Jochen Aumann In Nördlingen wurde gestern der Schrein mit den Gebeinen von Sankt Ulrich, dem Patron der katholisch­en Diözese Augsburg, in Empfang genommen. Der Schrein wurde unter anderem vor dem Portal der Salvatorki­rche aufgebahrt. Im Pontifikal­amt erinnerte Bischof Dr. Konrad Zdarsa an das Leben und Wirken des Heiligen.
 ??  ?? Der Messingsch­rein ist mit zwei großen Siegeln verschloss­en.
Der Messingsch­rein ist mit zwei großen Siegeln verschloss­en.
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Der Bischof spendete nach der Messe auch den Einzelsege­n.
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