Gezeichnete Stadtmauer
Graffiti, Signaturkürzel, Initialen: Die Nördlinger Stadtmauer ist an einigen Stellen beschmiert worden. Wer erwischt wird, muss mit saftigen Strafen rechnen
Nördlingen Das mit den Chlorophyll-Graffitis war eine nicht sehr geistreiche Idee. Sowohl um sich in der Graffiti-Szene Anerkennung zu verschaffen, als auch für den Fall, dass es einfach nur ein Lausbubenstreich gewesen sein sollte. Vier Kinder und Jugendliche haben Samstagnacht krakelige, grüne Schriftzüge an die Nördlinger Stadtmauer geschmiert (wir berichteten). Violette und grüne Herzen mit Initialen, den Rapper-Namen „21 Savage“und noch ein Gebilde, das einem typischen Graffito sehr nahe kommt, wurden daneben gemalt. Die Nördlinger Polizei hat am Sonntag gemeldet, dass die jungen Leute wohl Pflanzen aus dem rückseitigen Bereich der Nördlinger Stadtmauer bei der Straße An der Reimlinger Mauer gerupft haben. Warum und wie sie darauf gekommen sind, mit dem natürlichen Farbstoff die Stadt- zu beschmieren, ist bislang nicht bekanntgegeben worden. Weil sich der Pflanzenabrieb nach Polizeiangaben zunächst nicht ohne Weiteres beseitigen ließ, ermittelt die Polizeiinspektion Nördlingen wegen Sachbeschädigung. Die Polizei weiß bereits, um wen es sich bei den jungen Tätern handelt: Kinder und Jugendliche, die zwischen 2000 und 2005 geboren sind.
Am Montag ist beim Rundgang um die Stadtmauer sowohl von innen als auch von außen nichts mehr von den grünen Graffiti zu erkennen. Polizeichef Walter Beck vermutet, die Schriftzüge und Herzen mit Initialen könnten doch schon wieder entfernt worden sein. Andere Schmierereien halten dafür ewig. Selbst wenn die Farbe weg ist, erkennt man aus der Ferne oft dennoch, was dort einmal geschrieben wurde. Gerade ist die Stadtmauer wieder an einigen Stellen eingerüstet und wird saniert. Graffiti oder in Stein geritzte Initialen zu beseitigen oder gar dauerhaft von der Stadtmauer fernzuhalten, ist eine Sisyphosarbeit. Die Stadt wollte sich zu den jüngsten Schmierereien gestern nicht äußern.
Immer wieder gibt es rund um die Stadtmauer in Nördlingen Fälle von Vandalismus, in den Frickhinger Anlagen sprach eine Anwohnerin 2013 von einem Scherben-Hindernisslauf für Mütter mit ihren Kindern. Zerbrochene Flaschen und Glasscherben sind auch am Montagvormittag immer wieder zu finden.
Manche Plätze rund um die Stadtmauer sind gerade im Sommer und an den Wochenenden bei Jugendlichen beliebt. Ausmaße wie 2013 gibt es dennoch aktuell nicht. Damals fanden Mofarennen in den Grünanlagen statt. Die Polizei sprach immer wieder Platzverweise aus.
Für Jugendliche ist der Reiz des Graffiti-Sprühens eine immer wiemauer derkehrende Modeerscheinung. Die Stadtmauer ist zwar von einigen Schmierereien gezeichnet, aber nicht so beliebt wie beispielsweise alte Eisenbahnwaggons.
Wer erwischt wird, der muss nach Angaben der polizeilichen Kriminalprävention teilweise mit saftigen Strafen rechnen. Vor allem zivilrechtlich können Ansprüche gegenüber dem Verursacher 30 Jahre gültig bleiben. Wenn übrigens mehrere Jugendliche beim Sprayen erwischt werden, haftet jedes Gruppenmitglied für die gesamte Schadenssumme. Das sind die zivilrechtlichen Folgen.
Jugendlichen können nach dem Jugendgerichtsgesetz zudem strafrechtliche Folgen drohen. Tatverdächtige zwischen 14 und 21 Jahre könnten mit Verwarnungen, Arbeitsauflagen oder Jugendarrest bestraft werden. Kinder unter 14 Jahren gehen nach dem Jugendgerichtsgesetz straffrei aus.