Bahn: Businessplan ist der nächste Schritt
Ab Wilburgstetten könnten demnächst Personenzüge nach Dinkelsbühl fahren
Nördlingen/Dinkelsbühl Nachdem der Freistaat Bayern mit seiner Bestellgarantie potenziellen Betreibern eines künftigen Personenverkehrs auf der Bahnstrecke von Dombühl über Dinkelsbühl nach Wilburgstetten eine gewisse Perspektive geboten hat (wir berichteten), ist der zweite Teilabschnitt bis nach Nördlingen weit davon entfernt. Dieser gehört bekanntlich dem „Zweckverband Romantische Schiene“, der aus den Anliegergemeinden an der Strecke besteht.
Dort ist allerdings die Bereitschaft, sich für eine Reaktivierung des Personenverkehrs einzusetzen, äußerst begrenzt. Die Kommunen scheuen die Kosten, die eine Wiederbelebung der Trasse für sie verursachen würden. Sie müssten nämlich für die notwendige Modernisierung der Bahnübergänge auf ihren jeweiligen Gemarkungen sorgen, was eine sehr teure Angelegenheit werden würde.
Vor diesem Hintergrund sind sie mit der derzeitigen Situation, dass die Bayernbahn gelegentlich ihre Museumszüge fahren lässt und einen regelmäßigen Güterverkehr in einem überschaubaren Rahmen betreibt, keineswegs unglücklich. Deshalb ist bis jetzt eine aktive Rolle der Rieser Gemeinden ganz im Gegensatz zu den mittelfränkischen Kommunen in der ganzen Reaktivierungs-Diskussion ausgeblieben, wenngleich man einen künftigen Personenschienenverkehr zwischen Dombühl und Nördlingen im Grundsatz durchaus begrüßen würde. Nur stimmten derzeit die Rahmenbedingungen dafür nicht.
Auch im Landratsamt DonauRies sind in dieser Richtung keine großen Aktivitäten zu erkennen. Dort verweist man zu allererst auf die vom Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) vor geraumer Zeit erstellte Fahrgastprognose. Diese geht von erheblich weniger als 1000 Fahrgästen pro Tag zwischen Wilburgstetten und Nördlingen aus. Bekanntlich setzt der Freistaat die Zahl 1000 als Schwellenwert an, um Verkehre zu bestellen. Jürgen Kunofsky, im Landratsamt in Donauwörth für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verantwortlich, macht sich in diesem Zusammenhang auch für die Zukunft keinerlei Illusionen.
Die VGN-Prognose enthalte bereits optimistische Annahmen, was die wirtschaftliche Entwicklung des Rieses betreffe, sagte Kunofsky gegenüber unserer Zeitung. Selbst wenn zusätzliche Arbeitsplätze entstünden und die Siedlungsentwicklung sich weiter positiv entwickle, Symbolfoto: Mörzl würde die Zahl potenzieller Fahrgäste kaum steigen. Deshalb werde die Situation auf absehbare Zeit wohl so bleiben, wie sie sich derzeit darstelle.
Wie berichtet, ist die Streckenaktivierung zwischen Mittelfranken und dem Ries auch Thema im Bayerischen Landtag gewesen. Die SPDFraktion wollte erreichen, dass die Staatsregierung zwei Millionen Euro für die Verbesserung der Infrastruktur auf dem Teilabschnitt von Wilburgstetten bis nach Nördlingen aus dem Nachtragshaushalt locker macht, um wenigstens den Güterverkehr weiter aufrecht erhalten zu können. Der Antrag wurde jedoch sowohl im Wirtschafts- als auch im Haushaltsausschuss mit CSU-Mehrheit abgelehnt. Die Christsozialen sehen keinen aktuellen Handlungsbedarf.
Darüber hinaus ist auch noch nicht klar, ob im Teilbereich Dombühl-Wilburgstetten trotz der 15-jährigen Bestellgarantie des Freistaates eines Tages Personenzüge rollen werden. Noch gibt es keinen Betreiber, sondern mit dem Geschäftsführer der Tegernseebahn, Heino Seeger, lediglich einen Interessenten. Dieser muss zunächst eine Art Businessplan beim Bayerischen Verkehrsministerium präsentieren und darlegen, ob sich ein Zugverkehr für ihn wirtschaftlich betreiben lasse. Die entscheidende Frage dabei: Ist innerhalb von 15 Jahren eine Refinanzierung der geschätzten Investitionen von rund 18 Millionen Euro in die Strecke über die Trassenentgelte möglich?