Rieser Nachrichten

Knackige Unterschie­de

Nördlingen­s Bayernliga-Trainer Andreas Schröter blickt dem Saisonstar­t mit großer Vorfreude entgegen. Auch den Umgang mit Misserfolg­en sieht er als Herausford­erung

- Andreas Schröter:

Nördlingen Noch zwei Tage bis zum Start des TSV 1861 Nördlingen in seine erste Bayernliga­saison. Der souveräne Landesliga­meister der Saison 2017/18 betritt sportliche­s Neuland, fühlt sich aber gut gewappnet für die Herausford­erung, betont Trainer Andreas Schröter (48) im ausführlic­hen Interview mit unserer Zeitung.

Herr Schröter, am kommenden Samstag beginnt für den TSV Nördlingen ein ganz neues Kapitel seiner Fußballges­chichte. Freuen Sie sich auf die Bayernliga-Saison oder befürchten Sie, dass die Herausford­erung zu groß sein könnte?

Die Vorfreude auf die neue Spielklass­e ist riesengroß. Das Meistertea­m 2017/2018 hat eine überragend­e Saison gespielt, und die Landesliga­meistersch­aft in einer Deutlichke­it eingefahre­n, die uns nicht jeder zugetraut hätte. Mit dem erstmalige­n Bayernliga­aufstieg betreten wir natürlich ungewohnte­s Terrain. Mein junges Team hat große Qualität und hohes Tempo, was uns helfen wird, doch auch der Umgang mit Misserfolg­en wird eine spannende mentale Herausford­erung.

Die Pause war nach dem Ende der Meistersai­son extrem kurz, sogar manche Bundesligi­sten haben erst später mit der Vorbereitu­ng begonnen. Müssen Sie nicht Angst haben vor einem Substanzve­rlust in den nächsten Monaten, zumal ja teilweise dreimal die Woche gespielt wird?

Schröter: Die Belastung im Amateurfuß­ball hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, das ist richtig. Es wird oft vergessen, dass jeder von uns noch einen Job hat. Daher war es für uns auch wichtig, dass die sportliche Leitung den Kader qualitativ, aber insbesonde­re quantitati­v verbessert, was uns dank unseres Weges mit unserer starken Jugend auch gelungen ist. Gleichwohl werden im Training sicherlich Regenerati­onsphasen unumgängli­ch sein.

Den Verantwort­lichen des TSV Nördlingen ist es gelungen, das Aufstiegst­eam weitgehend zusammen zu halten und gezielt zu verstärken. Wie zufrieden sind Sie mit dem Personalta­bleau, das Ihnen in der Saison 2018/19 zur Verfügung steht? Schröter: Wie bereits erwähnt, konnte die Qualität beispielsw­eise mit den Offensivkr­äften wie Daniel Dewein oder Tobias Stelzle spürbar erhöht werden, doch speziell die Breite des Herrenkade­rs mit hungrigen Talenten lässt Platz für Überraschu­ngen.

Gibt es Neuzugänge, die Sie in der Vorbereitu­ng besonders beeindruck­t haben und denen Sie auf Anhieb den Sprung zum Stammspiel­er zutrauen? Schröter: Das hohe Tempo von Daniel Dewein passt zu unserem Spiel. Auch Tobias Stelzle hat eine interessan­te Spielweise, die uns unberechen­barer machen wird. Doch auch die Ballsicher­heit von Genrich Morasch oder Nicolai Geiß lässt uns sicherlich variabler agieren. Was mich aber noch mehr freut, ist die Tatsache, dass viele etablierte Spieler weiterhin den großen Willen der Weiterentw­icklung zeigen.

Der Wirbel um den Wechsel von Daniel Dewein vom SC Ichenhause­n nach Nördlingen hat fast die gesamte Vorbereitu­ng begleitet. Können Sie erklären, warum sich die beiden Vereine nicht einigen konnten und warum das Hickhack mit Deweins Verpflicht­ung als Vertragsam­ateur erledigt war? Was ist überhaupt ein Vertragsam­ateur?

Schröter: Bezüglich dieser Frage darf ich auf das Aufgabenge­biet und somit die sportliche Leitung Thomas Deubler und Andreas Langer verweisen. Als Übungsleit­er, der auch für den Bayerische­n Fußball-Verband im Einsatz ist, kennen Sie die Arbeit der Vereine gut. Wo sehen Sie die wichtigste­n Unterschie­de zwischen Landesliga und Bayernliga? Oder anders gefragt: Wie profession­ell wird der TSV 1861 Nördlingen in der Saison 2018/19?

Schröter: Für den sportliche­n Bereich sehe ich knackige Unterschie­de insbesonde­re in der taktischen Variabilit­ät der Bayernligi­sten. Auf gewisse Spielsyste­me wird viel aktiver und schneller erfolgsori­entiert reagiert. Bezüglich der Strukturen in der Fußballabt­eilung nimmt Uli Böhm als Leiter Marketing und Vertrieb eine extrem wichtige Rolle ein. Seine Ideen und Engagement bringen uns definitiv in die richtige Richtung. Trotzdem ist gerade der Ausbau helfender Ehrenamtsm­itglieder wichtiger, aber auch schwierige­r denn je.

Sie sind ja nicht nur Trainer der Bayernliga-Mannschaft, sondern auch Stellvertr­eter des Abteilungs­leiters und von daher in die Finanzplan­ung und Sponsoreng­espräche maßgeblich einge- bunden. Haben Sie nach dem Aufstieg eine Aufbruchss­timmung in Nördlingen und der Region feststelle­n können? Oder war es ein mühsames Geschäft, potenziell­e Unterstütz­er zu überzeugen?

Schröter: Die Strukturen sind inzwischen verändert, weshalb ich dieses Aufgabenge­biet nicht mehr begleite. Hier darf ich auf die Erkenntnis­se von Uli Böhm verweisen.

Sie haben den Ruf, Ihre Mannschaft stets sehr sorgfältig auf den jeweiligen Gegner einzustell­en. In einer völlig neuen Liga ist es gar nicht so einfach, die notwendige­n Informatio­nen zu bekommen, können wir uns vorstellen. Basteln Sie schon an einem neuen Netzwerk?

Schröter: Kenntnisse über den Gegner sind durchaus wichtig und verbessern die Vorbereitu­ng und die Einstellun­g der Spieler zur anstehende­n Aufgabe. An die eine oder andere Info werde ich über mein stetig wachsendes Netzwerk sicher wieder herankomme­n. Viel wichtiger sind aber nach wie vor die eigene Qualität und insbesonde­re die Teamstärke.

Die Saison beginnt mit einem Heimspiel gegen Sonthofen, dann geht es gleich zum Derby nach Rain und anschließe­nd kommt die SpVgg Hankofen-Hailing ins Gerd-Müller-Stadion. Was denken Sie über das Anfangspro­gramm?

Schröter: Mich freut, dass wir ein Heimspiel zum Start in die Bayernliga bekommen haben. Ich hoffe, dass dies die sicherlich vorhandene Nervosität etwas reduziert. Mit Rain haben wir am zweiten Spieltag gleich einen Titelaspir­anten vor der Brust, weshalb die Trauben hier sehr hoch hängen. Ein guter Start wäre für uns als Neuling sicherlich von Vorteil.

Taktisch ist viel mehr Variabilit­ät erkennbar

Apropos Rain. Nach vielen Jahren spielen die beiden Fußball-Aushängesc­hilder des Landkreise­s wieder in einer Liga. Wird es ein Konkurrenz­kampf auf Augenhöhe?

Schröter: Der TSV Rain hat eine gestandene Bayernliga­mannschaft, vermutlich auch andere Ziele und sicherlich auch eine ganz andere Finanzkraf­t im Hintergrun­d, weshalb sich diese Frage eigentlich von alleine beantworte­t. Die Derbys gegen Rain sind durchaus interessan­te Begegnunge­n,

Rain hat andere Ziele und eine andere Finanzkraf­t

aber eben nur zwei Spiele einer langen Bayernliga­saison. Wir wollen uns in der neuen Liga so schnell wie möglich zurechtfin­den und in jedem einzelnen Spiel mit großen Willen, Disziplin, Respekt und Charakter unsere Chancen nutzen.

Interview: Robert Milde

 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? Andreas Schröter gilt als taktisch versierter Trainer, der von seinen Akteuren viel ver langt, sie aber auch akribisch weiterentw­ickelt.
Foto: Szilvia Izsó Andreas Schröter gilt als taktisch versierter Trainer, der von seinen Akteuren viel ver langt, sie aber auch akribisch weiterentw­ickelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany