Airlines bitten Kunden zur Kasse
Wer seinen Koffer aufgeben möchte, muss heute oft extra bezahlen. Das Geschäftsfeld ist für Fluggesellschaften groß
Dublin/Frankfurt Die internationalen Fluggesellschaften suchen nach immer neuen Wegen, ihre Passagiere mehrfach zur Kasse zu bitten. Nach Erhebungen der Beratungsgesellschaft Ideaworks gehören dabei Gebühren für das Aufgabegepäck zu den wichtigsten Einnahmequellen neben den reinen Ticketkosten. Die einstmals im Ticketpreis enthaltene Gebühr für die Gepäckbeförderung wird zunehmend auch auf Fernflügen über den Nordatlantik verlangt.
Doch die Airlines sind noch erfinderischer: Wer mit Norwegian über den Atlantik fliegt, bei dem ist im Standardticket auch kein Essen mehr enthalten. Erste Gesellschaften wie der US-Billigflieger Spirit oder die mexikanische Volaris haben der Studie zufolge damit begonnen, die Preise für einige Dienstleistungen dynamisch festzulegen. Das heißt: Ist die Nachfrage hoch, müssen Passagiere besonders hohe Preise für Zusatzleistungen bezahlen.
Einen anderen Weg gehe der britische Ferienflieger Jet2.com, der sich immer mehr zum Reiseveranstalter wandle und den Kunden auch für die Zeit während ihres Urlaubsaufenthaltes Dienstleistungen wie Ausflüge oder Mietwagen anbiete.
Das Geschäftsmodell lohnt sich: Allein die US-Gesellschaft United verbuchte im vergangenen Jahr neben den reinen Ticketerlösen von den Passagieren rund 5,75 Milliarden Dollar zusätzlichen Umsatz, heißt es in der Untersuchung im Auftrag des Mobilitätsdienstleisters Cartrawler. Die Einnahmen stammten zu 59 Prozent aus extra verkauften Dienstleistungen.
Auch die europäischen Billigflieger Ryanair (2,3 Mrd Dollar) und Easyjet (1,3 Mrd Dollar) haben es unter die Top-Ten-Gesellschaften geschafft, was die passagiergebundenen Nebeneinnahmen angeht. Bei Ryanair zahlt laut Studie inzwischen die Hälfte der Passagiere für die Sitzplatzwahl. Zusammen erzielten die zehn größten Anbieter zusätzliche Umsätze von 29,7 Milliarden Dollar. Vor zehn Jahren hatte die Summe mit 2,1 Milliarden noch nicht einmal ein Zehntel betragen. Die höchsten Pro-Kopf-Nebeneinnahmen von knapp 51 Dollar pro Flug erzielte der US-Billigflieger Spirit, der ein besonders radikales Preissystem verfolgt, in dem bereits Handgepäck extra kostet.
Europas Fluggesellschaften gelten als besonders kreativ, wenn es darum geht, von ihren Fluggästen zusätzliche Entgelte zu kassieren. In Europa stammte 2017 nahezu jeder zehnte Umsatz-Euro aus den Zusatzgebühren, was auch an dem hohen Anteil der Billigflieger am gesamten Luftverkehr liegt. Diese haben das System der Zusatzgebühren so weit getrieben, dass auch die herkömmlichen Airlines aus Wettbewerbsgründen das Konzept ganz oder zumindest in Teilen kopiert haben.