Sie sehen von oben, wenn es brennt
Gemeinsam mit Pilot Werner Rühmann ist Michael Dinkelmeier als Luftbeobachter im Landkreis und darüber hinaus unterwegs. Welche Schwierigkeiten seine Aufgabe mit sich bringt
Landkreis Sie haben die beste Aussicht, wenn sie mit dem Flugzeug über dem Landkreis schweben. Können den Blick schweifen lassen, je nach Wetterlage ist der Horizont schier unendlich. So hat Michael Dinkelmeier auf seinen Touren mit Glück schon die Münchner AllianzArena gesehen.
Doch allzu lange kann der 23-Jährige seinen konzentrierten Blick nicht vom Boden abwenden und in die Ferne schauen. Denn er ist nicht auf einem vergnüglichen Rundflug unterwegs, sondern hat die verantwortungsvolle Aufgabe eines Luftbeobachters. Auf dem Sitz neben Pilot Werner Rühmann startet er vom Flugplatz in Genderkingen aus eine rund eineinhalbstündige Tour. Die führt über Monheim und Nördlingen, über Dillingen und Mering und über Aichach und Meitingen zurück zum Ausgangspunkt. Für den dortigen Stützpunkt stehen dem Landkreis Donau-Ries neun ausgebildete, ehrenamtlich tätige Luftbeobachter zur Verfügung, teilt Regina Rybka mit, die beim Landratsamt für den Katastrophenschutz zuständig ist. „Wir sind verantwortlich für die Organisation der Waldbrandbeobachtungsflüge, ich kümmere mich darum, dass ein Beobachter zum gewünschten Zeitpunkt eingeteilt wird“, sagt sie.
Michael Dinkelmeier hat seine zum Luftbeobachter vor vier Jahren absolviert. Die dauerte eine Woche lang und fand an der Feuerwehrschule in Würzburg statt. „Ich wurde im Zuge meiner Ausbildung am Landratsamt gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, und habe es dann gemacht“, sagt er. Einmal jährlich findet zudem ein Treffen aller Luftbeobachter statt, bei dem sie sich gemeinsam weiterbilden und Szenarien trainieren. „Wir müssen den Piloten lotsen, im Ernstfall müssen wir dann die Feuerwehren zum Brandort navigieren“, erklärt der 23-Jährige. Im laufenden Jahr ist Dinkelmeier aktuell zweimal in die Luft gegangen, mit Pilot Werner Rühmann bildet er ein eingespieltes Team. „Ich gebe ihm die Route vor, er achtet aber darauf, ob da eine Luftraumsperrzone ist und er einen kleinen Umweg fliegen muss“, erklärt Dinkelmeier. Seit 30. Juli wurde vom Genderkinger Flugplatz täglich ein Beobachtungsflug gestartet. Wann geflogen wird, das entscheidet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Pfaffenhofen an der Ilm. Das ordnet die Waldbrandgefahr in fünf Stufen ein, ab der vierten starten die Flüge. Die endgültige Anweisung kommt dann von der Regierung von Schwaben.
Geflogen wird immer im ZeitFortbildung fenster zwischen 15 und 18 Uhr. „Da wird erwartet, dass am meisten Betrieb herrscht und viele Menschen am Waldrand unterwegs sind“, erklärt Dinkelmeier. Gerade durch unachtsam weggeworfene Zigaretten oder durch Glasflaschen könne sich der trockene Boden schnell entzünden. Heuer hatte er noch keine Vorkommnisse, doch es kann durchaus vorkommen, dass der Blick von oben zunächst täuscht. Denn wenn ein Mähdrescher Staub aufwirbelt, könne Dinkelmeier nicht gleich erkennen, ob es sich um einen Brand handelt. „Wenn wir näher an die Stelle ranfliegen, erkennen wir ziemlich schnell, was los ist.“Schwierigkeiten gebe es aber, kleinere Ortschaften genau zu benennen. „Da suche ich dann nach Bahnlinien oder Kirchen“, sagt Dinkelmeier.
Rühmann, der seit 1980 Pilot ist und seit 13 Jahren der Luftrettungsstaffel angehört, hat in dieser Funktion auch noch keinen Waldbrand gesehen. „Aber als ich einmal mit einem Flugschüler unterwegs war, haben wir bei Mertingen einen entdeckt und die Feuerwehr alarmiert“, sagt er.
Für die kommenden Tage soll laut Prognosen erst einmal Ruhe einkehren. „Durch den angesagten Regen ist lediglich mit Stufe 3 zu rechnen“, meint Rybka. Doch die nächsten Flüge kommen heuer bestimmt noch.