Rieser Nachrichten

Sie sehen von oben, wenn es brennt

Gemeinsam mit Pilot Werner Rühmann ist Michael Dinkelmeie­r als Luftbeobac­hter im Landkreis und darüber hinaus unterwegs. Welche Schwierigk­eiten seine Aufgabe mit sich bringt

- VON DANIEL DOLLINGER

Landkreis Sie haben die beste Aussicht, wenn sie mit dem Flugzeug über dem Landkreis schweben. Können den Blick schweifen lassen, je nach Wetterlage ist der Horizont schier unendlich. So hat Michael Dinkelmeie­r auf seinen Touren mit Glück schon die Münchner AllianzAre­na gesehen.

Doch allzu lange kann der 23-Jährige seinen konzentrie­rten Blick nicht vom Boden abwenden und in die Ferne schauen. Denn er ist nicht auf einem vergnüglic­hen Rundflug unterwegs, sondern hat die verantwort­ungsvolle Aufgabe eines Luftbeobac­hters. Auf dem Sitz neben Pilot Werner Rühmann startet er vom Flugplatz in Genderking­en aus eine rund eineinhalb­stündige Tour. Die führt über Monheim und Nördlingen, über Dillingen und Mering und über Aichach und Meitingen zurück zum Ausgangspu­nkt. Für den dortigen Stützpunkt stehen dem Landkreis Donau-Ries neun ausgebilde­te, ehrenamtli­ch tätige Luftbeobac­hter zur Verfügung, teilt Regina Rybka mit, die beim Landratsam­t für den Katastroph­enschutz zuständig ist. „Wir sind verantwort­lich für die Organisati­on der Waldbrandb­eobachtung­sflüge, ich kümmere mich darum, dass ein Beobachter zum gewünschte­n Zeitpunkt eingeteilt wird“, sagt sie.

Michael Dinkelmeie­r hat seine zum Luftbeobac­hter vor vier Jahren absolviert. Die dauerte eine Woche lang und fand an der Feuerwehrs­chule in Würzburg statt. „Ich wurde im Zuge meiner Ausbildung am Landratsam­t gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, und habe es dann gemacht“, sagt er. Einmal jährlich findet zudem ein Treffen aller Luftbeobac­hter statt, bei dem sie sich gemeinsam weiterbild­en und Szenarien trainieren. „Wir müssen den Piloten lotsen, im Ernstfall müssen wir dann die Feuerwehre­n zum Brandort navigieren“, erklärt der 23-Jährige. Im laufenden Jahr ist Dinkelmeie­r aktuell zweimal in die Luft gegangen, mit Pilot Werner Rühmann bildet er ein eingespiel­tes Team. „Ich gebe ihm die Route vor, er achtet aber darauf, ob da eine Luftraumsp­errzone ist und er einen kleinen Umweg fliegen muss“, erklärt Dinkelmeie­r. Seit 30. Juli wurde vom Genderking­er Flugplatz täglich ein Beobachtun­gsflug gestartet. Wann geflogen wird, das entscheide­t das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) in Pfaffenhof­en an der Ilm. Das ordnet die Waldbrandg­efahr in fünf Stufen ein, ab der vierten starten die Flüge. Die endgültige Anweisung kommt dann von der Regierung von Schwaben.

Geflogen wird immer im ZeitFortbi­ldung fenster zwischen 15 und 18 Uhr. „Da wird erwartet, dass am meisten Betrieb herrscht und viele Menschen am Waldrand unterwegs sind“, erklärt Dinkelmeie­r. Gerade durch unachtsam weggeworfe­ne Zigaretten oder durch Glasflasch­en könne sich der trockene Boden schnell entzünden. Heuer hatte er noch keine Vorkommnis­se, doch es kann durchaus vorkommen, dass der Blick von oben zunächst täuscht. Denn wenn ein Mähdresche­r Staub aufwirbelt, könne Dinkelmeie­r nicht gleich erkennen, ob es sich um einen Brand handelt. „Wenn wir näher an die Stelle ranfliegen, erkennen wir ziemlich schnell, was los ist.“Schwierigk­eiten gebe es aber, kleinere Ortschafte­n genau zu benennen. „Da suche ich dann nach Bahnlinien oder Kirchen“, sagt Dinkelmeie­r.

Rühmann, der seit 1980 Pilot ist und seit 13 Jahren der Luftrettun­gsstaffel angehört, hat in dieser Funktion auch noch keinen Waldbrand gesehen. „Aber als ich einmal mit einem Flugschüle­r unterwegs war, haben wir bei Mertingen einen entdeckt und die Feuerwehr alarmiert“, sagt er.

Für die kommenden Tage soll laut Prognosen erst einmal Ruhe einkehren. „Durch den angesagten Regen ist lediglich mit Stufe 3 zu rechnen“, meint Rybka. Doch die nächsten Flüge kommen heuer bestimmt noch.

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Foto: LRA Heuer haben die Brandbeoba­chter im Landkreis Donau Ries glückliche­rweise noch keine gefährlich­en Entdeckung­en gemacht. In den vergangene­n Jahren gab es einzelne Fäl le. Im Bild ist ein Brand am Waldrand von Amerdingen im Juli 2013 zu sehen.
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Foto: Daniel Dollinger Michael Dinkelmeie­r und Werner Rühmann (von links) sind im Landkreis und darüber hinaus unterwegs, um nach Waldbrände­n Ausschau zu halten.

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