Nach der WM Analyse: Rettig kritisiert Özil
Dem St. Pauli-Manager missfällt, wie sich der Nationalspieler aus der DFB-Elf verabschiedet hat. Lob für Löw
Augsburg Mit Spannung war die öffentliche Aufarbeitung des WMDesasters durch Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff erwartet worden. Manager und Trainer der Bundesliga nehmen die WM-Analyse gemischt auf.
● Andreas Rettig Der Geschäftsführer des FC St. Pauli lobt Joachim Löw – und kritisiert Mesut Özil: „Mir hat die selbstkritische Darstellung des Bundestrainers gefallen. Ich habe ihn ein wenig darum bewundert, wie gelassen er mit dem erneuten Fehlverhalten von Mesut Özil umgegangen ist.“Löw hatte in der Pressekonferenz davon berichtet, dass er von Özils Berater über dessen Rücktritt informiert worden war – ein persönliches Gespräch hätte es, allen Kontaktversuchen Löws zum Trotz, aber nicht gegeben. Für Rettig ein Unding: „Für mich ist das nicht tolerierbar und respektlos dem Bundestrainer gegenüber. Dass Özil sich auf mehrere Kontaktversuche hin nicht gemeldet hat – das hat mir die Sprache verschlagen.“Rettig hatte in einem Interview mit unserer Zeitung kritisiert, dass dem DFB eine Gesamtstrategie zur Aufarbeitung des WM-Desasters fehle. Dass moniert wird, die WMAnalyse sei vor allem lang, aber inhaltlich dünn gewesen, kann Rettig nicht nachvollziehen: „Man sollte nicht kritisieren, dass es eine lange Pressekonferenz war. Die Länge war dem desaströsen Auftreten bei der WM angemessen.“
● Max Eberl Der Manager von Borussia Mönchengladbach ist überzeugt davon, dass Löw die richtigen Schlüsse aus der WM-Blamage gezogen hat. Löw habe über Jahre einen „überragenden Job gemacht“, weswegen sich die Bundesliga-Klubs schon solidarisch mit ihm erklärt hatten. Löw habe Fehler gemacht, die er auch zugegeben hat. „Seine Mannschaft hat ein sehr schlechtes Turnier gespielt, aber er hat auch seine Konsequenzen daraus gezogen. Mit dieser Analyse war für uns klar, dass dieser Trainer, der Lust und Mut hat, diese Herausforderung anzunehmen, unsere Solidarität verdient.“Eberl halte nichts davon, nach einem schlechten Ergebnis gleich den Trainer abzusetzen. „Dann darf keiner mehr einen Fehler machen.“
● Julian Nagelsmann Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hat Bundestrainer Joachim Löw gegen mediale Kritik an seiner WM-Analyse verteidigt. „Der DFB arbeitet bei der Analyse sehr gewissenhaft. Ich finde es nicht richtig, wenn man da draufhaut und sagt, das war ein bisschen Wischiwaschi. Ich finde, wir sollten warten und die Arbeit bewerten“, sagte der 31 Jahre alte Coach am Donnerstag in Sinsheim. Nagelsmann erzählte, er habe nicht so viel gesehen, sondern „mehr gelesen“. „Er hat sehr, sehr viel gute Dienste geleistet. Wir sollten nicht vorweg schon draufhauen“, sagte der Trainer der Kraichgauer über Kollege Löw. Die erstmalige Nominierung seines Profis Nico Schulz erfreut Nagelsmann. „Das hat er sich verdient. Seine große Waffe ist die Körperlichkeit und die Wucht mit seinem Tempo.“
● Thomas Hitzlsperger Der ehemalige Nationalspieler ist von Löws Neustart nicht überzeugt. Dem BR sagte der 36-Jährige, der beim VfB Stuttgart für die Lizenzspielerabteilung zuständig ist: „Es war nicht der große Wurf. Die Ankündigung klang anders.“Hitzlsperger hatte sich sowohl bei der Mannschaft als auch im Betreuerteam mehr Veränderungen erwartet. Nun nimmt er die Nationalspieler in die Pflicht: „Die größte Veränderung kann nur auf dem Platz passieren.“