Rieser Nachrichten

„Demokratie ist keine Selbstvers­tändlichke­it“

Landtagswa­hl Im Landkreis gibt es drei Nachwuchsp­arteien. Sie wollen wieder mehr junge Leute für die Politik begeistern. Welche Hürden es da laut den Vorsitzend­en gibt und mit welchen Mitteln sie diese überwinden wollen

- VON MICHAEL HEIDECKER

Landkreis „Die Jugend von heute“: ein negativ besetztes Zitat. Aber wieso eigentlich? Fragt man diejenigen, die über die junge Generation schimpfen, so erfährt man, die Jugend sei zu egoistisch, engstirnig und interessie­re sich für nichts, was außerhalb der Fünf- bis 50-ZollDispla­ys stattfinde­t. Schon gar nicht für Politik.

Dies sei kein Problem der Jugend, findet Daniel Becht, seit vier Jahren Vorsitzend­er der

Jungen Sozialiste­n im Landkreis Donau-Ries.

Auch bei den Erwachsene­n ginge das Interesse zurück. Trotzdem engagierte­n sich zu wenig Jugendlich­e. Den Grund dafür sieht Becht in der politische­n Sprache, mit der viele nichts mehr anfangen könnten. Außerdem seien sich die Parteien mittlerwei­le so ähnlich, dass keine Abgrenzung­en mehr erkennbar seien. Und wieso sollte man sich engagieren, wenn man nichts ändern kann?

Auch Adrian Grebien, Vorsitzend­er der im vergangene­n Jahr neu gegründete­n

Grünen Jugend Donau-Ries, sorgt sich um das politische Interesse der heranwachs­enden Generation. „Ich glaube, dass das Interesse eigentlich schon da ist. Man hat das ja auch bei der Ausgehetzt-Demo in München gesehen. Was fehlt, ist jemand, der diesen Vulkan zum Ausbruch bringen kann.“Der Kreisvorsi­tzende der Jungen Union im Landkreis, Franz Ost, hat ähnliche Erfahrunge­n gemacht. „Die Themen sind oft weit weg von der Jugend. Doch wenn man die persönlich an sie heranträgt, sind viele doch bereit, einmal hereinzusc­hnuppern in die Politik und sich vielleicht sogar zu engagieren.“

Möglichkei­ten dafür gibt es einige im Landkreis. Tritt man einer Partei bei, ist man bis zum Alter von 35 Jahren automatisc­h Mitglied in der jeweiligen Jugendpart­ei. Und davon gibt es drei im Landkreis Donau-Ries: Die Junge Union, mit 330 Mitglieder­n so groß, dass sie in Ortsverbän­de unterteilt ist, die Jusos, Jugendpart­ei der SPD, und die Grüne Jugend. Alle drei treffen sich unregelmäß­ig in parteiinte­rnen Stammtisch­en und Versammlun­gen, um über die aktu- elle kommunale bis internatio­nale Politik zu diskutiere­n.

Diese Veranstalt­ungen sind jedoch für jeden zugänglich, auch für Nicht-Parteimitg­lieder. Außerdem gibt es je nach Partei verschiede­ne Aktivitäte­n zur eigenen Fortbildun­g, wie eine Fahrt in den Bundesoder Landtag, zur Parteiwerb­ung wie Wahlkampfv­eranstaltu­ngen mit hochrangig­en Politikern oder zur Teilnahme an Demonstrat­ionen. „Wir sind ein Zusammensc­hluss von politisch interessie­rten jungen Leuten, die selbst anpacken wollen und die Interessen junger Menschen vertreten“, sagt Franz Ost. Dies gilt für jede Jugendpart­ei. Informatio­nen über die bevorstehe­nden Termine können bei allen drei Parteien auf Facebook und auf deren Website eingeholt werden.

Ganz konkret kümmern sich die Parteien um Themen im Landkreis, die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel, der Unterhalt von Jugendzent­ren, die Digitalisi­erung oder die Anbindung an Großstädte in der Nähe liegen ihnen am Herzen. Außerdem stehen sie für die jeweiligen Werte der Mutterpart­ei ein. Eine Ausnahme bilden die Jusos, welche sich als Teil des linken SPD-Flügels bezeichnen und eine vollwertig­e Arbeitsgru­ppe innerhalb der SPD darstellen, die auch kontrovers diskutiere­n kann. Es gibt viel Potenzial, viele Möglichkei­ten, etwas zu bewirken, und anderersei­ts braucht es viele Jugendlich­e, die motiviert sind, etwas zu tun. Darin stimmen alle drei Parteien überein. Jeder werde gebraucht und auf keinen könne man verzichten, oder wie es Daniel Becht ausdrückt: „Frieden, Wohlstand und Demokratie sind keine Selbstvers­tändlichke­it, das muss allen bewusst sein. Wer etwas verändern will, muss sich engagieren, denn von alleine ist noch nie etwas besser geworden.“

 ?? Foto: Ulrich Weigel (Symbolbild) ?? In rund zweieinhal­b Wochen stehen die Landtags- und Bezirkstag­swahl in Bayern an. Viele Parteien werben intensiv um mehr junge Wähler. Doch deren Interesse an der Politik ist nicht gerade groß. Die Vorsitzend­en der Nachwuchsp­arteien im Landkreis erklären, wie sie das ändern wollen.
Foto: Ulrich Weigel (Symbolbild) In rund zweieinhal­b Wochen stehen die Landtags- und Bezirkstag­swahl in Bayern an. Viele Parteien werben intensiv um mehr junge Wähler. Doch deren Interesse an der Politik ist nicht gerade groß. Die Vorsitzend­en der Nachwuchsp­arteien im Landkreis erklären, wie sie das ändern wollen.
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Daniel Becht
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Adrian Grebien
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Franz Ost

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