„Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit“
Landtagswahl Im Landkreis gibt es drei Nachwuchsparteien. Sie wollen wieder mehr junge Leute für die Politik begeistern. Welche Hürden es da laut den Vorsitzenden gibt und mit welchen Mitteln sie diese überwinden wollen
Landkreis „Die Jugend von heute“: ein negativ besetztes Zitat. Aber wieso eigentlich? Fragt man diejenigen, die über die junge Generation schimpfen, so erfährt man, die Jugend sei zu egoistisch, engstirnig und interessiere sich für nichts, was außerhalb der Fünf- bis 50-ZollDisplays stattfindet. Schon gar nicht für Politik.
Dies sei kein Problem der Jugend, findet Daniel Becht, seit vier Jahren Vorsitzender der
Jungen Sozialisten im Landkreis Donau-Ries.
Auch bei den Erwachsenen ginge das Interesse zurück. Trotzdem engagierten sich zu wenig Jugendliche. Den Grund dafür sieht Becht in der politischen Sprache, mit der viele nichts mehr anfangen könnten. Außerdem seien sich die Parteien mittlerweile so ähnlich, dass keine Abgrenzungen mehr erkennbar seien. Und wieso sollte man sich engagieren, wenn man nichts ändern kann?
Auch Adrian Grebien, Vorsitzender der im vergangenen Jahr neu gegründeten
Grünen Jugend Donau-Ries, sorgt sich um das politische Interesse der heranwachsenden Generation. „Ich glaube, dass das Interesse eigentlich schon da ist. Man hat das ja auch bei der Ausgehetzt-Demo in München gesehen. Was fehlt, ist jemand, der diesen Vulkan zum Ausbruch bringen kann.“Der Kreisvorsitzende der Jungen Union im Landkreis, Franz Ost, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Die Themen sind oft weit weg von der Jugend. Doch wenn man die persönlich an sie heranträgt, sind viele doch bereit, einmal hereinzuschnuppern in die Politik und sich vielleicht sogar zu engagieren.“
Möglichkeiten dafür gibt es einige im Landkreis. Tritt man einer Partei bei, ist man bis zum Alter von 35 Jahren automatisch Mitglied in der jeweiligen Jugendpartei. Und davon gibt es drei im Landkreis Donau-Ries: Die Junge Union, mit 330 Mitgliedern so groß, dass sie in Ortsverbände unterteilt ist, die Jusos, Jugendpartei der SPD, und die Grüne Jugend. Alle drei treffen sich unregelmäßig in parteiinternen Stammtischen und Versammlungen, um über die aktu- elle kommunale bis internationale Politik zu diskutieren.
Diese Veranstaltungen sind jedoch für jeden zugänglich, auch für Nicht-Parteimitglieder. Außerdem gibt es je nach Partei verschiedene Aktivitäten zur eigenen Fortbildung, wie eine Fahrt in den Bundesoder Landtag, zur Parteiwerbung wie Wahlkampfveranstaltungen mit hochrangigen Politikern oder zur Teilnahme an Demonstrationen. „Wir sind ein Zusammenschluss von politisch interessierten jungen Leuten, die selbst anpacken wollen und die Interessen junger Menschen vertreten“, sagt Franz Ost. Dies gilt für jede Jugendpartei. Informationen über die bevorstehenden Termine können bei allen drei Parteien auf Facebook und auf deren Website eingeholt werden.
Ganz konkret kümmern sich die Parteien um Themen im Landkreis, die öffentlichen Verkehrsmittel, der Unterhalt von Jugendzentren, die Digitalisierung oder die Anbindung an Großstädte in der Nähe liegen ihnen am Herzen. Außerdem stehen sie für die jeweiligen Werte der Mutterpartei ein. Eine Ausnahme bilden die Jusos, welche sich als Teil des linken SPD-Flügels bezeichnen und eine vollwertige Arbeitsgruppe innerhalb der SPD darstellen, die auch kontrovers diskutieren kann. Es gibt viel Potenzial, viele Möglichkeiten, etwas zu bewirken, und andererseits braucht es viele Jugendliche, die motiviert sind, etwas zu tun. Darin stimmen alle drei Parteien überein. Jeder werde gebraucht und auf keinen könne man verzichten, oder wie es Daniel Becht ausdrückt: „Frieden, Wohlstand und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit, das muss allen bewusst sein. Wer etwas verändern will, muss sich engagieren, denn von alleine ist noch nie etwas besser geworden.“