Wie restriktiv ist die Fed?
Auf den ersten Blick scheint die Geldpolitik immer restriktiver zu werden. Immerhin zeigt der Ölpreis als klassischer Inflationstreiber deutliche Befestigungstendenzen. Und tatsächlich hat die USNotenbank die achte Zinserhöhung durchgeführt. Die Fed plant für 2018 noch eine, 2019 drei, 2020 eine Erhöhung, bevor 2021 dann der Zinserhöhungszyklus zum Stillstand kommen soll. Aber wie restriktiv ist die Fed auf den zweiten Blick wirklich?
Die ab November in Kraft tretenden Export-Sanktionen gegen den Iran und weitere Ölförderausfälle in Venezuela nähren Befürchtungen über eine drohende Angebotslücke am globalen Energiemarkt. Auch wegen der im Vorgriff auf die Sanktionen betriebenen Bunkermentalität vieler Industriestaaten ist mittlerweile der Ölpreis der Sorte Brent auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen.
Die wiederholte Aufforderung von US-Präsident Trump an die „Opec+“, also die klassische Opec und andere Ölförderstaaten wie Russland, mehr Öl zu fördern, fand erwartungsgemäß keine positive Reaktion. Man will sich nicht als Marionette der USA präsentieren.
Nicht zuletzt treiben Spekulanten am Terminmarkt den Ölpreis. Sie haben Blut oder besser Öl geleckt. Ihr Anlagenotstand in einem renditearmen Umfeld hat sie schnell auf den Zug steigender Notierungen aufspringen lassen. An den Finanzmärkten machen zurzeit bereits dreistellige Ölpreis-Schätzungen die Runde.
Aber wie wahrscheinlich ist dieses Extremszenario? Steigt der Ölpreis weiter, wird die Opec+ schließlich nicht zögern, ihre Fördermenge anzuheben. Insgesamt wird der Ölpreis zwar nicht mehr unter 70 Dollar pro Barrel fallen, doch ist bis zum Jahresende mit einem Absinken des Brent-Ölpreises auf 75 US-Dollar zu rechnen. Da sich der sommerliche Preisschub im Vorjahresvergleich bis zum Jahresende und darüber hinaus auswächst, ist schließlich auch mit einer Entschleunigung der Inflation zu rechnen. Das nimmt den Notenbanken viel restriktiven Handlungsdruck ab.
Insgesamt bleibt der reale USNotenbankzins nach Inflation selbst bei Vollausschöpfung der Zinserhöhungsagenda bis 2021 auf wirtschaftsfreundlich niedrigem Niveau. Dies gilt im Übrigen auch für die US-Staatsanleiherenditen. Im historischen Vergleich haben wir es mit einer zahmen geldpolitischen Restriktion zu tun.